Am heutigen Aschermittwoch unterbrechen wir kurz unsere Traumreise und erteilen Bruder Norabus das Wort. Er möchte uns etwas über den Sinn und Unsinn des Fastens erzählen.
Ja, ich gebe es zu: Auch in mir kommt nicht gerade Vorfreude auf, wenn ich an die bevorstehende Fastenzeit denke – an all die grauen, freudlosen Tage, an denen jeder Genuss unter dem Generalverdacht der Sündhaftigkeit steht.
Dass in unserem Refektorium in den nächsten Wochen kein Fleisch serviert werden wird, spielt für mich allerdings keine Rolle. Ich habe schon in der Kindheit die sonntäglichen Bratentage gehasst, wenn mein Lieblingsessen – Nudeln mit Tomatensoße, gefolgt von Schokoladenpudding mit Vanillesoße – in ebenso weiter Ferne war wie der Fleischgenuss in der Fastenzeit.
Außerdem teile ich in diesem Punkt vollständig die Ansicht von Abt Ägidius: Die Tiere sind unsere Mitgeschöpfe, und wenn wir eine Möglichkeit haben, uns anders zu ernähren, gibt es keine Rechtfertigung für ihre Tötung.
Genau deshalb erscheint mir die Logik der Fastenzeit aber unlogisch. Wenn es uns doch mehrere Wochen lang gelingt, auf Fleisch zu verzichten – warum sollen wir dann danach wieder anfangen, uns den Schweinen gegenüber wie Schweine zu benehmen? Ist inhumanes Verhalten etwa tolerierbar, nur weil man sich für ein paar Wochen human verhalten hat? Führt Gott ein Bilanzbuch, in dem er humanes gegen inhumanes Verhalten aufrechnet?
Bild: Rembrandt van Rijn (1606 – 1669): Lesender Mönch (1661); Finnische Nationalgalerie (Wikimedia commons)
Gamma Hans
Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse, die er los werden muss, ob er dem will oder nicht. Folgt er dem nicht, oder kann er dem nicht mehr, so ist er bereits verloren.
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