Ein Loblied auf den Zauberstab der Phantasie / A Paean to the Magic Wand of Imagination

Über Joachim Ringelnatz‘ Gedicht Komm, sage mir, was du für Sorgen hast / About a Poem by Joachim Ringelnatz

In seinem Gedicht Komm, sage mir, was du für Sorgen hast stellt Joachim Ringelnatz den inneren Reichtum der Träume und der Phantasie dem äußeren, materiellen Reichtum gegenüber. Dabei erscheint der innere aber auch als Voraussetzung für äußeren Reichtum.

English Version

INHALT:

Blütezeit des Kabaretts in der Weimarer Republik

Joachim Ringelnatz Seemannskabarett

Die öffentliche Rolle als Selbstparodie

Melancholische Selbstironie

Joachim Ringelnatz: Komm, sage mir, was du für Sorgen hast

Innerer und äußerer Reichtum

Lakonisches Wiegenlied

Träume als Voraussetzung für eine humanere Welt

Joachim Ringelnatz: Der Mann  mit dem Matrosenherzen

Vom Schlangenpfleger zum Privatbibliothekar

Erste Auftritte als Künstler

Wie aus Hans Bötticher „Joachim Ringelnatz“ wurde

Wenn die Kunst den Körper auffrisst

Tödliches Auftrittsverbot

Blütezeit des Kabaretts in der Weimarer Republik

Mit dem Zusammenbruch des wilhelminischen Kaiserreichs entfielen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auch die rigiden Zensurbestimmungen für künstlerische Darbietungen. So wurden die Zwanzigerjahre zu einer Blütezeit des Kabaretts.

Allerdings war das Kabarett in der Weimarer Republik keineswegs durchweg politisch. Gerade der enorme Aufschwung der Kabarettkultur hatte zur Folge, dass es zu einer internen Differenzierung der Kabarettszene kam. Neben explizit politische Programme traten nun auch literarisch hochwertige, aber nicht notwendigerweise politische Darbietungen und schließlich auch stärker auf das Amüsement für gehobene Ansprüche abzielende Angebote. Hinzu kam die auf die pure Unterhaltung abzielende Brettl-Kultur.

Joachim Ringelnatz Seemannskabarett

Ein Künstler, der virtuos mit den verschiedenen Formen der Kabarettkultur spielte, war Joachim Ringelnatz. Vordergründig bediente er das Bedürfnis des Publikums nach leichter Unterhaltungskost, indem er in seine Texte einige zotenhafte Elemente einfließen ließ. Diese betonte er zusätzlich durch das Bühnenarrangement, zu dem eine halb geleerte Schnapsflasche ebenso gehörte wie ein „breitwogender Schiffergang“, der in ko­mischem Gegensatz stand zu seiner schmalen Gestalt.

Ringelnatz‘ Markenzeichen war ein Matrosenanzug, in dem er den Großteil seiner Auftritte bestritt. Er schlüpfte damit in die Rolle des Seemanns Kuttel Daddeldu, als der er die Moritaten aus seinem gleichnamigen, erstmals 1920 erschienenen Gedichtband zum Besten gab. Der Name „Daddeldu“ ist der Seemannssprache entlehnt, wo das Wort wohl aus dem Englischen „That’ll do“ (Genug für heute!) übernommen worden ist und die Einleitung des Feierabends bezeichnet.

Die öffentliche Rolle als Selbstparodie

Auf die Seemannssprache deutet auch das Pseudonym des Dichters hin, der eigentlich Hans Bötticher hieß. Der Name „Ringelnatz“ erinnert an „Ringelnass“, das Seemannswort für „Seepferdchen“. Mit diesem wurde Ringelnatz wegen seines markanten Gesichts – insbesondere der gebogenen Nase und dem vorspringenden Kinn – zuweilen verglichen.

So waren die Auftritte von Joachim Ringelnatz auch eine bewusste Selbstparodie. Dies gilt umso mehr, als er sein Leben lang von der Seefahrt begeistert war und lange davon geträumt hatte, als Matrose über die Weltmeere zu segeln – was ihm aber aufgrund seiner Sehschwäche verwehrt geblieben war.

Melancholische Selbstironie

Auch Ringelnatz‘ Gedichte sind oft von einer eigentümlichen Mischung aus Selbstironie und Melancholie geprägt. Dies machte seine Auftritte zu einer Art Vexierbild. Wer nur auf die Oberfläche schaute, sah einen hemdsärmeligen Seemann vor sich, der die Klippen des Lebens mit derbem Humor umschiffte. Wer genauer hinhörte, entdeckte dagegen einen sensiblen Künstler, der von seinen oft schmerzhaften Reisen durch die Stürme des Lebens erzählte.

So sah sich denn auch Erich Kästner veranlasst, den Lyriker gegen den Kabarettisten Ringelnatz zu verteidigen:

„Es ist so traurig, dass sich die meisten gewöhnt haben, über Ringelnatz als einen Hanswurst und  Suppenkaspar zu lachen. Merken denn so wenige, dass man keine Kabarettnummer, sondern einen Dichter vor sich hat?“

Zitate entnommen aus: Pape, Walter: Joachim Ringelnatz. Parodie und Selbstparodie in Leben und Werk, S. 190 (Kästner-Zitat) und S. 191 f. (Rezensionen zu Auftritten von Ringelnatz). Berlin und New York 1974: de Gruyter (neu aufgelegt 2018).

Joachim Ringelnatz: Komm, sage mir, was du für Sorgen hast

Es zwitschert eine Lerche im Kamin,
wenn du sie hörst.
Ein jeder Schutzmann in Berlin
verhaftet dich, wenn du ihn störst.

Im Faltenwurfe einer Decke
klagt ein Gesicht,
wenn du es siehst.
Der Posten im Gefängnis schießt,
wenn du als kleiner Sträfling ihm entfliehst.
Ich tät es nicht.

In eines Holzes Duft
lebt fernes Land.
Gebirge schreiten durch die blaue Luft.
Ein Windhauch streicht wie Mutter deine Hand.
Und eine Speise schmeckt nach Kindersand.
Die Erde hat ein freundliches Gesicht,
so groß, dass man’s von weitem nur erfasst.
Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.
Reich willst du werden? – Warum bist du’s nicht?

aus: Allerdings (1928)

Erstveröffentlichung 1926 in der Zeitschrift Simplicissimus

Innerer und äußerer Reichtum

„Reich willst du werden? – Warum bist du’s nicht?“ Isoliert betrachtet, wirken diese Worte wie ein Zitat aus einem von Ringelnatz‘ Kinderbüchern. Wie die erstaunte Frage eines Kindes, das nicht verstehen kann, warum es für seine Eltern schwerer sein soll als für andere, zu Wohlstand zu gelangen.

Erst aus dem Zusammenhang des Gedichts heraus wird deutlich, dass hier der nur wenigen Menschen erreichbare äußere dem allen zugänglichen inneren Reichtum gegenübergestellt wird. Letzterer ist dabei gerade für jene leichter zugänglich, die nicht so sehr auf materiellen Reichtum fixiert sind.

Wer ausschließlich nach materiellem Wohlstand strebt, wird in einem Stück Holz nur Heiz- oder Baumaterial sehen. Nur wer nicht gleich an die Funktionalität der Dinge denkt, sondern sie träumend verwandelt, kann in einem Holzstück den Duft eines fernen Landes riechen. Das Pfeifen des Windes im Kamin kann dann wie Lerchengesang klingen, und beim Essen einer unbedeutenden Speise kann sich – wie bei Marcel Prousts legendärem Madeleine-Kuchen – auf einmal wieder die Welt der Kindheit vor einem auftun.

Lakonisches Wiegenlied

Wahr ist natürlich auch: Phantasie muss man sich leisten können. Wer arm ist, wird nicht lange an einem Stück Holz riechen, sondern es in den Ofen werfen, um es warm zu haben. Den inneren dem äußeren Reichtum gegenüberzustellen, kann daher auch die Wirkung einer kitschigen Verharmlosung sozialer Ungleichheit haben.

Eben diesen Kitsch vermeidet das Gedicht jedoch durch den lakonisch-naiven Tonfall. Der schnörkellose Hauptsatzstil und die kindliche Sprache enthalten einen zugleich resignativen wie tröstlichen Subtext. Die Verse erinnern so ein wenig an das Wiegenlied einer Großmutter, die ihren vom Leben enttäuschten Enkeln über den Kopf streicht und ihnen dabei zuflüstert: „Weint nicht, meine Kleinen! Das Leben ist gemein – aber ihr habt ja noch eure Träume, diesen Reichtum kann euch niemand nehmen!“

Die „Gemeinheit“ des Lebens, mit der auch Ringelnatz selbst sich vielfach konfrontiert sah, wird in dem Gedicht denn auch keineswegs verschwiegen. Sie wird gleich in den ersten beiden Strophen angesprochen – und zwar mit derselben lakonischen Selbstverständlichkeit, mit der auch die vom Auge der Phantasie verwandelte Welt beschworen wird.

Der Schutzmann verhaftet dich, wenn du die Ordnung störst, der Wachmann im Gefängnis schießt vielleicht sogar auf dich. Die Staatsgewalt übt Gewalt aus – das liegt eben in ihrer Natur. Mitgefühl und Träume sind ihr fremd. Dies ist zumindest der Schluss, den die harte Gegenüberstellung von Traumbildern und sozialer Realität in den ersten beiden Strophen nahelegt.

Träume als Voraussetzung für eine humanere Welt

So enthält das Gedicht einerseits einen resignativen Unterton. Es geht von einer Welt aus, in der es soziale Ungerechtigkeit und eine mitleidslose Staatsgewalt gibt. Und statt zum revolutionären Kampf dagegen aufzurufen, verbreitet es den Trost von Traumwelten.

Andererseits ist es ja gerade die Besonderheit dieser Verse, dass sie auf der Wirklichkeit dieser Traumwelten beharren. Damit haben diese auch nicht einfach eine eskapistische Funktion. Sie deuten vielmehr an, dass der Traum von einer anderen Welt der erste Schritt zu einer Veränderung der Welt ist.

Daraus ergibt sich auch eine bestimmte Sichtweise der Kunst, die das Gedicht ebenfalls exemplarisch vor Augen führt. Ihre Rolle ist es aus dieser Perspektive nicht, ein möglichst realitätsnahes Abbild der sozialen Verhältnisse zu zeichnen. Ihre Hauptaufgabe wäre vielmehr eine Übung im Gebrauch des Zauberstabs der Phantasie, eines anderen Blicks auf die Welt, als Voraussetzung für die Erschaffung einer humaneren Welt.

Joachim Ringelnatz: Der Mann  mit dem Matrosenherzen

Unangepasst und unstet – das sind wohl die Begriffe, die zu benutzen wären, wollte man das Leben von Joachim Ringelnatz (Geburtsname Hans Bötticher) in zwei Worten zusammenfassen.

Entsprechende Tendenzen zeigten sich schon in der Schule – die Ringelnatz am liebsten mit dem Rücken ansah. Zwei Klassen musste er wiederholen, er wurde der Schule verwiesen und konnte seinen Abschluss nur mit Ach und Krach an einer privaten Lehranstalt machen.

Vier Monate vor seinem 18. Geburtstag heuerte Ringelnatz 1901 als Schiffsjunge an und fuhr zwei Jahre lang zur See, bis er aufgrund seiner Sehschwäche die Zulassung zum Matrosendienst einbüßte. Ringelnatz umging dieses Verbot jedoch, indem er sich zur Marine meldete und dort seinen Militärdienst ableistete. So konnte er während des Ersten Weltkriegs auch auf Schiffen zur Minenlegung und -räumung eingesetzt werden.

Vom Schlangenpfleger zum Privatbibliothekar

Nachdem ihm das Reisen über die Weltmeere verwehrt war, nahm Ringelnatz ein Wanderleben an Land auf. Dieses finanzierte er sich durch Hilfstätigkeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern. So war er u.a. als Tierpfleger an einer Schaubude mit Riesenschlangen tätig, als Aushilfskraft in einem Seemannsheim und als Handelsgehilfe. Außerdem betätigte er sich als Fremdenführer und als Schaufensterdekorateur, arbeitete – als Frau verkleidet – als Wahrsagerin in einem Bordell sowie als Dichter von Reklameversen.

Zwischen den einzelnen Erwerbstätigkeiten lagen auch immer wieder lange Phasen der Arbeits- und Obdachlosigkeit, in denen Ringelnatz unter erbärmlichsten Bedingungen lebte. Erst 1912 nahm er eine anspruchsvollere Tätigkeit als Privatbibliothekar in zwei adligen Haushalten auf – bei Heinrich Yorck von Wartenburg und bei Börries von Münchhausen.

Über die Frage, woher Ringelnatz‘ Abneigung gegen ein geregeltes Leben und seine Lust am Regelbruch kam, lässt sich nur spekulieren. Denkbar ist allerdings, dass er an einer Art Übervater-Syndrom litt. Sein Vater Georg Bötticher war selbst ein erfolgreicher Autor von Kinderbüchern und meist eher launisch-unterhaltenden Werken, der sich zudem als Grafiker einen Namen gemacht hatte.

Zwar hatte Ringelnatz ein gutes Verhältnis zu seinem Vater, von dem er stets mit Ehrerbietung sprach. Gerade dies könnte aber dazu geführt haben, dass sich die Auflehnung gegen die übermächtige Vaterfigur unbewusst Bahn brach und Ringelnatz gegen die geregelte Welt des Bürgertums aufbegehren ließ.

Erste Auftritte als Künstler

Schon während seiner Wanderjahre hat Ringelnatz sich auch immer wieder künstlerisch betätigt. Neben Gedichten und kürzeren Prosatexten fertigte er auch Gemälde an, durch deren Verkauf er sich teilweise seinen Lebensunterhalt verdiente.

1909 trug Ringelnatz erstmals eigene Werke in Kathi Kobus‘ Münchner Künstlerkneipe Simplicissimus vor. Finanziell waren die Auftritte, die ihm ein Freibier und ein wenig Trinkgeld einbrachten, zwar alles andere als interessant. Allerdings fand Ringelnatz hierdurch Zutritt zu den Kreisen der Münchner Bohème. Auch Max Reinhardt lernte er hier kennen, an dessen Berliner Kabarett Schall und Rauch er nach Kriegsende seine Karriere als reisender Vortragskünstler startete.

1910 veröffentlichte Ringelnatz auch erste Gedichte in Zeitschriften und in Buchform, ferner zwei Kinderbücher. 1912 folgte unter dem Titel Die Schnupftabaksdose ein weiterer Gedichtband, der zugleich einer seiner bekanntesten werden sollte.

Wie aus Hans Bötticher „Joachim Ringelnatz“ wurde

1919 begann Ringelnatz unter dem Pseudonym zu veröffentlichen und aufzutreten, mit dem er in die Literaturgeschichte eingehen sollte. Der Vorname Joachim („der von Jahwe Aufgerichtete“) verweist dabei auf die Religiosität des Dichters.

Der Nachname lässt sich zum einen auf die Ringelnatter beziehen, die wie ihr Namensträger an Land wie auf dem Wasser zu Hause ist. Zum anderen klingt darin aber auch das Seemannswort für Seepferdchen –“Ringelnass“ – an. Dieses wurde von Ringelnatz mehrfach gezeichnet und besungen. In der Bezugnahme auf das eigentümlich geformte Unterwasserwesen lässt sich darüber hinaus auch eine selbstironische Anspielung auf das Äußere des Künstlers sehen, insbesondere auf seine markante Nase und sein vorspringendes Kinn.

Wenn die Kunst den Körper auffrisst

Die 1920er Jahren waren für Ringelnatz künstlerisch ausgesprochen produktiv. In seiner Rolle als Seemann Kuttel Daddeldu tourte er unentwegt durch die Lande, er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, Kinderbücher und andere Prosa, trat im Rundfunk auf und stellte seine Gemälde aus. Dennoch lebte er mit seiner Frau – der 15 Jahre jüngeren Lehrerin Leonore Pieper, die er 1920 geheiratet hatte – anfangs unter so prekären Verhältnissen, dass er zeitweilig sogar noch einmal eine Hilfstätigkeit annehmen musste – dieses Mal in der Münchner Postüberwachungsstelle.

Als er 1929 mit seiner Frau nach Berlin umzog, hatte Ringelnatz sich zwar längst als Star der Kleinkunstszene etabliert. Dennoch waren seine Gagen und Honorare nach wie vor so bescheiden, dass er seinen Lebensunterhalt nur durch monatelange Tourneen bestreiten konnte. Dies zehrte zunehmend an seiner Gesundheit, die nach den langen Wanderjahren ohnehin angeschlagen war – u.a. war er infolge einer Schlägerei auf einem Auge erblindet.

So geriet Ringelnatz in einen Teufelskreis: Er brauchte die zahlreichen Auftritte zur Existenzsicherung, gleichzeitig wurde seine physische Existenz durch den Stress des Auftretenmüssens zerstört. Am Ende erkrankte er sogar an Tuberkulose.

Tödliches Auftrittsverbot

Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Ringelnatz mit einem Auftrittsverbot belegt. Als er in Dresden dennoch ein Gastspiel absolvieren wollte, wurde die Veranstaltung durch die Polizei abgebrochen. Ringelnatz wich in die Schweiz aus, trat in Basel und Zürich auf, aber den Verlust des deutschen Kleinkunstbiotops konnte das nicht aufwiegen.

Das Ehepaar Ringelnatz lebte nun erneut unter prekären Verhältnissen und war auf Freunde angewiesen, um die Behandlung der Tuberkulose des Dichters finanzieren zu können. Dessen Körper war allerdings mittlerweile so ausgelaugt, dass Ringelnatz bereits im November 1934, gerade erst 51 Jahre alt, in seiner Berliner Wohnung starb.

Beitrag über das Kabarett der Weimarer Republik auf rotherbaron:

Wortwitz und wilde Bühnen

Einen Eindruck von Ringelnatz‘ Vortragsweise vermittelt das Video zu seinem Gedicht Im Park:

Joachim Ringelnatz: Im Park

English Version

A Paean to the Magic Wand of Imagination

About a Poem by Joachim Ringelnatz

In a poem by the German writer Joachim Ringelnatz, the inner wealth of dreams and imagination is contrasted with the outer, material wealth. At the same time, inner wealth also appears as a prerequisite for outer wealth.

CONTENT

The Heyday of Cabaret in the Weimar Republic

The Sailor’s Cabaret of Joachim Ringelnatz

The Public Role as Self-Parody

Melancholic Self-Irony

Joachim Ringelnatz: Come, tell me what your worries are

Inner and Outer Wealth

Laconic Lullaby

Dreams as a Prerequisite for a More Humane World

Joachim Ringelnatz: The Man with the Sailor’s Heart

From a Snake Keeper to a Private Librarian

First Appearances as an Artist

How Hans Bötticher Became „Joachim Ringelnatz“

When Art Eats Up the Body

Deadly Performance Ban

The Heyday of Cabaret in the Weimar Republic

With the collapse of the Wilhelmine Empire, the rigid censorship regulations for artistic performances also disappeared. Thus the 1920s became a heyday of German cabaret.

However, cabaret in the Weimar Republic was by no means entirely political. It was precisely the enormous upswing in cabaret culture that led to an internal differentiation of the cabaret scene. In addition to explicitly political programmes, there were now also literary, but not necessarily political, performances and, finally, offerings aimed more at amusement for sophisticated tastes. In addition, the so-called „Brettl cultur“, which focused on pure entertainment, continued to exist.

The Sailor’s Cabaret of Joachim Ringelnatz

An artist who played virtuously with the various forms of cabaret culture was Joachim Ringelnatz. Superficially, he served the audience’s need for light entertainment by incorporating some bawdy elements into his texts. These he additionally emphasised through the stage arrangement, which included a half-emptied bottle of schnapps as well as a „broadly swaying sailor’s gait“, which stood in comical contrast to his slender figure.

Ringelnatz’s distinctive feature was a seaman’s suit, which he wore for most of his performances. With it, he slipped into the role of the sailor „Kuttel Daddeldu“, as whom he performed the ballads from his book of poems of the same name, first published in 1920. The name „Daddeldu“ is adapted from the nautical slang, where the word was probably derived from the English „That’ll do“ and refers to the end of the working day.

The Public Role as Self-Parody

The pseudonym of the poet, whose real name was Hans Bötticher, also points to the maritime slang. The name „Ringelnatz“ is reminiscent of „Ringelnass“, the German sailor’s word for „seahorse“. Ringelnatz was sometimes compared to this animal because of his distinctive face – especially the curved nose and the jutting chin.

Thus Joachim Ringelnatz’s performances were also a deliberate self-parody. This is all the more true because he himself was enthusiastic about seafaring throughout his whole life and had dreamed of sailing the oceans in his youth – which, however, remained an unfulfilled dream for him due to his visual impairment.

Melancholic Self-Irony

Ringelnatz’s poems, too, are often characterised by a peculiar mixture of self-irony and melancholy. This made his performances a kind of conundrum. Those who only looked at the surface saw a down-to-earth sailor in front of them, who circumnavigated the cliffs of life with coarse humour. Those who listened more closely discovered a sensitive artist who recounted his often painful journeys through the storms of life.

For this reason, Ringelnatz’s fellow writer Erich Kästner felt prompted to defend the lyricist against the cabaret artist:

„It is so sad that most people got into the habit of perceiving Ringelnatz as a buffoon to laugh at. Are there so few who realise that what they have before them is not a cabaret artist but a poet?“

Quotations staken from:

Pape, Walter: Joachim Ringelnatz. Parodie und Selbstparodie in Leben und Werk (Parody and Self-Parody in Life and Work), p. 190 (quotation from Kästner) and p. 191 f. (reviews of performances by Ringelnatz). Berlin and New York 1974: de Gruyter (reprinted 2018).

Joachim Ringelnatz: Come, tell me what your worries are

A lark is chirping in the chimney
when you hear it.
Every policeman in Berlin
will arrest you for disturbing him.

In the folds of a blanket
a face laments
when you see it.
The guard in the prison will shoot
if you, a petty prisoner, escape from him.
I would not.

In the fragrance of a piece of wood
lives a distant land.
Mountains stride through the blue breeze.
A breath of wind caresses motherly your hand.
And a dish tastes like childhood sand.
The earth has a friendly face,
so large that you can only see it from afar.
Come, tell me what your worries are.
You want to be rich? How come you’re not?

Ringelnatz, Joachim: Komm, sage mir, was du für Sorgen hast

from: Allerdings (1928)

first published 1926 in the literary magazine Simplicissimus

Rudolf Großmann (1882 – 1941): Portrait  of Joachim Ringelnatz on the cover of the poetry collection Allerdings (1928) Porträtzeichnung von Joachim Ringelnatz auf dem Cover von dessen Gedichtband Allerdings (1928); Wikimedia commons

Inner and Outer Wealth

„You want to be rich? – How come you’re not?“ Read separately, these words seem like a quote from one of Ringelnatz’s children’s books – like the astonished question of a child who cannot understand why it should be more difficult for his parents than for others to achieve prosperity.

Only in the context of the poem does it become clear that here the outer wealth, accessible only to a few people, is contrasted with the inner wealth, available to everyone – the latter being easier to attain for those who don’t focus too much on material wealth.

Those who strive exclusively for material prosperity will only see heating or building material in a piece of wood. Only those who do not immediately think of the functionality of things, but transform them by daydreaming, can smell the fragrance of a distant land in a piece of wood. The whistling of the wind in the fireplace can then sound like a lark’s song, and while eating an insignificant dish – as in the case of Marcel Proust’s legendary madeleine cake – the world of childhood can suddenly open up before those dreamers again.

Laconic Lullaby

On the other hand, of course, it’s also true that one has to be able to afford fantasy. If you are poor, you will not spend much time sniffing a piece of wood, but throw it into the stove to keep warm. Contrasting inner wealth with outer wealth can thus also have the effect of a corny trivialisation of social inequality.

However, it is precisely this kitsch that the poem avoids through its laconic, naïve tone. The unadorned main sentence style and the childlike language include a subtext that is both resigned and comforting. The verses are thus somewhat reminiscent of the lullaby of a grandmother who strokes her disappointed grandchildren’s heads, whispering: „Don’t cry, my little ones! Life is mean – but you still have your dreams, nobody can take this wealth away from you!“

After all, the „meanness“ of life, with which Ringelnatz himself was all too often confronted, is by no means concealed in the poem. It is addressed right in the first two stanzas – with the same laconic matter-of-factness with which the world transformed by the eye of the imagination is evoked.

The policeman arrests you if you disturb the social order, the guard in prison may even shoot at you. Those in power exercise power violently – that is their nature. Compassion and dreams are alien to them. This is at least the conclusion suggested by the harsh juxtaposition of dream images and social reality in the first two stanzas.

Dreams as a Prerequisite for a More Humane World

Thus, on the one hand, the poem has a resigned undertone. It is based on the assumption of a world in which social injustice and a compassionless state power prevail. And instead of calling for a revolutionary struggle against this, it spreads the comfort of dream worlds.

On the other hand, it is precisely the particularity of these verses that they insist on the reality of dream worlds. As a result, they do not simply have an escapist function. Rather, they suggest that the dream of another world is the first step towards changing the world.

This also brings about a certain view of art, exemplified by the poem. According to this view, its role is not to draw a picture of social conditions that is as close to reality as possible. Instead, its main task would be an exercise in the use of the magic wand of imagination, in a different way of looking at the world, as a prerequisite for the creation of a more humane world.

Joachim Ringelnatz: The Man with the Sailor’s Heart

Non-conformist and unsteady – these are probably the terms that would have to be used if someone wanted to sum up the life of Joachim Ringelnatz (birth name Hans Bötticher) in two words.

Corresponding tendencies were already evident at school – which Ringelnatz preferred to look at with his back. He had to repeat two classes, was expelled from school and could only graduate by the skin of his teeth at a private educational institution.

In 1901, four months before his 18th birthday, Ringelnatz signed on as a ship’s boy and went to sea for two years. Then he forfeited his admission to sailor service due to his visual impairment. Ringelnatz circumvented this ban, however, by enlisting in the navy and doing his military service there. For this reason, he was also assigned to minesweeping and minelaying duties on ships during the First World War.

From a Snake Keeper to a Private Librarian

After being denied travelling across the oceans, Ringelnatz took up an itinerant life on land. He financed this by working as an auxiliary in various professions. For instance, he worked as an animal keeper in a show booth with giant snakes, as a temporary worker in a sailor’s home and as a commercial assistant. Moreover, he was active as a tour guide and window dresser, as a fortune teller – disguised as a woman – in a brothel and as a writer of advertising slogans.

Between the individual jobs there were repeatedly long periods of unemployment and homelessness, during which Ringelnatz lived in miserable conditions. It was not until 1912 that he took up a more demanding job as a private librarian for two aristocratic households.

The question of where Ringelnatz’s aversion to a regular life and his desire to oppose to everyday rules came from is not easy to answer. It is conceivable, however, that he suffered from a kind of superfather syndrome. His father Georg Bötticher was himself a successful author of children’s books and often humorous ballads and novels, who had also made a name for himself as a graphic artist.

It is true that Ringelnatz had a good relationship with his father, of whom he always spoke with reverence. However, precisely this could have led to an unconscious rebellion against the powerful father figure and the well-ordered world of the bourgeoisie.

First Appearances as an Artist

Even during his years of itinerancy, Ringelnatz was repeatedly active as an artist. In addition to poems and shorter prose texts, he also created paintings, some of which he sold to earn his living.

In 1909, Ringelnatz recited his own works for the first time in the Munich artists‘ tavern Simplicissimus. Financially, the performances, which earned him a free beer and a little tip, were anything but interesting. However, Ringelnatz did gain access to Munich’s bohemian circles in this way. Among others, he met Max Reinhardt there, at whose Berlin cabaret Schall und Rauch he started his career as a travelling cabaret artist after the end of the First World War.

In 1910, Ringelnatz published his first poems in magazines and in book form, as well as two children’s books. This was followed in 1912 by another book of poems entitled Die Schnupftabaksdose (The Snuff Box), which was to become one of his most famous works.

How Hans Bötticher Became „Joachim Ringelnatz“

In 1919, Ringelnatz began publishing and performing under the pseudonym with which he would become known in literary history. The first name – „Joachim“ („the one raised up by Yahweh/God“) – points to the poet’s religiousness.

The surname refers on the one hand to the „Ringelnatter“ (grass snake), which like its name bearer is at home both on land and on water. On the other hand, it also evokes the German sailor’s word for seahorse – „Ringelnass“. Ringelnatz drew and sang about it several times. The reference to the peculiarly shaped underwater creature is also a self-mocking allusion to the artist’s outer appearance, especially his prominent nose and his jutting chin.

When Art Eats Up the Body

The 1920s were artistically very productive for Ringelnatz. In his role as the sailor „Kuttel Daddeldu“, he toured the country incessantly, published several volumes of poetry, children’s books and other prose, appeared on the radio and exhibited his paintings. Nevertheless, he and his wife – the teacher Leonore Pieper, 15 years his junior, whom he had married in 1920 – initially lived in such precarious circumstances that he temporarily even had to take on another assistant’s job – this time in the Munich postal surveillance office.

When he moved to Berlin with his wife in 1929, Ringelnatz had long since established himself as a star of the cabaret scene. Nevertheless, his fees were still so modest that he could only make a living by touring for months on end. This increasingly took its toll on his health, which was already damaged after the long years of itinerancy – among other things, he had gone blind in one eye as a result of a brawl.

Thus Ringelnatz got caught in a vicious circle: he needed the numerous performances to secure his livelihood, but at the same time his physical existence was destroyed by the stress of having to perform. In the end, he even fell ill with tuberculosis.

Deadly Performance Ban

Immediately after the National Socialist seizure of power, Ringelnatz was banned from performing. When he nevertheless wanted to appear on stage in Dresden, the event was stopped by the police. Ringelnatz tried to make a living in Switzerland instead and performed in Basel and Zurich, but this could not compensate for the loss of the German cabaret biotope.

Ringelnatz and his wife were now once again living in precarious circumstances, relying on friends to pay for the poet’s tuberculosis treatment. By now, however, Ringelnatz’s body was so worn out that he died in his Berlin flat in November 1934, just 51 years old.

To get an impression of Ringelnatz’s performance style, see the video of his poem Im Park.

In a Park

A very small fawn stood by a very small tree,
silent and transfigured as in a dream.
That was at 11.02 at night.
And then, at four in the morning,
I came by again and found
the animal still caught up in a dream.
Now I crept quietly – I hardly breathed –
against the wind to the tree
and gave the deer a very small nudge.
And so I realised:
it was made of plaster.

Bilder /Images:Frederick Stuart Church (1842 – 1924): Die Meerjungfrau (Radierung aus dem Buch Choice Etchings, 1887) / he Mermaid (from the book Choice Etchings, 1887) Wikimedia commons; Joachim Ringelnatz als Seemann „Kuttel Daddeldu“/ as the Sailor „KuttelDaddeldu“ ; Cuxhaven, Joachim-Ringelnatz-Museum (Wikimedia commons); Genja Jonas (1895 – 1938): Joachim Ringelnatz bei einem Vortrag auf der Freilichtbühne Hellerau (1926)/Joachim Ringelnatz on the open-air stage Hellerau ; Wikimedia commons; Heinrich Eduard Linde-Walther (1868 – 1939): Joachim Ringelnatz; Lithographie von 1922 (Wikimedia commons); Joachim Ringelnatz, vor / before 1925 (Wikimedia Commons)

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