Hinter den durchsichtigen Winterkleidern der Bäume erträumt sich dein Blick ein blaues Land. Ein Land ohne festen Grund, ohne feste Konturen, das in der Ferne mit dem Horizont verschwimmt, grenzenlos.
Die Menschen im blauen Land sind durch ein feines Gespinst von Gefühlen miteinander verbunden. Da der Herzschlag des einen stets auch in den Adern der anderen widerhallt, benötigen sie für ihre Verständigung keine Worte. Diese sind für sie wie Bauklötze – ein Mittel, den Spieltrieb des ewig kindlichen Geistes zu befriedigen.
Jedem Traum geben die Menschen hier einen Namen und lassen ihn dann wieder frei, wie eine Katze, die kommen und gehen kann, wie es ihr gefällt. Das Sichtbare aber benennen sie nicht, um es jeden Tag wieder anders sehen zu können.
Die Zeit ist im blauen Land kein Amokläufer. Man denkt sie sich hier eher als Mönch, mit dem man an einem Sommerabend in einen Teich eintaucht.
Jeden Tag beginnt man im blauen Land mit einem Gebet. Man betet aber nicht zu einem Gott, sondern ins Blaue hinein, wie ein Wünschelrutengänger, der seine Sinne für das Unerwartete, Unvorstellbare schärft.
Ein Hügel ist im blauen Land keine Wand, sondern eine Treppe in den Himmel. Es macht nichts, dass man auf ihr niemals sein Ziel erreichen kann. Denn längst ist ja das blaue Land ein Spiegel des Himmels geworden. So genügt es den Menschen hier völlig, sich von Zeit zu Zeit der Existenz des Himmels zu vergewissern.
Bild: Copyright Rotherbaron (Dieter Hoffmann)