Die Texte dieses Buches eint der Glaube daran, dass die Sprache des Traumes uns dabei helfen kann, klarer zu sehen – auch wenn die Traumbilder selbst uns auf den ersten Blick fremd und rätselhaft erscheinen mögen., Dies gilt auch und gerade dann, wenn es dabei um unsere eigenen Abgründe geht.
„Im Traume scheint die Seele eine ganz andre Sprache zu sprechen als gewöhnlich. Dabei folgen ihre Ideen einem andern Gesetz der Association als gewöhnlich und nehmen einen viel rapideren, geisterhafteren und kürzeren Gang als die des wachen Zustandes. Wir drücken in jener Sprache durch einige wenige hieroglyphische Bilder in wenigen Momenten mehr aus, als wir mit Worten in ganzen Stunden auseinanderzusetzen vermöchten.“
Gotthilf Heinrich Schubert, 1814 (leicht abgewandelt)
Infos:
Hardcover, Fadenheftung
116 Seiten mit 45 farbigen Abbildungen
ISBN: 978-3-9812149-9-4
Preis 14,80 Euro
Bestellung:
Bild: „Synergies of our past“ von Andrew Ostrovsky
Leseprobe:
Erträumtes Lächeln
![]() |
Kaum sind die letzten Schneereste zu schwarz-grünen Klumpen geronnen, legt die alte Kanalkokotte ihr Brautgewand an. So vielen Fischerhänden hat sie sich willig hingegeben. Jetzt aber, da die Finger der Sonne über ihren Rücken streichen, strahlt sie plötzlich wieder die Anmut einer jungen Geisha aus, jetzt verströmt sie den Duft der Verheißung, die Vorahnung der Kirschblüten, die bald auf sie niederregnen werden.
Staunend hältst du inne und wirfst ihr einen verstohlenen Blick zu. Sie aber räkelt sich so selbstvergessen zwischen den moosbewachsenen Fundamenten der Häuser, dass sie, so scheint es dir, gar keine Notiz von dir nimmt.
Erst am Abend, als der Mond hinter dem Gitter des Geästs an seiner Geheimschrift webt, ist es dir auf einmal, als hätte sie dir zugezwinkert.
Bild: I. Hoffmann: Nidda am Abend
Pingback: Sehnsucht – LiteraturPlanet
Pingback: Buch Berlin 2019 – Wir sind dabei! – LiteraturPlanet
Pingback: Herzliche Einladung: Der LiteraturPlanet bei der „Buchquartier Wien 2019“ – LiteraturPlanet