Und als es Winter wurde, kam
er durch des Fensters Spalt herein
und annektierte ohne Scham
die Blumentöpfe als sein Heim.
Seitdem dreht er den ganzen Tag
beflissne Runden um sein Heim
und blickt – weil er den Inhalt mag –
auch oft ins Zuckerglas hinein.
Denn während er noch fliegen kann,
sind seine Opfer längst erfrorn.
So muss erjagen dann und wann
er mühsam sich ein Zuckerkorn.
Und dies genießt er still und lang –
zuweilen auch noch ein paar mehr –,
bis dann, auf dem Verdauungsgang,
er neu bereist sein Blumenmeer.
Jedoch, ich hab‘ es längst bemerkt,
wie er nervös seit kurzem schleicht
und gar, vom Zuckerkorn gestärkt,
den Spalt im Fenster oft erreicht;
denn wieder wogt des Frühlings Duft.
So werd‘ ich bald nun ihn befrein,
da angesichts der freien Luft
zu eng ihm wohl erscheint sein Heim.
Wie wird er summen überreich,
nachdem in seinem Winterhain –
voll Sehnsucht und voll Angst zugleich –
er sah, wie schön es ist, zu sein!
Bild: ElinaElena (Pixabay): Marienkäfer