Zu Franz Josef Degenhardts Lied Deutscher Sonntag /On Franz Josef Degenhardt’s Song Deutscher Sonntag (German Sunday)
In der Bundesrepublik ertränkte man die Schatten der NS-Vergangenheit 1965 noch immer im Wirtschaftswunderglanz. Die daraus resultierende Atmosphäre einer bedrohlichen Behaglichkeit beschreibt Franz Josef Degenhardt in seinem Lied Deutscher Sonntag.
Die Bundesrepublik im Jahr 1965
1965 – in dem Jahr, in dem Franz Josef Degenhardt sein Lied Deutscher Sonntag herausbrachte – befand sich das deutsche Wirtschaftswunder auf seinem Höhepunkt: Das Nettoeinkommen der Erwerbstätigen stieg um 6,5 Prozent, es wurde fleißig konsumiert und für den Erwerb kostspieligerer Konsumgüter gespart, man ließ auf ausgedehnten Busreisen die Postkartenidyllen südlicher Landschaften an sich vorüberziehen und genoss die größer werdende Freizeit.
Der einzige Wermutstropfen für die von ihrer wirtschaftlichen Wiederauferstehung berauschten Deutschen war 1965 die Inflation, die mit 3,24 Prozent relativ hoch war. Ein Jahr später rutschte die Bundesrepublik zudem in die erste Rezession der Nachkriegszeit [1].
Verglichen mit späteren Wachstumseinbrüchen war zwar auch diese Konjunkturdelle relativ harmlos. Dennoch reichte sie aus, um eine allgemeine Krisenstimmung auszulösen. Schließlich fungierte das vielfach beschworene „Wirtschaftswunder“ fast schon als eine Art Religionsersatz. Es vermittelte den Gläubigen das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, und verhinderte so eine Auseinandersetzung mit der Verstrickung der Einzelnen in die nationalsozialistischen Verbrechen.
Das Wirtschaftswunder und die „Ehre der deutschen Soldaten“
Die Folgen davon konnten am 10. März 1965 beobachtet werden, als der Deutsche Bundestag über die Frage debattierte, ob Mord auch weiterhin nach 20 Jahren verjähren sollte. Hintergrund waren die im Namen der nationalsozialistischen Ideologie begangenen Morde.
Zwar einigte sich der Bundestag damals auf eine Verlegung des Stichtags, ab dem die Verjährungsfrist berechnet werden sollte, auf das Gründungsjahr der Bundesrepublik (1949), ehe 1979 nach mehreren weiteren Debatten die Verjährung für Mord komplett abgeschafft wurde. 1965 aber sprach Rainer Barzel, der Fraktionsvorsitzende und spätere Kanzlerkandidat der CDU/CSU, im Bundestag noch von der „Ehre der deutschen Soldaten“, die bei einer Verlängerung der Verjährungsfrist ebenso wenig beschädigt werden dürfe wie die Ehre jener, die nur aus „politischem Irrtum“ gemordet hätten [2].
Barzels Argumentation folgte damit eben jenem Gedanken eines angeblichen „Befehlsnotstands“, mit dem auch später noch die Verbrechen von „Hitler’s Willing Executioners [willigen Vollstreckern]“ – so der Titel des bahnbrechenden Werks von Daniel Goldhagen über den Holocaust (1996) – immer wieder entschuldigt wurden.
Ein Justizminister mit SA-Vergangenheit
Die realitätsferne Trennung der Deutschen in eine Riege ehrenhafter Staatsdiener und eine Clique barbarischer Nazi-Horden, welche die Anständigen zu Taten gezwungen hätten, die ihrem eigentlichen Wesen fremd gewesen seien, spiegelte sich auch im politischen Führungspersonal der Bundesrepublik wider. So wurde nach den Bundestagswahlen 1965 mit Richard Jaeger (CSU) ein Politiker zum Justizminister ernannt, der 1933, im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, in die SA eingetreten war [3].
Seit 1949 hatte Jaeger ununterbrochen dem Bundestag angehört. Einen Namen gemacht hatte er sich vor allem dadurch, dass er ein entschiedener Befürworter der Wiedereinführung der Todesstrafe war [4], sich aber gleichwohl nach den Nürnberger Prozessen für die Aufhebung der Todesurteile gegen NS-Kriegsverbrecher eingesetzt hatte. Als Vizepräsident des Deutschen Bundestags tat er sich 1970 dadurch hervor, dass er sich gegen den Auftritt von Hosen tragenden Frauen im Parlament aussprach [5].
Gespenstischer Wiederaufbaurausch
Von außen betrachtet, hatte das deutsche Wirtschaftswunder damit etwas Gespenstisches an sich. Während die konservative Elite es als Ausweis nationaler Größe deutete und die Arbeitstugend der Deutschen mit einer allgemeinen Tugendhaftigkeit gleichsetzte, die Krieg und Nationalsozialismus überdauert hätte, gab sich die breite Mehrheit der Bevölkerung mit kindlicher Lust der bunten Welt des Konsums hin.
Unter dieser scheinbar sorglosen, auf Hochglanz polierten Oberfläche wucherten die Gräuel der Vergangenheit weiter, all die Verbrechen, an denen die „anständigen Deutschen“ angeblich keine Schuld traf. Es war ein Leben wie in einer der alptraumhaften Visionen Alfred Kubins, ein Leben wie auf einem Vulkan, der jederzeit von neuem ausbrechen konnte.
Ein Sonntag zwischen „Mattscheibenspäßchen“ und „Bratenschweiß“
Eben diese Atmosphäre einer bedrohlichen Behaglichkeit klingt auch in Franz Josef Degenhardts Lied Deutscher Sonntag aus dem Jahr 1965 an. Der Liedermacher beschreibt darin einen typischen deutschen Sonntag jener Zeit, mit Kirchgang, Sonntagsbraten, nachmittäglichem Verdauungsspaziergang und abendlichen „Mattscheibenspäßchen“.
Dass die Aufzählung der Sonntagsrituale Unbehagen verursacht, liegt zunächst an dem Unfreien, Gezwungenen, das die immer gleichen Abläufe ausstrahlen. Dies scheinen auch die Betreffenden selbst so zu empfinden – was etwa deutlich wird, wenn die Frauen ihre Männer „heimlich vorwärts schieben“, da diese lieber in die Kneipe als in die Kirche gehen würden.
Daneben sorgt jedoch auch die Wortwahl dafür, dass sich Gefühle des Widerwillens einstellen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn vom „Bratenschweiß“ die Rede ist, der aus den „Fenstern dampft“, oder von den Mägen, die in der „fette[n] Stille“ „quellen“.
Die Präsenz des Krieges im Alltag
Das Lied spricht das Bedrohliche, das unter der Oberfläche des scheinbar friedlichen Sonntags lauert, zudem auch direkt an. So tauchen an zwei Stellen plötzlich beängstigende Geräusche auf, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt werden kann. In einem Fall handelt es sich dabei um einen nicht näher definierten Schrei, im anderen um einen Knall.
Dass damit auf die vergangenen Kriege angespielt wird, wird deutlich, wenn als Zielorte der Nachmittagsspaziergänge „Schlachtfeldstätten“ genannt und die „Greise“ erwähnt werden, die auf den Parkbänken „an Sedan denken“, den Ort einer entscheidenden Schlacht im Zweiten Weltkrieg. Die rührseligen Volkslieder vom „Wiesengrund“, wo „am Bach ein Birklein stund“, kontrastieren dabei auf dissonante Weise mit den ‚geröhrten‘ Chören der Stammtischbrüder, die ihre Soldatenlieder grölen, um „im Geiste mitzutreten, / mitzuschießen, mitzustechen“.
Die Sonntagsruhe als Friedhofsruhe
In der Summe gerinnt die Sonntagsruhe so zu einer Friedhofsruhe, die wie ein Intermezzo zwischen zwei Kriegen erscheint. Dadurch, dass die Gräueltaten des eigenen Volkes entweder hinter der Fassade eines brüchigen Friedens verborgen oder zu Heldentaten umgedeutet werden, dadurch, dass das Verhalten der Einzelnen ebenso selbstgefällig-pharisäerhaft bleibt wie vor dem Krieg, wären die Betreffenden auch jederzeit wieder zu einem neuen Krieg zu verführen. Das Ergebnis ist eine Art von Gemütlichkeit, die empfindsame Gemüter – wie es in dem Lied heißt – ‚frieren‘ lässt.
Die „Spinne Langeweile“, die „Fäden spinnt und ohne Eile / giftig-grau die Wand hochkriecht“, erscheint damit auch als Bild für die veränderungsfeindliche Atmosphäre der Adenauerzeit. Indem sie die Schatten der Vergangenheit in der glitzernden Wirtschaftswunderwelt ertränken, verfangen die Menschen sich erst recht in einem Netz des geistigen Stillstands.
Nachweise
[1] Vgl. Wirtschaftsdaten 1965; jahr1965.de/wirtschaft.
[2] Zit. nach Jasch, Hans-Christian / Kaiser, Wolf: Der Holocaust vor deutschen Gerichten. Amnestieren, Verdrängen, Bestrafen, Kap. 3: Die Verjährungsdebatten. Ditzingen 2017: Reclam (Ebook).
[3] Vgl. den Eintrag zu Richard Jaeger in: Schumacher, Martin (Hg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946 – 1972 (Ibach bis Jutzi), S. 555. Berlin 2006: Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (PDF).
[4] Vgl. Redaktion Gender-Blog: Die erste Hose im Bundestag. Zeitschrift für Medienwissenschaft, 14. Oktober 2020.
[5] Vgl. ARD (Panorama): Porträt des Justizministers Richard Jaeger (ab 05:57).
Franz Josef Degenhardt: Deutscher Sonntag; aus: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern (1965)
Live (1978)
Beitrag über das westdeutsche Nachkriegskabarett auf rotherbaron:
Das Kabarett wird zum Fernsehstar
Über Franz Josef Degenhardt
Franz Josef Degenhardt (1931 – 2011) war nach seinem Jurastudium zunächst am Institut für Europäisches Recht der Universität des Saarlandes tätig. Nach dem Abschluss seiner Promotion im Jahr 1966 setzte er sich als Rechtsanwalt für jene ein, die im Zuge der außerparlamentarischen Opposition ins Räderwerk der Justiz gerieten.
Degenhardt engagierte sich zunächst in der SPD, näherte sich später jedoch aus Enttäuschung über den konfrontativen Kurs der Partei gegenüber der APO der DKP an. Auf deren Veranstaltungen trat er auch immer wieder als Liedermacher auf. Dabei verstand er sich auch als Brückenbauer zwischen Ost und West und war ab 1983 korrespondierendes Mitglied in der Akademie der Künste der DDR.
Als Liedermacher kritisierte Degenhardt anfangs eben jene Zustände, unter denen die von ihm Verteidigten in den Gerichtsverfahren litten: Radikalenerlass, Notstandsgesetze, Polizeiwillkür. Zu Konstanten seines Engagements als Liedermacher entwickelten sich ein konsequenter Antimilitarismus und das Eintreten für eine humanere Gesellschaft. So protestierte er gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings ebenso wie gegen den Vietnamkrieg oder das atomare Wettrüsten.
Die Kritik an Militarismus und inhumanen gesellschaftlichen Strukturen prägen auch die von Degenhardt verfassten Romane. Sie sind mitunter autobiographisch geprägt und dienten teils auch als Filmvorlagen.

English Version
Sunday Cosiness on War Graves
On Franz Josef Degenhardt’s Song Deutscher Sonntag (German Sunday)
In 1965, the shadows of the Nazi past were still drowned in the glow of the economic miracle in West Germany. The resulting atmosphere of ominous comfort is described by Franz Josef Degenhardt in his song Deutscher Sonntag (German Sunday).
Franz Josef Degenhardt: German Sunday
On Sundays in the small town,
when the Spider Boredom
spins its threads and crawls up the wall without haste
in its poisonous greyness,
when outside it smells bright and freshly bathed,
no one will take me to the street.
Out of fear and anger
I let my red beard grow,
let the day go by,
squat by the window, read the paper,
cross my legs,
see, hear and smell in passing
the whole Sunday monotony.
Tada-da-da-dam …
There they go to church
family leader animals in front,
the women with little hats, little shoes, fitting little bags,
holding their husbands tightly by the arm
and pushing them secretly forward,
because they would rather stay at home.
And then they return
with the same evil look,
the women with little hats, little shoes, fitting little bags,
holding their husbands tightly by the arm
and dragging them home secretly,
so they don’t run off to pubs.
Tada-da-da-dam …
When the roast smells waft,
virgins stand around the chaplain,
who makes such lovely little jokes,
when there’s such harmless laughter,
when on all the windowsills
pudding steams, and from the taverns
the song of the meadowland resounds,
telling of a little birch that stood by the brook,
when all the bells are joining in
and the whole town gets hungry,
that’s exactly the time
when I’m freezing with cosiness.
Tada-da-da-dam …
The whole town squats and munches,
the roast sweat steams out of the windows.
The palate’s clicks break through the fat silence,
the sounds of bowls, of knives hitting bones,
and the bubbling of thick sauces.
Wasn’t there some screaming?
Don’t look out of the window now,
where on the walls of front gardens
crows with ruffled feathers lurk.
What was that screaming?
I’m getting so terribly well-fed.
Tada-da-da-dam …
When cigar clouds float,
puffy nostrils quiver,
from music chests Danube waves ripple,
gushing over stomachs,
the air feels like dammed up,
the whole city squats and digests.
Where did this loud bang come from?
Did a plane break through the sound barrier?
Or did the whole city burp at once?
The air smells sweet and sour.
I think I’m going to vomit.
Tada-da-da-dam…
Then it’s off to the battlefield sites,
to join in the kicking,
the shooting, the stabbing in spirit,
to take revenge for weekdays,
to roar words in chorus
that would only disturb the worship service.
Faithfully, bacon faces laugh
because bones will crack.
I plug the ears
of my children. Lost in dreams,
old men crouch on the park benches,
thinking of the battle of Sedan.
Tada-da-da-dam …
Then it’s walking hour,
they stroll through town, twice around.
Hats are pulled, now and then sparse nods,
a bow when a superior passes by.
Watch out that the cream balls
don’t roll into the gutter on this occasion!
Children dangle, pull on hands,
colourful bow-ties
like flies – legs torn out –
have been carefully placed around their necks,
so that they bite the children
when they try to flee to the railway embankment.
Tada-da-da-dam …
When the church bells ring for rest,
pubs only waste their light,
it gets tranquil in the sofa corners.
That’s the time when I dare to go out
to see whether the stars are lined up correctly.
Evening silence everywhere.
Only sometimes laughter like a gust of wind
after a TV shenanigan.
Everyone sips a last quick drink
and moans about the swelling belly
and the moaning neighbour
on Sundays in the small town,
on Sundays in the German town.
Franz Josef Degenhardt: Deutscher Sonntag
from: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
(Don’t play with the grubby kids; 1965)
Song of the meadowland: probably refers to the folk song Im schönsten Wiesengrunde (In the most beautiful meadowland).
Danube waves: allusion to Johann Strauss‘ waltz An der schönen blauen Donau (Blue Danube Waltz
Sedan: town in north-eastern France where decisive battles in wars between Germany and France took place in 1870 and 1940
When the church bells ring for rest (Wenn zur Ruh‘ die Glocken läuten): Verse from the canon O wie wohl ist mir am Abend (O how comfortable I feel in the evening)
Live (1978)
The Federal Republic of Germany in 1965
In 1965 – when Franz Josef Degenhardt published his song Deutscher Sonntag (German Sunday) – the German „Wirtschaftswunder“ (economic miracle) was at its peak: the net income of the working population rose by 6.5 per cent, people were eager to consume and save money for the purchase of more expensive consumer goods, they enjoyed the postcard idylls of southern landscapes on long bus trips as well as their increasing leisure time.
The only downer for the West Germans, intoxicated by their economic resurgence, was inflation in 1965, which was relatively high (3.24 per cent). One year later, the Federal Republic actually slipped into the first recession of the post-war period [1].
Compared to later slumps in growth, this economic downturn was relatively harmless. Nevertheless, it was enough to trigger a general mood of crisis. After all, the often invoked „Wirtschaftswunder“ almost functioned as a kind of substitute for religion. It gave believers the feeling that they had done everything right and thus allowed them not to confront their involvement in National Socialist crimes.
The Economic Miracle and the „Honour of German Soldiers“
The consequences of this could be observed on 10 March 1965, when the German Bundestag debated the question of whether murder should continue to be time-barred after 20 years. The discussion took place against the background of the murders committed due to National Socialist ideology.
It is true that the Bundestag agreed at the time to shift the cut-off date from which the statute of limitations was to be calculated to the founding year of the Federal Republic (1949), before it was completely abolished in case of murder in 1979. In 1965, however, Rainer Barzel, the parliamentary group leader and later candidate for chancellor of the conservative CDU/CSU, defended in a parliamentary debate the „honour of German soldiers“, which should not be damaged by an extension of the statute of limitations. According to Barzel, the same should apply to the honour of those who had only committed murder out of „political error“ [2].
Barzel’s argumentation thus followed the very idea of an alleged „Befehlsnotstand“ (command emergency), with which the crimes of „Hitler’s Willing Executioners“ – as the title of Daniel Goldhagen’s groundbreaking work on the Holocaust (1996) puts it – were repeatedly excused. According to this, the individual soldiers had no choice but to follow the orders of their superiors.
A Minister of Justice with a Nazi Background
The unrealistic division of the Germans into a group of honourable civil servants and a clique of barbaric Nazi hordes, who had forced the decent people to commit acts that were alien to their true nature, was also reflected in West Germany’s political leadership of the time. Thus, after the 1965 Bundestag elections, Richard Jaeger (CSU) was appointed Minister of Justice, a politician who in 1933, the year the National Socialists seized power, had joined their paramilitary wing, the so-called „SA“ (Sturmabteilung) [3].
Jaeger had been a member of the Bundestag without interruption since 1949. He had made a name for himself above all by being a firm advocate of the reintroduction of the death penalty [4]. Nevertheless, after the Nuremberg Trials, he had campaigned for the death sentences against Nazi war criminals to be revoked. As Vice-President of the German Bundestag in 1970, he made his mark by speaking out against the appearance of women wearing trousers in parliament [5].
Eerie Reconstruction Frenzy
Therefore, viewed from the outside, the German economic miracle had something eerie about it. While the conservative elite interpreted it as a sign of national greatness and equated the Germans‘ virtue of work with a general virtue that would have outlasted war and National Socialism, the broad majority of the population indulged in the colourful world of consumption with childlike delight.
Beneath this seemingly carefree, shiny surface, the horrors of the past continued to proliferate, all the crimes for which the „decent Germans“ were supposedly not to blame. It was a life like in one of Alfred Kubin’s nightmarish visions, a life like on a volcano that could erupt anew at any time.
A Sunday between „TV Shenanigans“ and „Roast Sweat“
It is precisely this atmosphere of ominous comfort that is echoed in Franz Josef Degenhardt’s song Deutscher Sonntag (German Sunday) from 1965. In it, the singer-songwriter describes a typical German Sunday of that time, with a walk to the church in the morning, Sunday roast, afternoon digestive walk and TV shenanigans in the evening.
The fact that the enumeration of Sunday rituals causes discomfort is first of all due to the unfree, forced impression created by the repetitive procedures. The people concerned seem to feel this way themselves, too – which becomes clear, for example, when the women „secretly push“ their husbands forward because the latter would rather go to the pub than to church.
In addition, the choice of words evokes feelings of reluctance. This is the case, for example, when the „roast sweat“ steaming out of the „windows“ is mentioned, or in the allusion to the stomachs „swelling“ in the „fat silence“.
The Presence of War in Everyday Life
The song also directly addresses the ominous that lurks beneath the surface of the seemingly peaceful Sunday. For example, frightening noises suddenly appear at two points, the origin of which cannot be clearly determined. In one case it is an undefined scream, in the other a bang.
In this way, the past war is alluded to. This becomes clear when „battlefield sites“ are mentioned as the destinations of the afternoon walks. The „old men“ who on their park benches „think of Sedan“ – the site of a decisive battle in the Second World War – also fit into this image. And the maudlin folk song of the „meadowland“, where „a little beech stood by the brook“, contrasts dissonantly with the „roared“ choruses of the regulars‘ table brothers, who bawl their soldier songs in order to join in spirit in the bellicose „kicking, shooting and stabbing“.
The Sunday Calm as a Graveyard Silence
All in all, the Sunday calm thus turns into a graveyard silence that seems like an interlude between two wars. Since the atrocities committed are either hidden under the surface of a fragile peace or reinterpreted as heroic deeds and people remain just as complacent and self-righteous as before the war, a new war seems possible at any time. The result is a kind of cosiness that makes sensitive minds – as the song says – „freeze“.
The „Spider Boredom“, which „spins its threads and crawls up the wall without haste in its poisonous greyness“, thus also appears as a metaphor for the atmosphere of the post-war era and its aversion to change. By drowning the shadows of the past in the glittering world of the economic miracle, people became even more entangled in a web of mental stagnation.
References
[1] Cf. Wirtschaftsdaten 1965 (Economic Data 1965); jahr1965.de/wirtschaft.
[2] Cited according to Jasch, Hans-Christian / Kaiser, Wolf: Der Holocaust vor deutschen Gerichten. Amnestieren, Verdrängen, Bestrafen, Kap. 3: Die Verjährungsdebatten [The Holocaust in German Courts. Amnesty, Repression, Punishment, Ch. 3: The Debates on the Statute of Limitations]. Ditzingen 2017: Reclam (Ebook).
[3] Cf. entry on Richard Jaeger in: Schumacher, Martin (ed.): M.d.B. [Members of Parliament] – Die Volksvertretung 1946 – 1972 (Ibach bis Jutzi), p. 555. Berlin 2006: Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (PDF).
[4] Cf. Redaktion Gender-Blog: Die erste [Frau mit] Hose im Bundestag (The first [woman with] trousers in the Bundestag). Zeitschrift für Medienwissenschaft, Oktober 14, 2020.
[5] Vgl. ARD (public German television channel) / „Panorama“: Porträt des Justizministers Richard Jaeger [Portrait of Richard Jaeger, former Minister of Justice] (from 05:57).
About Franz Josef Degenhardt
Franz Josef Degenhardt (1931 – 2011) studied law and then worked at the Institute for European Law at the University of Saarland (Southwest Germany). After completing his doctorate in 1966, he advocated as a lawyer for those who became caught up in the wheels of justices as a result of their commitment to the extra-parliamentary opposition (APO), which had formed as a reaction to the grand coalition of the two mainstream parties SPD and CDU at the time.
Degenhardt was initially involved in the Social Democratic Party (SPD). Disappointed by the party’s confrontational course towards the APO, he later joined the German Communist Party (DKP) and repeatedly performed as a singer-songwriter at the party’s meetings and events. He also saw himself as a bridge builder between East and West and was a corresponding member of the Academy of Arts of East Germany (GDR) from 1983.
As a songwriter, Degenhardt criticised the very conditions from which those he defended suffered in court proceedings, such as police arbitrariness or the „Radikalenerlass“ (Radial Decree), which excluded people who expressed fundamental criticism of the state from the public service. A consistent anti-militarism and the advocacy of a more humane society became constants in his songwriting. Thus he criticised the suppression of the Prague Spring just as much as the Vietnam War or the nuclear arms race.
The protest against militarism and inhumane social structures also characterises the novels written by Degenhardt. They are sometimes autobiographically shaped, some of them served as a basis for films.
Bilder / Images: BetsyArt: Retro (pixabay); Alfred Kubin (1877 – 1959): Angst / Fear (1903); Wikimedia commons; Guenter Prust: Franz Josef Degenhardt (1987); Wikimedia commons; Nederlands: Collectie / Archief : Fotocollectie Anefo: Badesaison 1950 / Bathing season (Wikimedia)
Pingback: Das Kabarett wird zum Fernsehstar – rotherbaron