Das Tunnelmonster / The Tunnel Monster

Mord im Reichstag, Kapitel 9 / Murder in the German Parliament, Chapter 9

Lidia Afanasjewna hat sich von Lutz dazu überreden lassen, sich im Büro des verstorbenen Politikers auf Spurensuche zu begeben. In dem Tunnel, den sie dafür durchqueren muss, kommt es zu einem für sie sehr unangenehmen Zwischenfall.

English Version

Ein Tunnel zu einer anderen Welt

Weite Teile des Universums waren – das hatte Lidia Afanasjewna einmal irgendwo gelesen – in völlige Finsternis gehüllt. In eine solche Region des Kosmos musste auch sie gerade geraten sein – in eine Region, die nie vom Zauberstab des Lichts berührt worden war, in der nie die rohe Materie in benennbare Dinge geschieden und so aus dem Nichts der Nacht eine ganze Welt hervorgebracht worden war; eine Region, in der nichts von dem Regenbogen der Farben kündete, in dem sich die Vielfalt des Lebendigen spiegelte; eine Region, in der nicht der kleinste Lichttropfen auf eine ferne Sternenamme und ihre Kinder hindeutete.
Lidia Afanasjewna drückte sich fest gegen die Wand. Es gab ihr Halt, die feste Materie in ihrem Rücken zu spüren, auch wenn es sich dabei nur um eine tote, harte Masse handelte. Immerhin bedeutete deren Existenz, dass sie nicht im freien Fall durch das All stürzte, sondern sich noch immer in einem von eigenen Kräften und Gesetzen gegen dieses abgeschirmten Reich befand.
Oder war auch das nur eine Illusion? War sie vielleicht selbst längst ein Teil der Wand, an die sie sich anzulehnen meinte? Waren ihre Gedanken nur ein Nachhall des Lebendigen, so wie das Licht der Sterne ja auch nur von längst vergangenen Eruptionen des Seins kündete?
Lidia Afanasjewna stockte der Atem. Was war das? Sie drehte sich um: Kometenhaft zuckte der Schein einer Taschenlampe durch das Dunkel.
Dass es hier, im Tunnel zwischen dem Paul-Löbe-Haus und dem Reichstagsgebäude, zu einem Stromausfall gekommen war, war ja an sich schon beunruhigend genug – denn eigentlich hätte bei einem Ausfall der regulären Stromversorgung automatisch das Notstromaggregat anspringen müssen. Erst das Geräusch näher kommender Schritte formte jedoch aus der unerwarteten Finsternis einen Alptraum, der Lidia Afanasjewna an die heimtückischen Parkhausmörder der Late-Night-Krimis denken ließ.
Nüchtern betrachtet, hatte der Schein der Taschenlampe natürlich gar nichts Bedrohliches an sich. Wie sonst hätte jemand, der nach den Ursachen des Stromausfalls oder nach den finsteren Mordbuben, die möglicherweise für diesen verantwortlich waren, suchen wollte, sein Vorhaben denn ausführen sollen? Aber eben weil der Stromausfall im Grunde nur durch gezielte Sabotage ausgelöst worden sein konnte, war keineswegs ausgemacht, dass die Hand am anderen Ende des Lichtstrahls sich Lidia Afanasjewna helfend entgegenstrecken würde, sollte sie sich in dessen Netz verfangen.
Hinzu kam, dass sie eigentlich gar nicht hätte hier sein dürfen. Ihren Putzdienst hatte sie im Reichstag zu versehen, der Tunnel war für sie verbotenes Terrain. Sie hatte ihn nur betreten, weil Lutz ihr noch immer mit seinen Verschwörungstheorien in den Ohren lag. Sie hatte ihn einfach nicht von der Idee abbringen können, im Büro des toten Parlamentariers nach Anhaltspunkten für dessen mysteriöses Ableben zu suchen. Dabei hätte er doch besser als sie wissen müssen, dass in einem solchen Fall ganze Hundertschaften von amtlichen Spurensicherern jede noch so kleine Ecke ausleuchteten!
Was sollte auf so einer abgemähten Wiese noch zu finden sein? Und war nicht ohnehin davon auszugehen, dass das Büro abgeschlossen und zudem polizeilich versiegelt war? Aber Lutz hatte nun einmal keine Ruhe gegeben, und so hatte sie sich schließlich doch zu einer Expedition in das im Paul-Löbe-Haus gelegene Büro breitschlagen lassen.

Schattengestalten

Immer näher kam der Lichtstrahl, systematisch tasteten seine zuckenden Finger die Wände ab und griffen tief hinein in das schwarze Loch, das sich vor ihnen auftat. Gerade noch rechtzeitig bemerkte Lidia Afanasjewna, wie verdächtig es wirken musste, dass sie hier, im Niemandsland des Lebens, an der Wand lehnte, als würde sie auf die U-Bahn warten. So löste sie sich schließlich aus ihrer Symbiose mit der Wand und zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, als wäre das in dieser Dunkelheit das Normalste von der Welt.
Nicht lange, und die alles befingernden Lichtarme strichen über ihren Rücken. „Halt! Wer da?“ rief eine fremde Stimme.
Vorsichtig drehte Lidia Afanasjewna sich um. Es war nichts zu sehen als ein zyklopenhaftes, hell leuchtendes Auge. „Was machen Sie hier?“ fragte die dazugehörige körperlose Stimme.
Lidia Afanasjewna überlegte, wie das körperlose Wesen wohl aussehen würde. War es überhaupt körperlos? Oder war das nur ein trügerischer Eindruck, der darauf beruhte, dass das menschliche Auge den fremden Materiecode nicht entschlüsseln konnte? Verbarg sich also hinter der scheinbaren Körperlosigkeit in Wahrheit ein schleimiges extragalaktisches Monster?
So fremdartig das Wesen auch wirkte – seine Stimme hatte doch einen sehr irdischen Klang. „Los jetzt – raus mit der Sprache!“ blaffte es Lidia Afanasjewna an, als diese nicht gleich antwortete. „Was haben Sie hier zu suchen?“
„Ich … ich gehe meiner Arbeit nach“, stammelte Lidia Afanasjewna. „Ich bin vom Putzdienst.“
„Dieser Tunnel wird nur von Kehrmaschinen gesäubert“, konstatierte die Stimme trocken. „Und ich sehe hier weit und breit keine Kehrmaschine!“ Dabei zuckte das Lichtauge kurz hin und her und gab den Blick auf einen offenbar mit ihm verbundenen Schatten frei – das Wesen war also doch nicht körperlos!
„Also gut“, räumte Lidia Afanasjewna ein. „Ich … ich war einfach noch nie in diesem Tunnel. Ich wollte ihn mir nur mal anschauen.“
Sie ärgerte sich über sich selbst: Was für eine dämliche Ausrede! Aber etwas anderes war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen.
„Mitkommen!“ befahl die Schattengestalt, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Wir müssen Ihre Personalien aufnehmen.“
Wir? wunderte sich Lidia Afanasjewna. Hatte sie die Schattenumrisse etwa falsch gedeutet? Waren diese am Ende nur eine Tarnung, hinter der sich eine ganze Armee extraterrestrischer Invasoren verbarg?
Erst als sie, mit dem Schatten in ihrem Rücken, den Tunnel verließ, lichtete sich der Nebel, und die Mutmaßungen lösten sich in einer banalen Gewissheit auf: Sie war von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes aufgegriffen worden, der, durch den Stromausfall alarmiert, im Tunnel nach dem Rechten gesehen hatte.
Im Büro des Sicherheitsbeamten übertünchte grelles elektrisches Licht die matten Lichtschwaden des Wintermorgens. Hier gab es offenbar keinerlei Probleme mit dem Strom. War dieser also nur in einem Teilbereich des Gebäudekomplexes ausgefallen? Hatte der Stromkreislauf speziell in dem Tunnelsystem versagt? War er dort gezielt unterbrochen worden? Und wenn ja: zu welchem Zweck?
Lidia Afanasjewna war allerdings gerade nicht in der Position, Fragen zu stellen. Stattdessen hatte sie sich klaglos in das Bombardement der Fragen zu ergeben, das der Mann vom Sicherheitsdienst auf sie herabregnen ließ.
„Schau mal, wen ich hier habe“, prahlte er, zu seinem vor einem Überwachungsmonitor sitzenden Kollegen gewandt. „Die Dame hat sich heimlich in den Versorgungstunnel geschlichen. Angeblich aus purer Neugier!“
Der Kollege lachte. „Na, dann können wir ja auch mal so richtig neugierig sein! Willst du sie selbst verhören, oder soll ich …?“
„Nee, lass mal“, winkte der andere ab. „Ich mach‘ das schon.“
„Gut“, willigte sein Kollege ein, „dann protokolliere ich die Antworten.“ Er stutzte und fixierte Lidia Afanasjewna mit einem prüfenden Blick. „Du“, dachte er dann laut nach, „die kenn‘ ich doch … Warte mal … Ja, klar: Das ist doch eine von den Putztanten!“
„Kann sein“, brummte sein Gegenüber gelangweilt. „Aber das wird sie uns sicher alles gleich selbst erzählen.“

Menschliche Atome

Im Grunde war das nun folgende Frage-und-Antwort-Spiel nichts als ein Ritual. Die meisten Auskünfte, die Lidia Afanasjewna erteilen musste, hätten sich auch mit einem Klick auf ihre elektronische Akte – die über sie, als in einem Hochsicherheitsbereich tätige Person, natürlich angelegt worden war – beschaffen lassen.
So dienten die Fragesalven eher der Einschüchterung. Indem sie die abgespeicherten Angaben zu ihrer Person noch einmal im Detail wiederholen musste, wurde Lidia Afanasjewna demonstriert, dass man sie bis in die innersten Bezirke ihres Daseins „im Griff“ hatte. Es war, als würde man ihr unsichtbare Handschellen anlegen.
Auch aus dieser nur symbolischen Verhaftung konnten sich für Lidia Afanasjewna allerdings sehr ernste Konsequenzen ergeben. Denn natürlich würde der Sicherheitsdienst des Bundestags ihren Chef routinemäßig über den Vorfall unterrichten – und das würde ihr bestenfalls ein inquisitorisches Mitarbeitergespräch einbringen, konnte sie schlimmstenfalls aber sogar den Job kosten. Es waren schon Angestellte aus banaleren Gründen entlassen worden.
Nichts fürchtete die Firma, für die sie arbeitete, mehr als den Eindruck mangelnder Zuverlässigkeit. Denn dies barg die Gefahr in sich, dass die Bundestagsverwaltung bei der nächsten Ausschreibung einen anderen „Facility Service“ zum Zuge kommen lassen würde, selbst wenn dessen Dumpingpreise nicht ganz so haushaltsschonend sein sollten wie die ihres jetzigen Arbeitgebers. Und das alles wegen dieses blöden Detektivspiels, das ihr von Tag zu Tag sinnloser vorkam!
Als das Verhör mit den beiden Möchtergernkommissaren zu Ende war, fühlte Lidia Afanasjewna sich so, als wäre sie bereits entlassen worden. Es war eine der Situationen, in denen sie sich nach Aljoschas dunklen Augen sehnte, nach seinem Sommerabendblick, der sie schon so oft getröstet hatte. Aber sie wartete vergeblich auf das wohlige Kribbeln, das sie durchströmte, wenn seine Bärentatzen sich ihren Schultern näherten. Aljoscha schien diesen Ort nicht sonderlich zu mögen. Vielleicht hatte er auch gerade etwas anderes zu tun.
Enttäuscht stellte Lidia Afanasjewna sich an ein Fenster und sah hinaus auf den Platz vor dem Reichstag. Auch zu der frühen Stunde waren schon zahlreiche Menschen unterwegs – die meisten im Laufschritt, da der Wind wieder stärker geworden war und die Fußgänger wie aufgescheuchte Tauben vor sich hertrieb. Wenn jeder von ihnen eine eigene farbige Spur hinterlassen hätte, wäre der Platz schon nach kürzester Zeit mit einem abstrakten Kunstwerk überzogen gewesen, mit einer Art Urknäuel des Tages, dem Keim seiner späteren Gestalt.
Etwas weiter hinten erblickte Lidia Afanasjewna einen Mann, der sein Smartphone fotografierbereit vor das Gesicht hielt. Offenbar ein Tourist, der ein Erinnerungsfoto schoss. Obwohl er nur den Reichstag ablichten wollte, würde doch unweigerlich auch ihre eigene, hinter dem Fenster verborgene Silhouette in dem Bild enthalten sein.
So wäre sie also, dachte Lidia Afanasjewna, fortan ein Teil der Erinnerung dieses fremden Menschen, ohne dass dieser je davon Notiz nehmen würde. Sie war durch sein Leben hindurchgegangen, ein Atom unter den Milliarden von Atomen, die tagtäglich unbeachtet um seinen Körper wirbelten.

English Version

The Tunnel Monster

Lutz has persuaded Lidia Afanasyevna to search the office of the deceased politician for clues to a possible conspiracy. In the tunnel she has to cross for this purpose, a highly unpleasant incident occurs.

A Tunnel to Another World

Large parts of the universe were – as Lidia Afanasyevna had once read somewhere – shrouded in complete darkness. She, too, had apparently just fallen into such a region of the cosmos – a region that had never been touched by the magic wand of light, where raw matter had never been separated into nameable things and thus a whole world had been brought forth from the nothingness of night; a region where nothing announced the rainbow of colours in which the manifold forms of life were reflected; a region where not the smallest drop of light pointed to a distant wet-nurse star and its children.
Lidia Afanasyevna pressed herself firmly against the wall. It gave her support to feel the solid matter at her back, even if it was only a dead, hard mass. After all, its existence meant that she was not tumbling through space in free fall, but was still in a realm shielded from the cosmic gloom by its own forces and laws.
Or was that also just an illusion? Had she herself perhaps long since become part of the wall against which she thought she was leaning? Were her thoughts only an echo of life, just as the light of the stars only testified to long-past eruptions of being?
Lidia Afranasyevna held her breath. What was that? She turned around: Like a comet, the light of a torch flashed through the darkness.
The fact that there had been a power failure here, in the tunnel between the Paul Loebe House and the Reichstag building, was worrying enough in itself – because actually, if the regular power supply had failed, the emergency generator should have started automatically. Only the sound of approaching footsteps, however, turned the unexpected darkness into a nightmare that made Lidia Afanasyevna think of the insidious car park murderers in the late-night thrillers.
On reflection, of course, there was nothing threatening about the glow of the torch. How else could someone who wanted to search for the causes of the blackout have done so? On the other hand, precisely because the blackout could only have been caused by deliberate manipulation, it was by no means certain that the hand at the other end of the light beam would reach out to help Lidia Afanasyevna if she got caught in its net.
On top of that, she shouldn’t have been here at all. She had to do her cleaning duty in the Reichstag, the tunnel was forbidden territory for her. She had only entered it because Lutz was still pestering her with his conspiracy theories. She had simply not been able to dissuade him from the idea of searching for clues to the parliamentarian’s mysterious demise in his office. Yet he should have known better than her that in such a case, hundreds of official forensic experts would examine every little corner!
What could she find in such a mown meadow? And wasn’t the office probably locked and sealed by the police anyway? But Lutz had not let up, and so she had finally given in and set off on an expedition to the politician’s office located in the Paul Loebe House.

Shadowy Figures

The beam of light came closer and closer, its twitching fingers systematically scanned the walls and grasped deep into the black hole that opened up in front of them. Just in time, Lidia Afanasyevna realised how suspicious it must seem that here, in the no-man’s land of life, she was leaning against the wall as if waiting for the subway. So she finally broke free from her symbiosis with the wall and forced herself to put one foot in front of the other, as if that were perfectly normal in this darkness.
It wasn’t long before the tentacles of light, fingering everything, stroked her back. „Stop! Who’s there?“ an unknown voice called out.
Cautiously, Lidia Afanasyevna turned around. There was nothing to be seen but a cyclopean, brightly shining eye. „What are you doing here?“ asked the disembodied voice that belonged to it.
Lidia Afanasyevna wondered what the disembodied being might look like. Was it disembodied at all? Or was that just a deceptive impression based on the fact that the human eye could not decipher the alien matter code? So was the apparent incorporeality actually hiding a slimy extragalactic monster?
As alien as the creature seemed, its voice had a very earthly sound. „Come on now – speak up!“ it snapped at Lidia Afanasyevna when she did not answer immediately. „What are you doing here?“
„I … I’m doing my work,“ Lidia Afanasyevna stammered. „I’m from the cleaning service.“
„This tunnel is only cleaned by sweepers,“ the voice stated dryly. „And I don’t see any sweepers here!“ At this, the light eye twitched back and forth briefly, revealing a shadow apparently connected to it – so the unknown creature was not disembodied after all!
„All right, you got me,“ Lidia Afanasyevna admitted. „I … I’ve just never been in this tunnel before. I simply wanted to have a look at it.“
She was angry with herself: What a stupid excuse! But she couldn’t think of anything else on the spur of the moment.
„Come with me!“ the shadowy figure commanded, ignoring her words. „We need to take your personal details.“
We? wondered Lidia Afanasyevna. Had she misinterpreted the shadowy outlines? Were they just a camouflage hiding a whole army of extraterrestrial invaders?
It was only when she left the tunnel, with the shadow at her back, that the fog lifted and the speculations dissolved into a banal certainty: she had been picked up by a security guard who, alerted by the power failure, had gone to check on the tunnel.
In the security guard’s office, glaring electric light dispelled the dull swathes of light of the winter morning. There didn’t seem to be any problems with the electricity here. So had it only failed in one part of the building complex? Had the power circuit failed specifically in the tunnel system? Had it been deliberately interrupted there? And if so, for what purpose?
Lidia Afanasyevna, however, was not in a position to ask questions at the moment. Instead, she had to submit uncomplainingly to the bombardment of questions from the security guard.
„Look who I caught,“ he boasted, turning to his colleague sitting in front of a surveillance monitor. „The lady secretly snuck into the supply tunnel. Supposedly out of sheer curiosity!“
The colleague laughed. „Well, we might as well be curious then! Do you want to interrogate her yourself, or shall I …?“
„Nah, leave it,“ the other waved it off. „I’ll handle it.“
„All right,“ his colleague agreed, „then I’ll record the answers.“ He paused and fixed Lidia Afanasyevna with a scrutinising look. „Wait a minute,“ he then thought aloud, „I think I know her … Yes, of course: that’s one of the cleaning ladies!“
„Maybe,“ his counterpart grumbled boredly. „But I’m sure she’ll tell us everything herself in a minute.“

Human Atoms

Basically, the question-and-answer game that followed was nothing but a ritual. Most of the information requested from Lidia Afanasyevna could have been accessed by clicking on her electronic file – which had of course been opened about her as a person working in a high-security area.
Thus the volleys of questions rather served to intimidate her. By having to repeat the information stored about her in detail, Lidia Afanasyevna was shown that she was „under control“ right down to the innermost parts of her being. It was as if invisible handcuffs were being put on her.
Even from this merely symbolic arrest, however, Lidia Afanasyevna could face very serious consequences. It was clear that the Parliament’s security service would inform her boss about the incident – and that would at best earn her another inquisitorial interview, but at worst she could even be fired. Employees had already been dismissed for more banal reasons.
There was nothing the company she worked for feared more than the impression of being unreliable. After all, this entailed the danger that the parliamentary administration would choose another facility service in the next tender, even if its dumping prices were not quite as budget-friendly as those of her current employer. And all because of this stupid detective game, which seemed more and more pointless to her with each passing day!
When the interrogation with the two would-be commissioners was over, Lidia Afanasyevna felt as if she had already been fired. It was one of those moments when she longed for Alyosha’s dark eyes, for his summer evening gaze that had comforted her so many times before. But she waited in vain for the pleasant tingle that ran through her when his bear paws approached her shoulders. Alyosha didn’t seem to like this place very much – or maybe he just had something else to do.
Disappointed, Lidia Afanasyevna went to a window and looked out onto the square in front of the Reichstag. Even at that early hour, many people were already on the move – most of them at a run, as the wind had become stronger again and drove the pedestrians like startled pigeons across the square. If each of them had left their own coloured trail, the square would have been covered with an abstract work of art in no time at all, with a kind of primordial ball of the day, the germ of its later shape.
A little further back, Lidia Afanasyevna spotted a man holding his smartphone in front of his face, ready to take a photo – obviously a tourist shooting a souvenir photo. Although he only wanted to photograph the Reichstag, her own silhouette hidden behind the window would inevitably be included in the picture.
Thus, Lidia Afanasyevna thought, she would henceforth be a part of this stranger’s memory, without him ever taking any notice of it. She had passed through his life, an atom among the billions of atoms that swirled unnoticed around his body every day.

Bilder / Images: J. W. Vein: Schatten / Shadows (Pixabay) / Genty: Wurmloch / Wormhole (Pixabay)

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