Charles Baudelaire: La fin de la journée (Das Ende des Tages)

Gedichte von Charles Baudelaire, 3

„Träumer“ ist in der Welt des Effizienzdenkens ein Schimpfwort. Für diejenigen, die in der Kunst zu Hause sind, liegt dagegen „alle Gewissheit (…) in den Träumen“. Sie glauben, wie Charles Baudelaire mit Edgar Allan Poe betont, „an die Träume als die einzigen Realitäten“.

Das Ende des Tages

Unter gespensterfahlen Himmeln
rennt, tanzt mit gellendem Geschrei
und dreht sich ohne Grund das Leben.
Und so, sobald am Horizont

sich der Palast der Nacht erhebt
und unter seinem Dach begräbt
die Scham, den Hunger und den Schmerz,
seufzt der Poet: „Endlich zu Haus!

Wie sehnt mein ganzes Wesen sich
heim in das Wiegenlied der Nacht!
Mein Herz, von düst’ren Träumen voll,

wie fühlt es sich geborgen dort!
O Lebensquell der Finsternis,
hüll mich in deine Daunen ein!“

Charles Baudelaire: La fin de la journée aus: Les Fleurs du mal (Die Blumen des Bösen; 1857), S. 342. Paris 1868: Michel Lévy Frères (Œuvres complètes, Bd. 1)

Zitat von Charles Baudelaireentnommen ausNotes nouvelles sur Edgar [Allan] Poe (Neue Anmerkungen zu Edgar Allan Poe; 1857), Abschnitt III.

Hintergrundinformationen zu dem Gedicht finden sich im Podcast zur Baudelaire-Reihe (Episode 4) sowie in Ebook und PDF zu den Fleurs du mal (Kapitel 5)

Vertonung von Louis Arlette (aus: Sacrilèges, 2023); Live im Pariser Musée Carnavalet:

Bild: John Atkinson Grimshaw (1836 – 1893): Evening Glow (Abendleuchten/-rot), um 1884Yale Center for British Art, Yale University (New Haven, Connecticut); Wikimedia commons

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