Charles Baudelaires Gedicht La destruction (Die Zerstörung)

Auftakt zu einer Reihe mit Werken des französischen Dichters

Jede rauschhafte Euphorie – ob von der Kunst, der Liebe oder den Drogen gestiftet – ist wie ein Teufelspakt: Ebbt der Rausch ab, muss er mit physischer Erschöpfung und seelischer Leere bezahlt werden. – Nachdichtung von Charles Baudelaire: La destruction (Die Zerstörung).

Unmerklich immer spinnt der Atem
meines Dämons sich um meine Wege.
Einatmend spür‘ ich sein Verlangen
lodernd meine Lunge fluten.

In leuchtenden Gewändern lockt er –
als engelsgleicher Körper hier, als Traum
vom Demiurgenkünstler dort – mich tief
in Höhlen, wo der Rausch regiert.

Geheimen Zauber trinken meine Lippen
gierig von des Dämons Mund, bis lähmend
Erschöpfung mich und Wahn umfangen.

Erwachend irre ich durch weite Wüsten,
wo die Wunden, Gottes Blick verborgen,
bluten bis zum Jüngsten Tag.

Charles Baudelaire: La destruction; aus: Les Fleurs du mal (Die Blumen des Bösen; 1857), S. 308. Paris 1868: Michel Lévy Frères (Œuvres complètes, Bd. 1, hg. von Charles Asselineau und Théodore de Banville)

Hintergrundinformationen zu dem Gedicht finden sich im Podcast zur Baudelaire-Reihe (Episode 2) sowie in Ebook und PDF zu den Fleurs du mal (Kapitel 3)

Vertonung von Jean-Charles Wintrebert (Sängerin: Gwenaëlle Clémino):

Vertonungen in englischer Sprache:

Susanna Wallumrød, nach einer Übertragung von Anthony Mortimer; aus dem Album Elevation (2022):

weitere Vertonung von Theater Oobleck; aus dem Album Unquenched. Music from Baudelaire in a Box, Episode 9 (2017); nach einer Übertragung von Bandmitglied Joey Spilberg, abrufbar unter oben angegebenem Link

Bild: Charles Baudelaire: Selbstporträt beim Rauchen einer Haschischpfeife (1844); Paris, Bibliothèque des Arts Décoratifs (Wikimedia commons)

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