Das Bestrafungsritual / The Punishment Ritual

Mord im Reichstag, Kapitel 18/ Murder in the German Parliament, Chapter 18

Lutz‘ Idee, den Waffenschieber Horni mit Leonas Hilfe auszufragen, erweist sich als recht erfolgreich. Als Zugabe bekommen Lidia Afanasjewna und die anderen auch noch einen Einblick in Hornis intime Vorlieben.

English Version

Stürmische Begrüßung

Das Sofa in Leonas Rosa Salon war eigentlich nicht für vier Personen gedacht. Lidia Afanasjewna saß so eng neben ihrer Tochter, dass sie deren Herzschlag zu spüren meinte. Offenbar war Julia ebenso aufgeregt wie sie. Auch Igor und Lutz, der als Leiter der Aktion in der Mitte Platz genommen hatte, wandten ihren Blick nicht von dem Laptop auf dem Couchtisch ab.
Sie mussten nicht lange warten, bis das Schauspiel begann. Zuerst zeigte sich Leona auf dem Bildschirm, kurz darauf war auch Horni zu sehen.
Seltsam, dachte Lidia Afanasjewna: Auf dem Foto im Internet hatte er einen viel seriöseren Eindruck gemacht. Jetzt, mit seinem Bärchenpullover und der hellblauen Hose, wirkte er dagegen fast ein wenig kindisch.
„… und da dachte ich, ich versuch’s einfach mal. Wenn du nicht da gewesen wärst, wäre ich eben später noch mal wiedergekommen“, entschuldigte er sich für sein verfrühtes Erscheinen.
Leona fiel ihrem Besucher mit einer pathetischen Geste um den Hals. „Aber das macht doch nichts, Darling!“ flötete sie. „Dann haben wir eben noch mehr Spaß miteinander.“ Dazu drehte sie ihr Gesicht in die Kamera und zwinkerte den Zuschauern zu.
Horni wäre fast seine Designerbrille von der Nase gefallen. „Was ist denn mit dir los?“ wunderte er sich. „So stürmisch kenne ich dich ja gar nicht!“
„Verdammt“, zischte Lutz. „Die vermasselt noch alles, wenn sie so weitermacht.“
„Darf ich dir einen kleinen Begrüßungscocktail kredenzen?“ fragte Leona derweil ihren Gast. „Vielleicht, zur Feier des Tages, einen Kir Royal?“
Sie griff schon nach den bereitgestellten Gläsern, aber Horni lehnte ab: „Nein, danke – ich habe nicht so viel Zeit heute. Wenn’s dir nichts ausmacht, würde ich lieber gleich zur Sache kommen.“
„‚Zur Sache kommen‘ … Typisch Geschäftsmann!“ flüsterte Julia ihrer Mutter zu. „Für die ist immer alles ‚Business‘.“ Ihr Vater warf ihr einen flüchtigen Blick zu, aber Julia tat so, als würde sie es nicht bemerken, und starrte weiter unverwandt auf den Monitor.
„Wie du willst, mein Bärchen“, säuselte Leona, indem sie an ihren Besucher herantrat und ihm mit ihren spitzen, lilafarbenen Fingernägeln über den Pulli strich. „Was darf ich dir denn heute Gutes tun?“
Horni grinste. „Ich denke, ich bräuchte mal wieder etwas Nachhilfeunterricht …“
„Hast du denn auch brav deine Hausaufgaben gemacht?“ fragte Leona in gespielter Strenge, während sie ihren Gast scherzhaft in die Wange kniff.
Horni nickte, die Mundwinkel noch immer lüstern verzerrt. „Ja, Frau Lehrerin!“
Leona ließ von ihrem Schützling ab. „Also gut, mein fleißiger Liebling: Dann richte du schon mal das Klassenzimmer her, und ich ziehe mich in der Zwischenzeit mal so an, wie es sich für eine Lehrerin gehört.“
Mit einem koketten Augenaufschlag verschwand Leona von der Bildfläche. Ihr Nachhilfeschüler zog unterdessen eine Tafel hinter dem Schrank hervor und stellte sie in gebührendem Abstand vor eine in der Zimmerecke stehende Holzbank. Erst jetzt verstand Lidia Afanasjewna den Sinn dieses Möbelstücks, das so gar nicht zu der sonstigen, ästhetisch ansprechenden Einrichtung passte.

Der ungezogene Schüler

Kurz darauf hockte Horni, vor sich ein kleines Klapptischchen, erwartungsvoll auf der wurmstichigen Bank und starrte auf die Tafel. Als Leona den „Klassenraum“ betrat, sprang ihr Schüler ehrfürchtig von seinem Platz auf. „Guten Morgen, Frau Lehrerin!“ rief er in gespieltem Eifer.
„Setzen!“ befahl Leona, ohne den Schüler eines Blickes zu würdigen. Sie trug jetzt ein taubengraues Kostüm, dazu eine Perücke mit weißen Haaren, die hinten in einem Dutt zusammengebunden waren. Fast wäre sie nun als alte Jungfer durchgegangen – wenn der Schlitz in ihrem Rock nicht bis weit über den Poansatz gereicht hätte. Und eben diese Perspektive bot sich dem geneigten Publikum – den Zuschauern im Nebenraum ebenso wie ihrem Schutzbefohlenen –, als die Lehrerin sich der Tafel zuwandte und mit quietschenden Kreidefingern befahl: „Lehrbuch, Seite 66: in Schönschrift abschreiben!“
Zögernd reckte sich aus der Bank ein Finger in die Höhe.
„Ja, Horni?“
Der Schüler druckste herum, grinste dabei aber zugleich frech: „Ich habe mein Buch vergessen …“
„Aus der Bank treten!“ schnarrte die Lehrerin. „Nach vorne kommen!“
Mit eingezogenem Kopf schlich der Zögling an die Tafel. „Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“ fuhr Leona ihn an.
Der Schüler blickte verängstigt zu Boden. „Ich … ich habe das Buch befleckt, Frau Lehrerin.“
„Befleckt?“ echote die Lehrerin angewidert.
Horni grinste schon wieder. „Ja, gestern Abend, im Bett …“
Die Lehrerin drückte ihren Rücken durch. „Du warst also ein böser Junge?“
„Ja, Frau Lehrerin.“
„Und was passiert, wenn man ein böser Junge ist?“
„Man bekommt eine gerechte Strafe …“
„Also los – umdrehen!“
Passend zu ihrem Kasernenton griff Leona nach einem Rohrstock, den Horni in weiser Voraussicht schon auf dem Tisch bereitgelegt hatte. „Hose runter!“ befahl sie.
Horni gehorchte, ließ aber die Unterhose an. Pfeifend traf sie der Stock der Lehrerin. „Runter mit dem Höschen!“ verlangte sie. „Sonst muss ich noch fester zuschlagen.“
„Aber … das ist ja Kindesmisshandlung“, stammelte lüstern der Schüler.
„Papperlapapp! Wer sich anständig benimmt, wird auch anständig behandelt. Also: Höschen runter!“
Scheinbar widerstrebend gehorchte der missratene Bengel. Unter dem Höschen – bei dem es sich in Wahrheit um breite Boxershorts handelte – kam eine ansehnliche zweite Rute zum Vorschein.
Lidia Afanasjewna wandte den Blick ab. „Was findet der daran bloß so erregend?“ fragte sie kopfschüttelnd ihre Tochter.
Die zuckte nur mit den Schultern. „Ehrlich gesagt: Ich weiß bei den Typen auch nie so recht, wo ich dran bin“, flüsterte sie. „Wahrscheinlich bewältigen sie auf diese Weise irgendwelche Kindheitstraumata.“
„Aber warum müssen sie die dafür noch einmal durchleben?“ flüsterte Lidia Afanasjewna zurück.
„Keine Ahnung. Vielleicht ist es ja auch eine subtile Form von Rache an den Tyrannen ihrer Kindheit“, spekulierte Julia. „Denn hier sind sie es ja, die die Zügel in der Hand halten: Sie zahlen, sie bestimmen, was gespielt wird. Und dann gibt es auch viele, die einfach wieder zurück an Mamas Rockzipfel wollen. Die Erregung, die sie bei der Unterwerfung unter die strenge Domina empfinden, ist vielleicht die erwachsene Form, sich behütet zu fühlen.“
Lutz warf ihnen einen tadelnden Blick zu: „Was habt ihr denn da zu tuscheln? Denkt dran: Nur das Nötigste reden! Wenn dieser Hirni uns bemerkt, können wir einpacken!“

Der gnadenlose Polizist

Unterdessen hatte sich die Situation im Klassenzimmer weiter zugespitzt. Die Lehrerin hatte dem Schüler als Strafe für sein ungebührliches Verhalten einhundert Stockhiebe verordnet. Nach dem zehnten Schlag stöhnte das Opfer in lustvoller Qual auf: „Nein, o nein, Frau Lehrerin: So geht das nicht weiter! Sie reißen mir ja den ganzen Popo auf.“
In routinierter Empörung hielt die Lehrerin in ihrem Tun inne. Offenbar war auch das ein Teil des Spielerituals. „Du weigerst dich also, die Strafe über dich ergehen zu lassen?“ fragte sie in herausforderndem Ton.
„Jawohl“, stöhnte ihr Zögling. „Ich weigere mich.“
„Dann muss ich jetzt die Polizei rufen“, konstatierte Leona lakonisch. Damit verließ sie das Zimmer, während ihr Schutzbefohlener regungslos auf seinem Platz verharrte.
Als Leona zurückkam, war sie kaum wiederzuerkennen. Sie trug eine perfekt sitzende Polizeiuniform, in der sie den Cops aus den amerikanischen Krimiserien zum Verwechseln ähnlich sah. Ihre Augen waren von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt. Mit einem dreckigen Lachen wandte sie ihr Gesicht der versteckten Kamera zu und raunte: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
Glücklicherweise nahm Horni von dem Schabernack keinerlei Notiz – er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Mit ernster Miene trat der Cop an ihn heran: „So … Du Dreckskerl widersetzt dich also der Obrigkeit?“
„Ja, Herr Polizist“, wimmerte Horni in höchster Erregung. „Sie packt mich einfach zu hart an.“
„Na warte!“ drohte der Uniformierte. „Dir werde ich Beine machen! Wo kämen wir da denn hin, wenn jeder kleine Lümmel der Gerechtigkeit unseres schönen Rechtsstaats in den Arm fallen dürfte?“
Mit diesen Worten nahm er Handschellen aus seiner Tasche und machte Anstalten, sie dem Gesetzesbrecher anzulegen. „Nein, nicht … Gnade!“ jammerte dieser, hielt aber dennoch dem Polizisten die Hände hin.
Der Cop kettete den uneinsichtigen Zögling an der Bank fest, woraufhin dieser sein Hinterteil verdächtig in die Höhe streckte. Leona dachte aber gar nicht daran, sich weiter mit dem Gesäß des Verbrechers zu befassen. Stattdessen begann sie nun, sich für das zu interessieren, was sich in dessen Kopf abspielte – und erst jetzt wurde sie für den am Boden Kauernden wirklich zum „bad cop“.
So selbstverständlich, wie sie sich zuvor in eine Lehrerin und dann in einen Polizisten verwandelt hatte, holte sie nun ihr Smartphone hervor und richtete es in Fotografierhaltung auf ihr Opfer.
Horni sah sie konsterniert an: „Was soll denn das? Was machst du da?“
Gelassen entgegnete Leona: „Ich mache ein Foto von dir. Da können deine Freunde beim Surfen im Netz mal ganz neue Seiten an dir entdecken …“
„Bist du irre?“ rief Horni entsetzt. „Leg sofort das Ding weg!“
Leona trat einen Schritt zurück, richtete das Smartphone auf ihr Fotomotiv aus und machte noch ein Bild. „Gleich – nur noch das eine Foto … Guck mal: Du siehst wirklich süß aus darauf!“

Das Verhör

Hornis Brille war verrutscht, er sah nun wirklich aus wie ein geknechtetes Opfer. Interessanterweise waren jetzt, wo aus der gespielten eine ernste Bedrohung geworden war, auch keinerlei Zeichen von Erregung mehr an ihm zu erkennen.
„Das ist überhaupt nicht lustig!“ keifte er. „Du machst mich jetzt augenblicklich los – sonst …“
„Sonst was?“ Leona lachte höhnisch. „Pfeifst du dann etwa deine Ossatis-Waffenbrüder herbei? Tut mir leid, mein Guter, aber daraus wird nichts: Hier bist du ganz auf dich allein gestellt.“
Horni riss die Augen auf: „Woher weißt du von der Firma? Ich habe dir doch nie davon erzählt!“
Ein überlegenes Lächeln war die Antwort. „Heutzutage ist nun mal alles mit allem vernetzt – das müsstest du doch am besten wissen! Aber da wir schon mal beim Thema sind: Ich hätte da noch ein paar Fragen an dich. Vor allem würde ich gerne wissen, was deine ehrenwerte Firma mit dem Tod von Richard Groß zu tun hat.“
Wütend rüttelte Horni an der Bank, laut polternd rutschte er mit ihr über den Boden – aber es gelang ihm nicht, sich loszumachen. „Was soll das heißen – ‚was ich mit seinem Tod zu tun habe‘? Nichts natürlich! Und wenn, würde es dich nichts angehen!“
Entspannt spielte Leona mit ihrem Smartphone. „Gut – wie du meinst. Dann stelle ich das Foto von dir jetzt online.“
„Halt – warte! Meinetwegen können wir über alles reden – aber erst, nachdem du mir die Handschellen abgenommen hast.“
„Leider bist du gerade in keiner sehr günstigen Verhandlungsposition“, bedauerte Leona. „Der Deal läuft deshalb genau andersherum ab: Erst Infos, dann Freiheit – wenn du schön brav bist …“
Seufzend ergab Horni sich in sein Schicksal. „Also gut. Sag schon, was du wissen willst!“
„Ich hab’s dir doch bereits gesagt: Ich will wissen, in welcher Beziehung deine Firma zu Richard Groß gestanden hat.“
Horni versuchte, in eine bequemere Position zu kriechen. Immerhin gelang es ihm, ein Bein über das andere zu schlagen. Dieselbe Freizügigkeit, die ihn zuvor so erregt hatte, empfand er jetzt offenbar als erniedrigend.
„Groß war für uns ein ganz normaler Geschäftspartner“, erklärte er schließlich. „Er hatte uns bislang regelmäßig als Vermittler eingesetzt, wenn größere Waffengeschäfte anstanden – vor allem bei den heikleren Fällen, die möglichst geräuschlos abgewickelt werden mussten. Darauf hatten wir auch jetzt, bei dem Deal mit der Ukraine, wieder gehofft. Dann wollte er das Geschäft aber plötzlich ohne uns durchziehen.“
„Und deshalb habt ihr ihm den Sensemann geschickt“, schlussfolgerte Leona.
„Nein – Quatsch!“ wehrte sich Horni. „Das ist doch gar nicht unser Stil. Außerdem haben wir so was auch gar nicht nötig. Das erledigen wir sozusagen auf dem kurzen Dienstweg.“
„Drück dich bitte ein bisschen klarer aus – sonst …“ Leona zückte wieder ihr Smartphone.
„Schon gut, schon gut“, winselte Horni. „Ob wir als Vermittler eingesetzt werden, ist letztlich eine Sache des Preises. Von den Rüstungsfirmen, an die wir die Aufträge vermitteln, bekommen wir natürlich eine Provision. Davon geben wir einen Teil an den Politiker weiter, der uns mit der Abwicklung des Deals beauftragt hat. Der gute Richard war aber schon sehr lange im Geschäft. Wahrscheinlich hat er gedacht, er könnte direkt mit den Waffenschmieden verhandeln und sich so die Provision alleine unter den Nagel reißen.“
„Also habt ihr einen kleinen Toilettenunfall inszeniert …“
„Toilettenunfall? Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest! Ich hab‘ dir doch gesagt, dass wir mit seinem Tod nichts zu tun haben. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass einer meint, er könnte auch ohne uns auskommen. In einem solchen Fall intensivieren wir dann einfach unsere Kontakte zu anderen Entscheidungsträgern.“
„Geht das ein bisschen konkreter?“ hakte Leona nach.
„Nein, geht es nicht!“ widersetzte sich Horni. „Ich hab‘ dir ohnehin schon viel zu viel verraten.“
„Wie du willst“, seufzte Leona und griff nach ihrem Smartphone.
Horni rüttelte noch einmal an der Bank, stieß sich dabei aber nur den Kopf. „Holger Wesel“, brummte er schließlich. „Das ist unser neuer Kontaktmann im Verteidigungsausschuss. Aber wenn du den auf meine Firma ansprichst und uns damit die Geschäfte versaust, lasse ich mal ein paar andere Kontakte spielen – und die werden dir bestimmt nicht gut bekommen, das verspreche ich dir!“
Leona hob mahnend den Zeigefinger. „Na-na! Böser Junge! Wer wird denn da seiner mächtigen Gebieterin drohen – wo die doch jetzt über ganz neue Bestrafungsmöglichkeiten verfügt …“
„Nun hör doch endlich mit dem Blödsinn auf“, nörgelte Horni. „Ich hab‘ dir jetzt wirklich genug erzählt … Warum interessierst du dich eigentlich auf einmal so brennend für den Waffenhandel? Willst du dir etwa ein neues Geschäftsmodell erschließen? In dem Fall könnten wir vielleicht …“
Ohne ihn ausreden zu lassen, drehte Leona sich zur Kamera um: „Ich hätte mal ’ne Frage an die Regie: Habt ihr noch was zu dem Verhör beizusteuern, oder kann ich das Ganze jetzt abbrechen? Ich werde nämlich langsam müde …“
Horni sah sie verdutzt an. „Mit wem redest du denn da? Hast du was genommen?“

Onkel Wanjas Hund

Im Rosa Salon erklärte Lutz die Aktion derweil offiziell für beendet. Ein paar Augenblicke später strömten sie alle in Leonas Empfangsraum, wie Zuschauer, die nach einer Theatervorstellung vor der Schauspielergarderobe um Autogramme betteln.
Verstört wandte Horni sich an seine Herrin: „Wo kommen die denn auf einmal alle her?“
Aber Leona beachtete ihn gar nicht. „Und was machen wir jetzt mit ihm?“ erkundigte sie sich stattdessen bei Lutz. „Soll ich die Polizei anrufen?“
„Das wäre für den ja eher eine Belohnung“, spottete Julia.
„Vor allem glaube ich kaum, dass der Staatsanwalt unsere Art der Beweisaufnahme gutheißen würde“, gab Lutz zu bedenken. „Außerdem haben wir ihm bis jetzt auch kaum etwas Strafbares nachweisen können. Als Vermittler bei Waffengeschäften aufzutreten, ist ja an sich nichts Ungesetzliches.“
„Könnte mir mal bitte einer erklären, was hier los ist?“ beschwerte sich Horni. Er lag noch immer zusammengekrümmt vor der wurmstichigen Bank und fühlte sich offensichtlich nicht sehr wohl in seiner Haut.
„Sollen wir ihn etwa laufen lassen?“ ereiferte sich Leona. „Diesen Judas? Also eins kann ich euch sagen: Ich fasse den nicht mehr an! Das ist mir einfach zu eklig.“
Mit theatralischer Geste knallte sie den Schlüssel zu den Handschellen auf den Tisch und trat demonstrativ einen Schritt von ihrem Kunden zurück.
„Ich fürchte, fürs Erste bleibt uns gar nichts anderes übrig, als ihn freizulassen“, bedauerte Lutz. „Sonst sind wir am Ende noch selbst wegen Freiheitsberaubung dran.“
Nach einem kurzen Moment allgemeiner Ratlosigkeit gab Julia sich einen Ruck, griff beherzt nach dem Schlüssel und band den am Boden Kauernden los. Eilig raffte dieser seine Kleider zusammen und stürmte, das Allerheiligste mit der textilen Wulst bedeckend, aus dem Zimmer.
Lidia Afanasjewna musste an den Hund von Onkel Wanja denken, der früher auf ihrem Dorf so oft Streit ausgelöst hatte. Er war ein echter Casanova gewesen, der noch in den entlegensten Winkeln die läufigen Hündinnen aufgespürt hatte. Immer hatte es dann Geschrei und Gezeter über den Streuner gegeben, zumal er auch noch die Hühner aufscheuchte und sie so zu einer leichten Beute des Fuchses machte.
Sie selbst hatte den vermehrungsfreudigen Strolchi einmal auf frischer Tat ertappt und ihn umgehend von seinem – so hatte sie es damals empfunden – Opfer weggezerrt. Seltsamerweise hatte der Hund danach noch einige Sekunden lang in seinem ziehharmonikaartigen Stoßrhythmus verharrt und in eben diesem Zustand, als nutzlose Begattungsmaschine, das Weite gesucht.

English Version

The Punishment Ritual

Lutz’s idea to interrogate the arms dealer Horni with Leona’s help is not entirely without success. As an encore, Lidia Afanasyevna and the others get an insight into Horni’s intimate preferences.

Stormy Welcome

The sofa in Leona’s Pink Parlour actually wasn’t meant for four people. Lidia Afanasyevna sat so close to Julia that she thought she could feel her daughter’s heartbeat. Julia was obviously as excited as she was. Igor and Lutz, who, as their commander-in-chief, had taken a seat in the middle, did not take their eyes off the laptop on the coffee table either.
They did not have to wait long for the spectacle to begin. First Leona appeared on the screen, shortly afterwards Horni could also be seen.
Strange, Lidia Afanasyevna thought: on the photo on the internet he had made a much more serious impression. Now, with his cute little jumper and light blue trousers, he seemed almost a little childish.
„… and so I thought I’d just give it a try. If you hadn’t been there, I would have just come back later,“ he apologised for his early appearance.
Leona pathetically hugged her visitor. „But that doesn’t matter, darling!“ she crooned, „We’ll just have more fun together then.“ With that, she turned her face to the camera and winked at the audience.
Horni’s designer glasses almost fell off his nose. „What’s the matter with you?“ he wondered. „I’ve never seen you so stormy!“
„Damn it,“ Lutz hissed. „She’s going to screw everything up if she goes on like this.“
„May I serve you a little welcome cocktail?“ Leona asked her guest meanwhile. „Perhaps, to mark the occasion, a Kir Royal?“
She was already reaching for the glasses, but Horni declined. „No, thank you – I don’t have that much time today. If you don’t mind, I’d rather get down to business.“
„‚Get down to business‘ … Typical businessman!“ Julia whispered to her mother. „Everything is always ‚business‘ for them.“ Her father gave her a fleeting glance, but Julia pretended not to notice and continued to stare unblinkingly at the monitor.
„As you wish, my little bear,“ Leona purred, approaching her visitor and stroking his jumper with her pointed, lilac fingernails. „What can I do for you today?“
Horni grinned. „I think I might need a little tutoring …“
„Did you do your homework like a good boy?“ Leona asked with mock sternness, while jokingly pinching her guest’s cheek.
Horni nodded, the corners of his mouth still twisted lustfully. „Yes, Mrs. Teacher!“
Leona let go of her protégé. „All right, my industrious darling: then go ahead and prepare the classroom, and in the meantime I’ll get dressed as a teacher should.“
With a coquettish look in her eyes, Leona disappeared from the scene. Her student, meanwhile, pulled a blackboard out from behind the cupboard and placed it at a suitable distance in front of a wooden bench standing in the corner of the room. Only now did Lidia Afanasyevna understand the purpose of this piece of furniture, which did not fit in at all with the other aesthetically appealing furnishings.

The Naughty Student

A moment later, Horni, with a small folding table in front of him, squatted expectantly on the worm-eaten bench and stared at the blackboard. When Leona entered the „classroom“, her pupil jumped up from his seat in awe. „Good morning, Mrs. Teacher!“ he called out in mock eagerness.
„Sit down!“ commanded Leona without giving her student a glance. She was now wearing a dove-grey costume, plus a wig with white hair tied in a bun at the back. She would almost have passed for an old maid – if the slit in her skirt hadn’t reached far above the base of her bottom. And it was precisely this perspective that was offered to the audience – the spectators in the next room as well as her protégé – when the teacher turned to the blackboard and ordered with squeaking chalk fingers: „Textbook, page 66: copy in calligraphy!“
Timidly, a finger stretched up from the bench.
„Yes, Horni?“
The pupil hesitated bashfully, but at the same time grinned cheekily: „I forgot my book …“
„Step out of the bench!“ the teacher snarled. „Come forward!“
With his head bowed, the pupil crept up to the blackboard. „What do you have to say in your defence?“ ranted Leona at him.
The pupil looked down at the floor, frightened. „I … I have stained the book, Mrs. Teacher.“
„Stained?“ echoed the teacher in disgust.
Horni was grinning again. „Yes, last night, in bed …“
The teacher straightened up bolt upright. „So you were a bad boy?“
„Yes, Mrs. Teacher.“
„And what happens when you are a bad boy?“
„You get a just punishment …“
„So come on – turn around!“
In keeping with her barrack tone, Leona reached for a cane, which Horni had already wisely placed on the table. „Trousers down!“ she ordered.
Horni obeyed, but left his underwear on. Whistling, the teacher’s cane hit him. „Take off your panties!“ she demanded, „otherwise I’ll have to hit you even harder.“
„But … that’s child abuse,“ stammered the pupil lustfully.
„Hogwash! If you behave decently, you’ll be treated decently. So, once again: panties down!“
Seemingly reluctantly, the naughty rascal obeyed. Underneath the panties – which were in fact wide boxer shorts – a sizable second cane was revealed.
Lidia Afanasyevna averted her eyes. „What the hell does he find so arousing about that?“ she asked her daughter, shaking her head.
Julia just shrugged her shoulders. „To be honest, I never really know where I stand with these guys either,“ she whispered. „They’re probably coping with some childhood trauma this way.“
„But why do they have to relive the trauma for that?“ whispered Lidia Afanasyevna back.
„No idea. Maybe it’s a subtle form of revenge against the tyrants of their childhood,“ Julia speculated. „Because after all, here they are the ones who hold the reins: They pay, they determine what is played. But apart from that, there are also many who simply want to get back to their mother’s skirt. The excitement they feel when submitting to the strict dominatrix is perhaps the adult form of feeling sheltered.“
Lutz gave them a reproving look. „What are you whispering about? Remember, only talk the bare minimum! If that idiot notices us, the whole operation is spoiled!“

The Merciless Cop

Meanwhile, the situation in the classroom had further escalated. The teacher had sentenced the pupil to one hundred strokes of the cane as punishment for his improper behaviour. After the tenth stroke, the victim moaned in lustful agony: „No, oh no, Mrs. Teacher: You can’t go on like this! You’re tearing my whole bottom open.“
In routine indignation, the teacher paused in her actions. Apparently this was also part of the play ritual. „So you refuse to submit to the punishment?“ she asked in a challenging tone.
„Yes, Mistress,“ her pupil groaned. „I refuse.“
„Then I’ll have to call the police,“ Leona stated laconically. With that, she left the room while her protégé remained motionless in his seat.
When Leona returned, she was hardly recognisable. She was wearing a perfectly fitting police uniform in which she looked confusingly like the cops from the crime series on TV. Her eyes were covered by dark sunglasses. With a dirty laugh, she turned her face to the hidden camera, muttering: „Who’s afraid of the black man?“
Fortunately, Horni didn’t take notice of the shenanigans – he was far too busy with himself. With a serious face, the cop approached him: „So … you son of a bitch are defying the authorities?“
„Yes, Mr. Policeman,“ Horni whimpered in high excitement. „They are just grabbing me too hard.“
„Well wait!“ uttered the merciless cop threateningly. „I’ll teach you to behave! Where would we end up if every little rascal was allowed to overrule the justice of our beautiful constitutional state?“
With these words, he took handcuffs out of his pocket and made an effort to put them on the lawbreaker. „No, don’t do it… have mercy!“ the criminal whined, but still held out his hands to the policeman.
The cop cuffed the undiscerning pupil to the bench, whereupon the delinquent stuck his backside up in a suspicious manner. Leona, however, didn’t even think of bothering with the criminal’s buttocks any further. Instead, she began to focus on what was going on in his head – and only now did she really become a „bad cop“ for the man crouching on the floor. As naturally as she had transformed herself into a teacher and then into a policeman before, she now took out her smartphone and pointed it at her victim in a photographing posture.
Horni looked at her in consternation: „What’s the matter with you? What are you doing?“
Calmly, Leona replied: „I’m taking a picture of you. So your friends can discover a completely new side of you on the net …“
„Are you crazy?“ cried Horni, horrified. „Put that thing away right now!“
Leona took a step back, aimed the smartphone at her photo subject and snapped another picture. „Wait a minute – just one more photo … Look: you are really cute in it!“

The Interrogation

Horni’s glasses had slipped, he now really looked like a downtrodden victim. Interestingly, now that the feigned threat had turned into a serious one, there were no signs of arousal noticeable on him anymore.
„That’s not funny at all!“ he gasped. „You’re going to untie me right now – or I’ll …“
„Or what?“ Leona asked, laughing derisively. „Are you going to summon your brothers in arms from Ossatis then? Sorry, my dear, but that’s not going to happen: you’re on your own here.“
Horni’s eyes widened. „How do you know about the company? I never told you about it!“
A superior smile was the answer. „Nowadays everything is networked with everything else – you should know that better than anyone! But since we’re on the subject: I still have a few questions to ask you. First of all, I’d like to know what your honourable company has to do with the death of Richard Gross.“
Enraged, Horni shook the bench – but he didn’t manage to free himself. „What does that mean – ‚what I have to do with his death‘? Nothing, of course! And if so, it wouldn’t be any of your business!“
Relaxed, Leona played with her smartphone. „Very well – as you wish. Then I’ll put the photo of you online now.“
„Stop – wait a minute! As far as I’m concerned, we can talk about anything – but only after you’ve taken off my handcuffs.“
„Unfortunately, you’re not in a very favourable negotiating position right now,“ Leona said regretfully. „So the deal goes the other way around: first info, then freedom – if you behave nicely …“
Sighing, Horni surrendered to his fate. „All right then. Tell me what you want to know!“
„I already told you: I want to know what relationship your company had with Richard Gross.“
Horni tried to crawl into a more comfortable position. At least he managed to cross one leg over the other. The same permissiveness that had excited him so much before he apparently found humiliating now.
„Gross was a normal business partner for us,“ he finally explained. „He had so far regularly used us as intermediaries when major arms deals were pending – especially in the more delicate cases, which had to be handled as noiselessly as possible. We had hoped for this again now, when the deal with Ukraine was on the table. But then he suddenly wanted to close the deal without us.“
„And that’s why you sent him the Grim Reaper,“ Leona concluded.
„No – nonsense!“ retorted Horni. „That’s not our style at all. Besides, we don’t need that kind of solutions. For us, it’s much more convenient to solve problems through our official channels.“
„Please express yourself a little more clearly – otherwise …“ Leona pulled out her smartphone again.
„All right, all right,“ Horni whined. „Whether we are used as intermediaries is ultimately a matter of price. We get a commission from the arms companies to whom we procure the orders, of course. From that we pass on a part to the politician who entrusted us with the transaction. But our dear Richard had been in this business for a very long time. He probably thought he could negotiate directly with the arms companies and thus pocket the commission for himself alone.“
„And so you guys arranged a little toilet accident …“
„Toilet accident? I don’t know what you’re talking about! I told you that we had nothing to do with his death. After all, it’s not the first time that someone thinks he can get along without us. In such a case, we simply intensify our contacts with other decision-makers.“
„Could you be more specific?“ Leona asked.
„No, I can’t!“ opposed Horni. „I’ve already told you far too much anyway.“
„As you wish,“ Leona sighed and reached for her smartphone.
Horni shook the bench again, but only bumped his head instead of freeing himself. „Holger Wesel,“ he finally grumbled. „That’s our new contact at the Defence Committee. But if you bring up my company to him and ruin our business, I’ll bring some of my other contacts into play – and they certainly won’t do you any good!“
Leona raised her index finger admonishingly. „Well, well! Bad boy! Is it wise to threaten your powerful mistress – now that she has a whole new range of punishments at her disposal?“
„Enough of this nonsense,“ Horni nagged. „I’ve told you enough … Why are you suddenly so interested in arms trading, of all things? Do you want to switch to a new business? In that case, maybe we could …“
Without letting him finish, Leona turned to the camera: „I have a question for the director: Do you have anything to add to the interrogation, or can I stop the whole thing now? I’m getting tired …“
Horni looked at her, puzzled. „Who are you talking to? Did you take something?“

Uncle Vanya’s Dog

In the Pink Parlour, Lutz officially declared the end of the operation. A few moments later, they all entered Leona’s reception room, like spectators begging for autographs in front of the actors‘ dressing room after a theatre performance.
Worried, Horni turned to his mistress: „What the hell are all these people doing here?“
But Leona paid no attention to him. „And what do we do with him now?“ she inquired of Lutz instead. „Should I call the police?“
„That would be more of a reward for him,“ Julia scoffed.
„Above all, I hardly believe that the public prosecutor would approve of our way of taking evidence,“ Lutz said. „Besides, we haven’t been able to prove that he committed anything criminal so far. After all, there is nothing illegal about acting as an intermediary in arms deals.“
„Could someone please explain to me what is going on here?“ complained Horni. He was still curled up in front of the worm-eaten bench, obviously not feeling very comfortable in his skin.
„Are you saying we should let him go?“ exclaimed Leona. „This Judas? Well, I can tell you one thing: I won’t touch him again! That’s just too disgusting for me.“
With a theatrical gesture, she slammed the key to the handcuffs on the table and demonstratively took a step back from her client.
„I’m afraid that for now we have no choice but to release him,“ Lutz regretted. „Otherwise we’ll end up being charged with false imprisonment ourselves.“
After a brief moment of general perplexity, Julia pulled herself together, courageously grabbed the key and untied the man crouching on the floor. Horni hurriedly gathered up his clothes and stormed out of the room, covering the holy of holies with the bundle of laundry.
Lidia Afanasyevna had to think of Uncle Vanya’s dog and the quarrels he had caused in her village during her childhood. He had been a real Casanova who had tracked down bitches in heat even in the most remote places. There had always been shouting and complaining about the stray, all the more so as he used to startle the hens and thus made them easy prey for the fox.
She herself had once caught the lecherous scamp in the act and immediately dragged him away from his – as she had felt at the time – victim. Strangely enough, the dog had remained in its accordion-like thrusting rhythm for a few seconds afterwards and in just this state, as a useless mating machine, had taken flight.

Bilder: Miroslawik: Lehrerin /Teacher (Pixabay); Alexa: Cop (Pixabay)

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