Die Stationskönigin / The Ward Queen

Mord im Reichstag, Kapitel 8 / Murder in the German Parliament, Chapter 8

Lutz und Lidia Afanasjewna besuchen die „schöne Leona“ im Krankenhaus. Dabei erhalten sie wertvolle Informationen – die jedoch von dem Auftreten der extravaganten Patientin in den Hintergrund gedrängt werden.

English Version

Auf dem Weg zur schönen Leona

Lidia Afanasjewna fragte sich, warum Krankenhäuser immer nach Krankenhaus riechen mussten. Eigentlich sollten sie doch Orte der Gesundung und der Wiederauferstehung sein, des Sieges der menschlichen Heilkunst über die Krämerseele der Natur, welche die geborgte Materie viel zu oft vor der Zeit zurückverlangte. Wäre es da nicht naheliegender gewesen, die Flure mit wohlriechenden Essenzen zu fluten, mit dem Duft des Frühlings und dem lebensprallen Aroma reifer Früchte?
Stattdessen empfing einen schon am Eingang von Krankenhäusern der süßliche Atem des Verfalls, notdürftig kaschiert durch die Ausdünstungen antiseptischer Apparate, die den Eindruck des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht noch verstärkten. Es war eine Geruchswolke, die sich in allen Gängen, in jedem Zimmer ausbreitete, die in die kleinsten Ecken und Ritzen vordrang, die in die Körper einsickerte und die Gesichter derer, die es hierher verschlagen hatte, zu einer Maske stummer Opferbereitschaft verformte.
Es war, als hätte der Tod unmerklich seinen Thron in dieser ihn bekämpfenden Trutzburg errichtet und würde nun seine Herrschaft über das Leben zelebrieren, von dessen erstem Aufblühen an. Sogar Säuglinge lieferte man ihm aus, indem man sie in diesem todgetränkten Umfeld zur Welt kommen ließ und sie so schon im Augenblick der Geburt mit dem Virus der Sterblichkeit infizierte.
Ungeduldig hatte Lutz vor dem Reichstag auf Lidia Afanasjewna gewartet. Sobald sie ihre Reinigungsarbeiten beendet hatte, waren sie mit der U-Bahn zu dem Krankenhaus gefahren, in das die „schöne Leona“ eingeliefert worden war.
Erst als sie die U-Bahn wieder verlassen hatten, fiel Lidia Afanasjewna auf, dass es gar nicht so einfach sein würde, zu der Patientin vorzudringen. „Sag mal, Lutz“, fragte sie daher, „die ’schöne Leona‘ – das ist doch wohl eine Art Künstlername. Wie willst du dich denn da nach der Dame erkundigen?“
Aber Lutz hatte sich offenbar schon einen Plan zurechtgelegt. „Lass mich nur machen!“ beruhigte er sie. „Wer die richtigen Fragen stellt, bekommt auch die richtigen Antworten.“
Am Empfang saß eine junge Frau mit Pferdeschwanz. Lutz nahm seine Staatssicherheitshaltung an und baute sich selbstbewusst vor dem Tresen auf. Sofort war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der Bediensteten sicher. Er tat allerdings so, als würde er das nicht merken, und wandte sich stattdessen an Lidia Afanasjewna. „Na, dann wollen wir mal sehen, was die schöne Leona so treibt“, bemerkte er beiläufig zu ihr.
Die Frau hinter dem Tresen begann zu kichern: „Ah – Sie wollen zur Stationskönigin …“
Lidia Afanasjewna war irritiert: Stationskönigin? Was hatte das denn jetzt wieder zu bedeuten? Lutz hingegen ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. „Da hat sie sich hier ja offenbar gleich richtig eingeführt“, lachte er wissend. „Wir sind vom Sittendezernat, Abteilung K 66, und wollten nur mal schauen, wie sich unser Schutzbefohlener so aufführt. Nicht, dass er – oder vielmehr sie – noch etwas anstellt …“
Die junge Frau grinste noch immer, als hätte man ihr einen guten Witz erzählt. „Na ja – was anstellen … Kommt drauf an, was man darunter versteht. Aber Ihnen wird sie ja bestimmt Audienz gewähren, dann können sie alles persönlich mit ihr klären.“
Damit hatte Lutz sein Ziel erreicht und bekam die gewünschten Angaben zu Station und Zimmernummer. Im Aufzug – sie mussten in den fünften Stock hochfahren – fragte Lidia Afanasjewna ihn kopfschüttelnd: „Stationskönigin … Audienz gewähren … Bist du schlau geworden aus den Andeutungen?“
Lutz zuckte mit den Schultern: „Nöö. Aber ich gloobe, das wird keine langweilige Unterhaltung …“

Leonas Lover

Der Fahrstuhl spuckte sie direkt in einen zum Gang hin offenen Aufenthaltsraum. Dieser befand sich vor der eigentlichen Station, die durch eine Glastür vom Korridor abgetrennt war. An den Wänden zogen sich, fest ineinander verschraubt, abgenutzt wirkende Ledersitze entlang. Darauf saß eine einzige Gestalt, die hektisch, offenbar ohne innere Beteiligung, in den ausgelegten Gesundheitsheftchen blätterte.
Die Person nahm keinerlei Notiz von Lutz und Lidia Afansjewna. Sie trug eine eng anliegende Hose, deren Leopardenmuster ein einziger stummer Protest gegen die leichenblasse Farbe der Wände war. Darüber rang ein beigefarbenes Top mit einem gewaltigen Busen, der ständig die viel zu enge Hülle zu sprengen drohte.
In dem schmalen, offenbar von Natur aus braun gefärbten Gesicht stachen die knallrot geschminkten Lippen wie ein sirenenhafter Lockruf heraus. Gekrönt wurde der Kopf von einer modischen Kurzhaarfrisur. Diese konnte freilich nicht verhindern, dass die Haare sich zu kleinen Löckchen zusammenschlossen, die sich wie Wellen auf einem unruhigen Meer kräuselten. Einige widersetzten sich auch vollends jeder Ordnung und ragten als gezackte Klippen in die Höhe. Lidia Afanasjewna musste an die dicken Kapseln des Springkrauts denken, die bei der leisesten Berührung aus der Haut fahren.
Ohne sie je gesehen zu haben, war Lutz und Lidia Afanasjewna klar: Dies musste die „schöne Leona“ sein. Als sie sich ihr näherten, hob sie den Kopf. „Nicht schon wieder Missionare!“ stöhnte sie. „Das hatten wir doch alles schon, Kinder! Und was hat es gebracht? Nichts als Mord und Totschlag! Pfui! Bleibt mir bloß weg mit eurem Gott! Ich bin eine Tochter des Teufels, und das ist auch gut so!“
Konsterniert blieben die beiden Besucher mitten im Raum stehen. Lutz fing sich als Erster wieder. „Also, ich war zwar in der Volksarmee“, bemerkte er trocken. „Mit der Heilsarmee hab‘ ich aber nüscht am Hut.“ Nach einer kurzen Pause fügte er fragend hinzu: „Frau Leona, nehme ich an?“
„Ja, aber du kannst ruhig ‚Schöne‘ zu mir sagen, mein Süßer!“ erwiderte Leona mit kokettem Augenaufschlag.
Lutz und Lidia Afanasjewna fassten dies als Einladung auf und setzten sich. Lutz nahm direkt neben Leona Platz, Lidia Afanasjewna zog es vor, ihren Begleiter als Puffer zwischen sich und der karnevalesken Person zu haben.
„Müsst ihr etwa auch in diesen Bunker einfahren?“ erkundigte Leona sich mitfühlend bei Lutz. „Es ist doch nichts Ernstes? Am Ende noch so eine böse Frauengeschichte bei deinem Schwesterchen? Es hat ihr ja schon ganz die Sprache verschlagen …“
Da Leona sich vorgebeugt hatte und Lidia Afanasjewna mit ihrem flackernden Blick fixierte, war dieser klar, dass mit dem „Schwesterchen“ sie gemeint war. „Stimmt ja“, stotterte sie daher, leicht errötend. „Ich … ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Lidia, und das hier ist Lutz, ein guter Bekannter von mir.“
„Ja“, ergänzte Lutz, „und krank sind wir beide nicht. Wir sind extra Ihretwegen gekommen, Leona.“
„Oh, was für eine Ehre!“ hauchte Leona mit ihrer rauchigen Stimme. Und während ihre Finger selbstvergessen mit den Härchen auf der Hand, die Lutz auf der Stuhllehne abgelegt hatte, zu spielen begannen, setzte sie bedauernd hinzu: „Leider bin ich momentan außer Dienst. Was würden denn die Leute von mir denken, wenn ich dir hier zur Erleuchtung verhelfen würde, mein Großer?“
Erstaunt stellte Lidia Afanasjewna fest, dass Lutz sich die Streicheleinheiten widerstandslos gefallen ließ. Was das nur Taktik? Oder war er etwa …? Nein, das war undenkbar – dafür war Lutz viel zu spießig. Andererseits: Was wusste sie schon von ihm? War er wirklich, wie er immer behauptete, überzeugter Junggeselle? Oder war „Junggeselle“ für ihn vielleicht nur eine Chiffre, mit der er seine wahren Vorlieben zu kaschieren versuchte?
„So war das nicht gemeint“, stellte Lutz mit einem süffisanten Grinsen klar. „An Ihren Diensten sind wir gar nicht … das heißt …“
„Waren wir nicht schon beim ‚Du‘ angelangt?“ säuselte Leona.
„Entschuldigung“, korrigierte sich Lutz. „An deinen Diensten sind wir sozusagen nur indirekt interessiert. Es geht um Richard Groß, den Politiker, der Anfang der Woche tot in seinem Büro aufgefunden worden ist. Man hat uns gesagt, du hättest mit ihm, nun ja, verkehrt?“
Leona zog ihre Hand zurück wie einen Pudel, dem das Frauchen die Leine strafft. „Seid ihr etwa von der Polente?“ entsetzte sie sich. „Also – mit den Bullen rede ich nur noch über meinen Anwalt, damit das ein für allemal klar ist! Ihr braucht euch gar nicht weiter einzuschleimen, das ist mein letztes Wort: Punkt, Aus, Basta!“
„Keine Angst!“ beruhigte Lutz sie geistesgegenwärtig. „Das hier ist eine rein private Angelegenheit. Lidia ist nämlich die Schwester von Richard, musst du wissen. Der Tod ihres Bruders hat sie schwer getroffen – das alles ist ja so unerwartet gekommen. Deshalb wollte sie einfach noch einmal mit denen reden, die zuletzt mit ihm zusammen waren.“
Leona schlug sich mit einer Hand gegen die Lippen. „Hach, ich Dussel!“ rief sie aus. „Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin! Dabei sieht sie ihm doch so ähnlich!“
Damit sprang sie auf, baute sich, die Arme halb ausgebreitet, vor Lidia Afanasjewna auf und zog diese an ihre Brust. „Es tut mir leid, Schwester!“ schluchzte sie. „Kannst du mir noch einmal verzeihen?“

Gefährliche Helferlein

Lidia Afanasjewna versank in einer Wolke weichen Wohlgeruchs. Sie hatte das seltsame Gefühl, von den Armen ihrer Mutter umfangen, gleichzeitig aber von einem Prinzen aus dem Morgenland verführt zu werden. Für einen kurzen Augenblick entglitt sie in ein Zwischenreich, das sie noch nie betreten hatte, in ein Reich, in dem die sonst so klaren Konturen der Dinge verschwammen und die Gegensätze sich versöhnten. Eine Ahnung von der befreienden Kraft dieses Reiches streifte sie, sie schloss die Augen – aber da entließ Leona sie auch schon wieder aus ihren Armen.
Die Stationskönigin wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ach, der arme Richie!“ seufzte sie. „Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich von seinem furchtbaren Schicksal erfahren habe. Dabei war er immer so ein ganz wilder Feger …“
„Habt ihr auch das vergangene Wochenende zusammen verbracht?“ wollte Lutz wissen. Sein Jagdeifer war wieder voll erwacht. Offenbar spürte er, dass sie nun dem Kern der Sache näher kamen.
„Aber klar doch!“ bestätigte Leona. „Am Wochenende waren wir fast immer zusammen. Meist hat mich der Schlingel gleich für eine ganze Nacht gebucht. Er hatte ja auch wirklich ein beachtliches Stehvermögen … Natürlich hatten wir dafür auch unsere Helferlein, aber wer braucht die nicht, ohne geht es ja kaum …“
„Helferlein?“ wunderte sich Lidia Afanasjewna.
„Na, diese kleinen Kügelchen hier, Schätzchen“, erläuterte Leona. Dabei griff sie sich ohne jede Scheu in den Ausschnitt und holte zwei bläulich schimmernde Tabletten hervor, in die eine Art Monogramm eingraviert war.
Verführerisch ließ sie die Pillen auf ihrer Hand glitzern: „Wollt ihr auch eine? Ich kann sie euch zum Sonderpreis überlassen, ihr seid ja sozusagen Familie … Nein? Kein Bedarf? Na, aber ich muss mir dringend mal wieder eine genehmigen. Das ist hier so öde, da friert einem ja das Hirn ein.“ An Lutz gewandt, bat sie: „Ach, mein Guter, sei doch mal ganz lieb und hol mir einen Kaffee von dem Automaten da hinten – ich habe gerade kein Kleingeld dabei.“
Brav befolgte Lutz den Befehl der schönen Stationskönigin. Als er mit dem Kaffee in der Hand zurückkam, fragte er betont beiläufig: „Habt ihr am vergangenen Wochenende auch solche Kügelchen eingeworfen?“
„Na klar“, bekannte Leona. „Aber nicht die, die ich beschafft hatte. Weißt du, ich habe da so eine ganz zuverlässige Quelle, da decke ich mich immer mit frischem Stoff ein. Aber an dem Abend hatte der Richie schon selber was besorgt. ‚Ganz scharfes Zeug‘ sei das, hat er gesagt, das wollte er unbedingt ausprobieren. Meinen Stoff hat er mir natürlich trotzdem abgenommen, der hat mich nie auf was sitzen lassen. Ich muss schließlich auch sehen, wo ich bleibe!“
Lutz war die Anspannung jetzt deutlich anzumerken. „Hast du selber auch was davon genascht?“ erkundigte er sich.
„Von dem Stoff, den ich selber beschafft habe?“ fragte Leona zurück.
Lutz nickte.
„Na ja“, gestand Leona, „ich behalt‘ mir immer ein oder zwei Kügelchen zurück, sozusagen als Provision. Eins davon habe ich mir dann am Sonntagabend genehmigt.“
„Und danach bist du zusammengebrochen?“ hakte Lutz nach.
„Hey!“ rief Leona aus und fasste Lutz wieder am Arm. „Du kannst ja hellsehen! Genauso war es! Ich hab‘ das Zeug geschluckt, und kurz darauf bin ich umgekippt. Wahrscheinlich war das einfach alles zu viel für mich, ich hatte ja seit Freitag praktisch nicht mehr geschlafen, und da …“
„Hast du der Polizei davon erzählt?“ fiel Lutz ihr ins Wort.
„Bist du wahnsinnig?“ empörte sich Leona. „Ich habe euch doch gesagt, dass ich mit denen nur noch über meinen Anwalt spreche. Die Brüder sind mir ja auch so schon ständig auf den Fersen. Die pure Obsession, sage ich euch! Wahrscheinlich lauter brave Familienväter, die sich einfach nicht trauen, sich zu ihren wahren Gelüsten zu bekennen! Und dafür muss dann die arme Leona büßen! Na, und was, glaubt ihr, würden die wohl mit mir anstellen, wenn sie mich auch noch als Dealerin drankriegen könnten? Nein danke, ich bin doch nicht lebensmüde!“
Lutz warf Lidia Afanasjewna einen vielsagenden Blick zu. Sie nickte. Tatsächlich lag die Sache nun auch für sie klar auf der Hand. Offenbar war der Stoff, den Leona beschafft hatte, verunreinigt gewesen. Die Frage war nur, ob er durch Zufall in ihre Hände gelangt war oder ob jemand speziell die für sie bestimmte Charge mit Gift versetzt hatte – ob „Richie“ also nur ein Drogentoter unter vielen war oder ob – und wenn ja, warum – jemand gezielt einen Anschlag auf ihn verübt hatte. Leona konnte jedenfalls mit einem etwaigen Anschlag nichts zu tun haben – denn dann hätte sie die Drogen unter Garantie nicht angerührt.
Entscheidend war nun, von wem Leona den Stoff bezogen hatte. Noch ehe Lutz danach fragen konnte, öffnete sich jedoch die Glastür zur Station, und eine Krankenschwester trat auf sie zu. „So, Majestät!“ sprach sie Leona mit ironischer Ehrerbietung an. „Zeit für Ihre Spritze!“
Kreischend sprang Leona von ihrem Platz auf. „Hilfe, eine Großwildjägerin!“ schrie sie, wobei sie Lutz vorsorglich ihren Kaffee in die Hand drückte. „Du musst mich beschützen, mein Großer!“ flehte sie ihn an.
Aber da hatte die Krankenschwester sie schon erreicht und berührte sie sanft am Arm. Augenblicklich brach Leona ihr Spiel ab und ließ sich widerstandslos abführen. „Pah!“ murrte sie verächtlich. „Gegen rohe Gewalt ist man am Ende doch machtlos! I’m a lover, not a fighter!“
Beim Gehen gaben ihre Beine ein klimperndes Geräusch von sich. Zu Boden blickend, bemerkte Lidia Afanasjewna die breiten Ringe, die Leona um ihre Knöchel gewunden hatte. Königlich tänzelten ihre nackten Füße über den Laminatboden und erzeugten dabei ihre eigene Musik. Die Hauspantoffeln, die sie zuvor getragen hatte, hatte sie – ein Raubtier, das sich seiner Fesseln entledigt – unter ihrem Platz liegen gelassen.

English Version

The Ward Queen

Lutz and Lidia Afanasyevna visit the so-called „Lovely Leona“ in hospital. The conversation with her provides them with valuable information – which, however, is pushed into the background by the appearance of the extravagant patient.

On the Way to „Lovely Leona“

Lidia Afanasyevna wondered why hospitals always had to smell like hospitals. After all, they were supposed to be places of recovery and resurrection, of the victory of human art of healing over the huckster soul of nature, which all too often demanded the borrowed matter back long before the deadline. Would it not have been more obvious to flood the corridors with fragrant essences, with the scent of spring and the vibrant aroma of ripe fruit?
Instead, even at the entrance to hospitals, one was greeted by the cloying breath of decay, poorly concealed by the exhalations of antiseptic apparatus, which reinforced the impression of being at the mercy of anonymous powers. It was a cloud of smell that spread through all the corridors, through every room, that penetrated into the smallest nooks and crannies, that seeped into the bodies and deformed the faces of those who had ended up here into a mask of mute surrender.
It was as if death had imperceptibly established its throne in this fortress meant to fight decay and was now celebrating its reign over life from its first blossoming. Even babies were handed over to him by being born in this death-soaked environment, where they were infected with the virus of mortality at the very moment of birth.
Impatiently, Lutz had waited for Lidia Afanasyevna in front of the Reichstag. As soon as she had finished her cleaning job, they had taken the subway to the hospital where „Lovely Leona“ had been admitted.
Only when they had left the subway again did it occur to Lidia Afanasyevna that it would not be so easy to get through to the patient. „Tell me, Lutz,“ she therefore asked, „Lovely Leona – that’s surely some kind of stage name. So how are you going to inquire about the lady?“
But Lutz had obviously already worked out a plan. „You just have to ask the right questions – then you’ll also get the right answers,“ he assured her.
At the reception desk, a young woman with a ponytail welcomed them. Lutz assumed his security service posture and drummed his fingers on the desk. Immediately, the employee gave him her full attention. He pretended not to notice, though, and turned to Lidia Afanasyevna instead. „Well, let’s see what our Lovely Leona is up to,“ he remarked casually to her.
The woman behind the counter began to giggle: „Ah – you want to visit the ward queen …“
Lidia Afanasyevna was perplexed: the ward queen? What was that supposed to mean? Lutz, on the other hand, did not let his astonishment show. „She’s obviously made a good start here,“ he laughed knowingly. „We’re from the vice squad, department K 66, and we just want to check out how our protégé is behaving. I hope he – or rather she – isn’t causing any trouble?“
The young woman was still grinning as if she had been told a good joke. „Well – trouble … It depends on what you mean by that. But I’m sure she’ll grant you an audience, then you can sort everything out with her personally.“
With that, Lutz had reached his goal and received the desired information about the ward and the room number. In the lift – they had to get up to the fifth floor – Lidia Afanasyevna asked him, shaking her head: „Ward queen … grant an audience … Have you made any sense of this?“
Lutz shrugged his shoulders: „Nope. But I guess this won’t be a boring conversation.“

Leona’s Lover

The lift spat them straight into a lounge open to the corridor. It was located in front of the actual station, which was separated from the corridor by a glass door. Along the walls, worn-looking leather seats were lined up, bolted tightly together. A single figure sat on them, frantically leafing through the health booklets laid out, apparently without any inner involvement.
The person took no notice of Lutz and Lidia Afansyevna. She wore tight-fitting trousers whose leopard pattern seemed like a silent protest against the corpse-pale colour of the walls. Over the trousers, a fawn-coloured top struggled with an enormous bosom that constantly threatened to break through the much-too-tight shell.
In the narrow face, apparently brown by nature, the bright red lips stood out like a siren call. The head was crowned by a fashionable short hairstyle. This, of course, could not prevent the hair from gathering into little curls that rippled like waves on a troubled sea. Some also completely defied all order and rose up into the air as jagged cliffs. Lidia Afanasyevna couldn’t help but think of the thick capsules of jewelweed that burst open at the slightest touch.
Without ever having seen her, it was clear to Lutz and Lidia Afanasyevna: this had to be „Lovely Leona“. When they approached her, she raised her head. „No missionaries, please!“ she moaned. „We all know how the story ends! With nothing but murder and manslaughter! Fie! Keep away from me with your God! I’m a daughter of the devil, and that’s exactly how it should be!“
Puzzled, the two visitors stopped in the middle of the room. Lutz was the first to regain his composure. „Well, I was in the People’s Army,“ he remarked dryly. „But I have nothing to do with the Salvation Army.“ After a short pause, he added questioningly: „Mrs. Leona, I presume?“
„Yes, but you can call me Beauty, my sweetheart!“ Leona replied with a flirtatious gleam in her eyes.
Lutz and Lidia Afanasyevna took this as an invitation and sat down. Lutz chose to sit right next to Leona, Lidia Afanasyevna preferred to have her companion as a buffer between her and the carnivalesque person.
„Are you going to be locked up in this bunker too?“ inquired Leona sympathetically to Lutz. „Nothing serious, I hope? In the end, such a nasty woman story with your little sister? How pale she is! And how speechless …“
Since Leona had leaned forward and fixed Lidia Afanasyevna with her flickering gaze, it was clear to her that she was supposed to be the „little sister“. „I’m sorry,“ she stammered, blushing slightly. „I … I haven’t introduced myself yet. My name is Lidia, and this is Lutz, a friend of mine.“
„And neither of us is ill,“ Lutz added. „We came especially for you, Leona.“
„Oh, what an honour!“ breathed Leona in her smoky voice. And while her fingers began to play absentmindedly with the hairs on the hand that Lutz had placed on the back of the chair, she added regretfully: „Unfortunately, I’m off duty at the moment. What would people think of me if I showed you the way to enlightenment here, my big boy?“
Lidia Afanasyevna was astonished to see that Lutz put up with the caresses without resistance. Was this just tactics? Or was he …? No, that was unthinkable – Lutz was much too down-to-earth for that. On the other hand, did she truly know him? Was he really, as he always claimed, a convinced bachelor? Or was „bachelor“ perhaps only a cipher for him to hide his true preferences?
„That’s not what I meant,“ Lutz clarified, smirking. „Actually, we’re not interested in … that is …“
„You don’t need to have any inhibitions – just let your heart speak,“ Leona purred as she looked deep into Lutz’s eyes.
Lutz cleared his throat and started over again. „Well, we are rather indirectly interested in your services. It’s about Richard Gross, the politician who was found dead in his office earlier this week. We were told you had close relations with him, so to speak?“
Leona pulled her hand back like a poodle to whom the mistress tightens the leash. „Are you guys cops?“ she gasped in horror. „The cops I only talk to through my lawyer, let’s be clear about this once and for all! You don’t need to keep sucking up to me, that’s my final word. Bye-bye, the audience is over!“
„Don’t worry!“ Lutz reassured her, quick-witted. „It’s a purely private matter. Lidia is Richard’s sister, you know. Her brother’s death hit her hard – it all came so unexpectedly. That’s why she simply wanted to talk again to those who were last with him.“
Leona slapped a hand against her lips. „Oh, silly me!“ she exclaimed. „Why didn’t I notice that myself? She really does bear an incredible resemblance to Richie!“
With that she jumped up and hugged Lidia Afanasyevna tightly. „I’m sorry, sister!“ she sobbed. „Can you forgive me one more time?“

Dangerous Little Helpers

Lidia Afanasyevna sank into a cloud of soft fragrance. She had the strange feeling of being embraced by her mother’s arms, but at the same time being seduced by a prince from the Orient. For a brief moment, she slipped into an in-between realm she had never entered before, a realm in which the usually clear contours of things became blurred and the opposites were reconciled. An inkling of the liberating power of this realm touched her, she closed her eyes – but by then Leona already released her from her arms again.
The ward queen wiped a tear from the corner of her eye. „Oh, poor Richie!“ she sighed. „I was really shocked when I heard about his terrible fate. And he was always such a wild boy …“
„Did you also spend the past weekend together?“ Lutz wanted to know. His hunting zeal had fully awakened again. Apparently he felt that they were now getting closer to the core of the matter.
„Of course!“ confirmed Leona. „We were practically always together at the weekend. Usually the rascal booked me right away for a whole night. He really had a lot of stamina … Of course we also had our little helpers, but who doesn’t need them, it’s hardly possible to do without …“
„Little helpers?“ wondered Lidia Afanasyevna.
„Well, these little globules here, darling,“ Leona explained. She unabashedly reached into her neckline and pulled out two shimmering bluish tablets engraved with a kind of monogram.
Seductively she let the pills glitter on her hand: „Do you want one too? I can offer them to you at a special price, you are family, so to speak … No? No need? Well, but I really need to have one again. It’s so boring here, it freezes your brain.“ Turning to Lutz, she asked: „Oh, my dear, be so kind and get me a coffee from the machine in the back – I don’t have any change on me at the moment.“
Obediently, Lutz followed the order of the ward queen. When he came back with the coffee in his hand, he asked casually: „Did you also take globules like that last weekend?“
„Well, sure,“ Leona admitted. „But not the ones I had procured. You know, I have a very reliable source where I always stock up on fresh stuff. But that night Richie had already got some of his own. He said it was ‚really hot stuff‘ and he was eager to try it out. Of course, he still took the stuff I had brought, he never let me down. After all, I too have to make ends meet somehow!“
Lutz’s tension was now clearly noticeable. „Did you have some of it yourself?“ he asked.
„From the stuff I procured?“ Leona asked back.
Lutz nodded.
„Well,“ Leona confessed, „I always keep one or two globules back, as a commission, so to speak. One of them I indulged in on Sunday evening.“
„And after that you collapsed?“ Lutz asked.
„Hey!“ Leona exclaimed, grabbing Lutz’s arm again. „Are you a psychic? That’s exactly what happened! I swallowed the globule and shortly afterwards I fainted. It was probably all just too much for me, I hadn’t slept since Friday, and then …“
„Did you tell the police about that?“ Lutz interrupted her.
„Are you insane?“ Leona cried out. „I told you that I only talk to them through my lawyer. These guys are always on my heels anyway. Pure obsession, I tell you! Probably all well-behaved family men who just don’t dare to admit to their true desires! And poor Leona has to pay for it! And what do you think they would do to me if they could even accuse me of drug dealing? No thanks, I’m not tired of living!“
Lutz gave Lidia Afanasyevna a meaningful look. She nodded. In fact, the matter was now clear to her as well. Apparently, the stuff Leona had procured had been contaminated. What they didn’t know, however, was whether it had fallen into her hands by accident or whether someone had specifically poisoned the batch intended for her – in other words, whether „Richie“ was just one drug-dead among many others or whether – and if so, why – someone had deliberately made an attempt on his life. In any case, Leona obviously had nothing to do with a possible attack – because then she would definitely not have touched the drugs.
The crucial question now was from whom Leona had obtained the stuff. But before this question could be asked, the glass door to the ward opened and a nurse stepped towards them. „Well then, your majesty!“ she addressed Leona with ironic deference. „Time for your shot!“
Screeching, Leona jumped up from her seat. „Help, a big game hunter!“ she screamed, precautionarily handing her coffee to Lutz. „You have to protect me, my big boy!“ she implored him.
But by then the nurse had already reached her and touched her gently on the arm. Instantly Leona broke off her game and let herself be carried off without resistance. „Pah!“ she grumbled contemptuously. „You’re powerless against brute force in the end! I’m a lover, not a fighter!“
As she walked, her legs made a tinkling sound. Looking to the floor, Lidia Afanasyevna noticed the wide rings Leona had wound around her ankles. Her bare feet pranced regally across the laminate floor, creating their own music. The house slippers she had left – a predator shedding its shackles – under her seat.

Interview mit der Autorin / Interview with the author

Bilder /Images: Efes Kitap. Movement (Pixabay) ; Ryan McGuire: Krankenhaus / Hospital (Pixabay)

Eine Antwort auf „Die Stationskönigin / The Ward Queen

  1. Eva M.

    Ein ganz wundervolles und unterhaltsames Projekt ist diese Fortsetzungsreihe. Ich bin von Anfang an dabei und freue mich immer auf die nächste Folge. Diese hier war besonders lustig und interessant. Ich sage mal: Danke!- Überhaupt ist dies eine inspirierende, vielfältige Website, auf der es sehr viel zu entdecken gibt. Ich hätte gern ein „Like“ oder mehrere gegeben, bin aber kein „Mitglied“ von WordPress.

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