Neu auf LiteraturPlanet: Der Tag der Poesie! / New on LiteraturPlanet: The Poetry Day!
Die Poesie kann die Welt verwandeln. Sie kann uns die Welt mit anderen Augen sehen lassen. Ein Dichter wie Novalis würde sagen: Das, was wir dann sehen, ist die eigentliche, die ursprüngliche Welt, die nur die meiste Zeit über von unserem unpoetischen Alltag verdeckt wird.
Sehen wir die Welt also wenigstens einmal pro Woche mit den Augen der Poesie an! Dazu schicken wir ab sofort jeden Sonntag eine kleine dichterische Flaschenpost auf die Reise.
Passend zur Jahreszeit beginnen wir die Reihe heute mit einem Gedicht über Sommernächte. Ilona Lay, Literaturplanetarierin der ersten Stunde, hat es eigens für diesen Zweck überarbeitet und ins Englische übertragen.
Ilona Lay: Sommernächte
Dies ist die Zeit,
da Blütenstaub, vom Wind befreit,
um duftbestickte Wege schwebt,
da Lerchensang sein Zauberkleid
in den verliebten Lüften webt.
Dies ist die Zeit,
da aus des Waldes tiefem Traum
versunkene Gestalten treten,
da in den aufgebrochnen Raum
die Mönche selbstvergessen beten.
Dies ist die Zeit,
da auf dem mondgepflügten Teich
der Schwan durch Rosengärten gleitet,
da sich der Himmelsbogen weich
zu einem Sternenfüllhorn weitet.
Dies ist die Zeit,
da heimkehrend die Wolkenpracht
sich um das Haar der Hügel breitet,
da Funken sprühend durch die Nacht
die Herde der Kometen reitet.

Poetry can transform the world. It can make us see the world with different eyes. A poet like Novalis would say: What we see then is the real, the original world, which is only hidden most of the time by our unpoetic everyday life.
So let’s look at the world at least once a week through the eyes of poetry! To this end, we will launch a little poetic message in a bottle every Sunday from now on.
In keeping with the season, we start the series today with a poem about summer nights. Ilona Lay, literary planetarian from the beginning, has revised it especially for this purpose and translated it into English.
Summer Nights
This is the time
when blossom dust, winged by the wind,
floats around the perfumed paths,
when blackbirds weave their magic song dress
in the enamored skies.
This is the time
when from the forest’s deepest dream
forgotten figures will emerge,
when monks in the unfolding space
will murmur their oblivious prayers.
This is the time
when on the moon-ploughed pond
the swan glides through a bed of roses,
when the sky’s arch gently widens
to a cornucopia of stars.
This is the time
when homecoming the clouds
are mirrored in the harbour of the earth,
when flickering the herd of comets
rides through the celestial garden.
Bilder: Arthur Rackham (1867 – 1939): Die schlafende Titania; Illustration zu William Shakespeares Sommernachtstraum, 1909(Wikimedia): Mylene: Hortensie in der Dunkelheit (Pixabay)