Levante: Alfonso

Eine Persiflage auf die städtische Partykultur

Nach ihrem Umzug von Sizilien nach Turin legte die 1987 in Caltagirone geborene Claudia Lagona sich den Künstlernamen „Levante“ zu und veröffentlichte im Jahr 2013 ihren Song Alfonso. Darin hat sie offenbar eigene Erfahrungen beim Umzug ins norditalienische Großstadtleben verarbeitet. Aufgrund des selbstironischen Textes und des lustigen Videoclips zu dem Lied etablierte sie sich damit auf Anhieb in der italienischen Musik-Szene.
Alfonso ist wie ein Vexierbild. Auf der Textebene steht der Song für eine Party, wie man sie lieber nicht erleben möchte: eine Party, auf der man niemanden kennt und selbst nicht so recht in Stimmung kommt, während die anderen immer alberner werden. Auf der Ebene von Musik und Textdarbietung vermittelt das Lied dagegen eine Stimmung, wie man sie sich für eine gelungene Party wünscht: eine Stimmung, die von Ausgelassenheit, Spaß und nicht zuletzt der Fähigkeit, auch einmal über sich selbst zu lachen, geprägt ist.
In diesem Sinne. Möge der Partygott mit Euch sein!

Levante: Alfonso

aus: Manuale distruzione (2014)

Videoclip

Live-Aufnahme (Alfonso beginnt bei 7:04)

Liedtext

Übersetzung:

Alfonso

Nie, nie, nie würde ich es mir verzeihen.
Niemals … Ich habe mir selbst die Haare geschnitten.
Niemals … Ich fühle mich wie ein neuer Mensch.
Ich habe meine Abendschuhe angezogen
und ich werde heiter erscheinen und guter Laune.

Schalala, wieviel Freude es mir bringt,
mich inmitten des Gedränges zu befinden!
Man redet vom Feiern …
Tu ru ru, ich würde gerne einen Kaffee trinken.
Seit einer Stunde trampelt man mir auf den Füßen herum.
Ich habe meine Abendschuhe an, aber ich bin nicht in der Stimmung.

Es ist das Jahr  2013, Drinks in der Hand … und sonst nichts.
Was für ein Scheiß-Leben!
Aber was hat der ‘gute Ton’ damit zu tun?
Ich habe gezwungen gelacht, beinahe wäre ich auf dir eingeschlafen.
Herzlichen Glückwunsch, Scheißkerl, aber ich kenne dich nicht.

A, E, I, O, U, Y … Wenn jetzt der Polonaise-Zug abgeht,
stürze ich mich auf die Gleise.
Schau mal, da ist einer in Unterhose und Fliege!
Wo ist der Hausbesitzer?
Die Peinlichkeit ist offensichtlich, aber ich bin höflich.

Es ist das Jahr 2013, …

Herzlichen Glückwunsch, Alfonso, aber ich kenne dich nicht.
Herzlichen Glückwunsch,  …

Was für ein Scheiß-Leben! …

 

der “gute Ton” (bon ton): 2013 gab es im italienischen Staatsfernsehen eine Sendereihe über Fragen der Etikette, die den Titel “Lezioni di Bon Ton” trug.

A, E, I, O, U, Y: Anspielung auf einen Party-Tanz

 

Mehr italienische „Canzoni“: Cantiamo la crisi! Jugend und Gesellschaftskritik in der italienischen Gegenwartsmusik.

 

Bild: Javier Brosch: Santa Claus Christmas Dog.(Fotolia)

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