Mord im Reichstag, Kapitel 14 / Murder in the German Parliament, Chapter 14
Nach einer durchwachten Nacht möchte Lidia Afanasjewna auf Wolodjas Datscha nur noch eins: schlafen. Daraus wird aber nichts. Denn in der Datscha gehen äußerst merkwürdige Dinge vor sich.
Der Palast hinter den Schneeschleiern
Vorbei an den Autokolonnen, die sich in Richtung Stadtzentrum quälten, wurde Lidia Afanasjewna bald nach dem Frühstück im Kreml in Richtung Moskauer Umland kutschiert. Von breiten Werbetafeln strahlte ihr das ebenso breite Lächeln glücklicher Menschen entgegen, die angeblich die richtige Wahl getroffen hatten. Die wintergrauen Wohnblöcke, die sich dahinter im Schneegestöber verloren, weckten allerdings leise Zweifel an dieser Botschaft.
Lidia Afanasjewna merkte, wie ihr die Augen zufielen. Ihre Lider waren so schwer, dass sie sie selbst durch mehrmaliges Blinzeln nicht daran hindern konnte, das Tor zur Welt zu schließen. Sie wollte aber sehen, wohin sie fuhr, und außerdem wäre es ihr unhöflich erschienen, in Gegenwart des Fahrers einzuschlafen. Um sich wachzuhalten, fing sie daher ein Gespräch mit diesem an.
„Ziemlich viel Schnee dieses Jahr, was?“ bemerkte sie.
„Geht so“, brummte der Chauffeur. „War schon schlimmer.“
„Ist doch aber bestimmt nervenaufreibend – bei dem Verkehr?“
„Ach was – ich bin’s ja gewohnt.“
„Und wenn Ihr Chef es mal so richtig eilig hat?“
„Dann nimmt er den Hubschrauber.“
Leider blieb der Fahrer recht einsilbig. Vielleicht war er angewiesen, nicht zu viel von sich und seiner Arbeit preiszugeben, vielleicht hielt er es auch einfach nicht für angebracht, mit den hochgestellten Persönlichkeiten, die er für gewöhnlich chauffierte, zu parlieren – oder er war ganz einfach schlecht aufgelegt an diesem Morgen. Jedenfalls verlief die Unterhaltung sehr zäh und versiegte bald ganz.
Lidia Afanasjewna war froh, als endlich die ersten Dächer der Datscha-Siedlungen vor ihnen auftauchten. Jetzt, im Winter, waren sie komplett verwaist. Die Fenster waren von dicken Holzläden verdeckt, die Türen fest verschlossen. Einige waren mit Vorhängeschlössern oder sogar mit Eisengittern gesichert. Aber gegen wen oder was sollten die kleinen Anwesen eigentlich geschützt werden, fragte sich Lidia Afanasjewna. Es war doch keine Menschenseele zu sehen!
Die Fahrt durch die endlosen Reihen verlassener Häuser war wie eine Reise durch ein Totenreich. Nachdem sie aber noch etwas tiefer in das stumme Häusermeer eingedrungen waren, riss der Schneevorhang plötzlich auf, und ein gigantisches Bauwerk kam zum Vorschein.
„Ist das die Präsidentendatscha?“ fragte Lidia Afanasjewna den Chauffeur.
Er nickte kaum merklich.
Seltsam, dachte Lidia Afanasjewna. Sie hatte Wolodjas Datscha doch schon einmal auf Fotos gesehen … Natürlich war das ein repräsentativer Bau gewesen, eher eine Villa als ein Sommerhäuschen. Das, was nun hinter den Schneeschleiern zum Vorschein kam, war jedoch auch keine Villa mehr, sondern ein veritabler Palast – oder eher noch eine Burg. Der typische Neureichenkitsch, dachte Lidia Afanasjewna, als zwischen den durch die Luft wirbelnden Schneeflocken die Silhouetten der Türme, Erker und Zinnen sichtbar wurden. Dass Wolodja so ein Angebertum nötig hatte …
Gespenstisches Schneegestöber
Je näher sie der Burg kamen, desto mehr verfestigte sich bei ihr allerdings der Eindruck, dass es sich bei dem Palast gar nicht um einen Neubau handelte. Wäre er sonst wohl mit einer Zugbrücke versehen gewesen? Und wirkten die Mauern nicht genauso verwittert wie bei den Burgruinen am Rhein? Aber wer hatte die Burg dann erbaut? Und warum hatte sie noch nie etwas davon gehört?
Sie wollte den Fahrer dazu befragen, aber genau in dem Augenblick hielten sie an. Der Chauffeur stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür.
„Das letzte Stück müssen Sie leider zu Fuß gehen. Da komme ich mit der Limousine nicht durch“, erklärte er bedauernd. Dabei wies er auf den zugeschneiten Weg, der die kleine Anhöhe zur Burg hinaufführte.
Merkwürdig, dachte Lidia Afanasjewna. Der Mann sah seinem Chef ja zum Verwechseln ähnlich – fast so, als wäre er sein Zwillingsbruder! Warum war ihr das nicht schon früher aufgefallen?
„Ja, aber – wie komme ich denn in das Gebäude hinein?“ fragte sie, während sie zögernd aus dem Auto ausstieg. Die Schneeflocken kratzten sofort an ihren Wangen, der Wind machte Anstalten, ihr das Sommerjäckchen vom Leib zu reißen.
„Der Chef hat den Hausverwalter angewiesen, das Haupttor offen zu lassen“, beruhigte sie der Chauffeur. „Gehen Sie einfach da hinauf, Sie können es gar nicht verfehlen.“
So ermutigend die Worte klangen, so beunruhigend fand Lidia Afanasjewna es doch, dass der Fahrer dabei einfach wieder ins Auto einstieg und den Motor anließ. Wenige Augenblicke später fand sie sich allein in dem dichten Schneetreiben wieder.
Mit schnellen Schritten, den Kopf nach vorne gebeugt, um den Nadeln der Eiskristalle keine Angriffsfläche zu bieten, stapfte sie in Richtung Burg. Sie wollte nur eins: so schnell wie möglich diesem Meer aus Schnee entkommen, in dem sie zu Treibgut, zu einem willenlosen Spielball des Windes zu werden drohte.
So merkte sie gar nicht, wie sich ihr von vorne ein anderer, ebenso vom Schneesturm getriebener Körper näherte. Sie stieß heftig mit ihm zusammen. Erschrocken blickte sie auf – und sah in das Gesicht Wolodjas. Der, den sie für Wolodja hielt, ließ sie jedoch grußlos stehen und stapfte an ihr vorbei, als wäre er gegen einen Baum geprallt.
„Wolodja?“ fragte sie in die weiße Nacht. Aber sie hatte den Namen kaum ausgesprochen, da war der gebeugte Körper auch schon wieder zwischen den Schneeschleiern verschwunden.
Lidia Afanasjewna schüttelte sich und ging weiter in Richtung Burg. Sollte sie sich etwa geirrt haben? War das vielleicht der Verwalter gewesen, ein womöglich etwas wortkarger Kauz, der ihr die Burg aufgesperrt hatte und nun schnell wieder nach Hause wollte? Sah sie in dem Schneegestöber schon Gespenster?
Noch ein paar wenige Meter, dann hatte sie die Burg erreicht. Die Zugbrücke schwankte leicht, als sie sie überquerte. Fröstelnd blickte Lidia Afanasjewna in den Burggraben hinab, wo sich der Schnee meterhoch auftürmte.
Das Burgtor war tatsächlich nur angelehnt. Sie musste bloß dagegendrücken, und schon tat es sich knarrend vor ihr auf.
In der Falle
Im Innern der Burg war es ganz dunkel. Die Fenster waren von breiten Läden verhüllt, kein Lichtstrahl drang hindurch. Lidia Afanasjewna tastete sich an der Wand entlang, um nach einem Lichtschalter zu suchen – leider vergeblich. Auch begrüßte sie keineswegs – wie sie insgeheim gehofft hatte – ein knisterndes Feuer im Kamin. Vielmehr war es in der Burg kaum wärmer als draußen.
Und jetzt? fragte sie sich. Sollte sie etwa hier im Dunkeln Wurzeln schlagen und zur Eisprinzessin erstarren? Was hatte sich Wolodja überhaupt dabei gedacht, sie hierher zu verfrachten? War das etwa einer seiner makabren Scherze? Oder nahm er auf diese Weise Rache für ihr unbotmäßiges Verhalten?
Verärgert tastete Lidia Afanasjewna sich zurück zur Tür. Sie war fest entschlossen, mit dem nächsten Flugzeug zurück nach Deutschland zu fliegen – und wenn sie den Flug aus eigener Tasche bezahlen müsste!
Da hörte sie jedoch, wie das Burgtor ins Schloss fiel und jemand von außen den Schlüssel umdrehte. Lidia Afanasjewna beschleunigte ihre Schritte. Verzweifelt rüttelte sie an der Tür, sie klopfte, sie schlug gegen das Holz, sie rief laut „Hallo!“ und „He – ich bin noch hier drin!“ Aber es half alles nichts – man hatte sie eingeschlossen.
Lidia Afanasjewna schwankte zwischen Wut und Verzweiflung. Was ihr am meisten zu schaffen machte, war, dass sie nicht verstand, was hier überhaupt vor sich ging. Warum lud Wolodja sie denn erst ein, wenn er sie dann wie eine mittelalterliche Hexe lebendig einmauern ließ? Oder war das Ganze doch ein bedauerliches Missverständnis? Hatte der Verwalter das Tor schlicht aus Sicherheitsgründen abgeschlossen?
Nach einiger Zeit gewann ihre Müdigkeit die Oberhand über ihre Ratlosigkeit. In der Burg war es zwar eigentlich viel zu kalt zum Schlafen, aber in der tiefen Dunkelheit fielen ihr trotzdem die Augen zu. So tastete sie sich vorsichtig in die Mitte des Raumes vor, auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit. Zu ihrer Freude stieß sie dabei auf einen breiten Sessel, der sogar über eine verstellbare Rückenlehne verfügte. Seufzend ließ sie sich in die weichen Polster fallen und umfasste mit den Händen die gepolsterten Armlehnen.
Im selben Augenblick hatte sie das Gefühl, als würde jemand ihre Handgelenke berühren. Sie wollte die Hände wegziehen, aber die Kraft, die sie an die Armlehnen band, war stärker als sie. Auch ihre Fußknöchel wurden von dem kalten, schlangenartigen Etwas umspielt, das aus dem Sessel herauswuchs. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr Kopf von einem harten, spitzen Gegenstand nach vorne gedrückt wurde.
Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass sie in eine Falle getappt war: Ihre Hände und Füße waren mit Eisenringen an den Sessel gekettet. Und jeder Versuch, sich loszureißen, wurde von einem Dolch an ihrem Hinterkopf mit einer unmissverständlichen Morddrohung beantwortet.
Anstatt zu schlafen, musste Lidia Afanasjewna sich nun krampfhaft wachhalten, um nicht erstochen zu werden. Wie lange sie so in der Dunkelheit vor sich hindämmerte, hätte sie nicht sagen können. Jedenfalls fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit.
Ein lasziver Leuchtkörper
Endlich hörte sie, wie jemand am Burgtor hantierte. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, er drehte sich mit einem rasselnden Geräusch, unter lautem Knarren tat sich das Tor auf. Ein Windstoß wehte den Geruch von Schnee zu Lidia Afanasjewna hinüber, eine Gestalt huschte in den Raum, dann war es wieder so dunkel wie zuvor.
Plötzlich aber bemerkte Lidia Afanasjewna ein schwaches Leuchten, das sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Es kam aus der Richtung des Burgtors, und es näherte sich ihr in einer langsamen, an den Flug von Glühwürmchen erinnernden Bewegung.
Erst als das Leuchten ihr unmittelbar in die Augen stach, erkannte Lidia Afanasjewna, von wo es ausging: Vor ihr stand, von Kopf bis Fuß in eng anliegende Lederkleidung gehüllt, Wolodja. Selbst sein Gesicht war, wie beim Paintball, von einer schwarzen Maske umschlossen, die nur einen schmalen Sehschlitz frei ließ. Überall an seinem Körper leuchteten phosphoreszierende Punkte, die jeweils die Buchstaben „O“ und „S“ formten.
Besonders hell war das Leuchten in Wolodjas Körpermitte, wo es ein großes „O“ formte. Zu Lidia Afanasjewnas Entsetzen wurde das dazugehörige „S“ von etwas gebildet, das in der Mitte des Kreises, den das „O“ markierte, das Leder durchstieß und ebenfalls ein beängstigendes Leuchten abgab. Schaudernd spürte Lidia Afanasjewna, wie der Sessel sich am Fußende in Bewegung setzte und ihre festgeketteten Beine auseinanderschob.
Wolodjas heiseres Lachen hallte von den Wänden wider: „So! Jetzt wollen wir mal den Weltfrieden praktizieren! Ha-ha-ha! Love and peace! Ha-ha-ha! Make love and war! Come on, baby: Let’s make love a war! Yeah! Love is war, and war is love!“
In ihrer Verzweiflung verfiel Lidia Afanasjewna auf den Gedanken, sich schlafend zu stellen. Sie hoffte, dass Wolodja sie dann vielleicht in Ruhe lassen würde. Aber weit gefehlt: Er rüttelte an ihr, er schüttelte sie, so dass sie gar nicht anders konnte, als ihn anzusehen. Sie versuchte sich seinen Zudringlichkeiten zu widersetzen, aber ihre Arme wurden noch immer unnachsichtig von den Eisenringen umklammert. Sie war Wolodja hilflos ausgeliefert. Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf, doch sie brachte keinen Ton heraus: Selbst ihre Stimme war wie gelähmt.
Röchelnd riss sie die Augen auf – und blickte in das Gesicht Igors.
Auf einmal war es wieder taghell um sie her. Blinzelnd versuchte sie, sich in der veränderten Umgebung zurechtzufinden. Ihre Arme hatte sie hinter dem Kopf verschränkt, ein Fingernagel bohrte sich schmerzhaft in ihren Nacken.
Igor hatte sie an den Schultern gepackt und schüttelte sie. „Lidia!“ rief er. „Schatz! Um Himmels willen! Was ist denn los mit dir? Hast du schlecht geträumt?“
Sprachlos starrte sie Igor an. Ja, kein Zweifel: Das waren seine wodkablauen Augen, das war das Stoppelfeld seiner Wangen, das waren seine wortscheuen Lippen … Und doch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie tatsächlich wieder in ihre vertraute Wirklichkeit zurückgerutscht war. Hatte Igor sie nicht gerade „Schatz“ genannt? Das hatte er doch seit Ewigkeiten nicht mehr getan! War das also vielleicht doch nur Wolodja, der sich hinterlistig als Igor verkleidet hatte?

English Version
The Creepy Dacha
After being up all night, Lidia Afanasyevna only longs for one thing at Volodya’s dacha: sleep. But that proves impossible – because in the dacha, extremely strange things happen.
The Palace behind the Veils of Snow
Past the lines of cars struggling towards the city center, Lidia Afanasyevna was driven towards the Moscow countryside soon after her breakfast in the Kremlin. From broad advertising boards, the equally broad smiles of happy people beamed at her, indicating that they had made the right choice. The winter-grey apartment blocks lost in the snow flurries behind them, however, raised slight doubts about this message.
Lidia Afanasyevna noticed how her eyes were falling shut. Her eyelids were so heavy that she could not prevent them from closing even by blinking several times. But she wanted to see where she was driving to, and besides, it would have seemed rude to fall asleep in the presence of the chauffeur. So, to keep herself awake, she started a conversation with him.
„Quite a lot of snow this year, huh?“ she remarked.
„Maybe,“ grumbled the driver. „But I’ve seen worse.“
„Must be nerve-wracking though – with all the traffic?“
„Not for me – I’m used to it.“
„And when your boss is in a hurry?“
„Then he takes the helicopter.“
Unfortunately, the driver remained quite monosyllabic. Perhaps he had been instructed not to reveal too much about himself and his work, maybe he simply did not consider it appropriate to talk to the high-ranking personalities he usually chauffeured – or perhaps he was simply in a bad mood that morning. In any case, the conversation went very slowly and soon petered out.
Lidia Afanasyevna was glad when finally the first roofs of the dacha settlements appeared in front of them. Now, in winter, they were completely deserted. The windows were covered by thick wooden shutters, the doors firmly locked. Some were padlocked or even secured with iron bars. But from whom should the small properties actually be protected, Lidia Afanasyevna asked herself. There was not a soul to be seen!
The passage through the endless rows of abandoned houses was like a journey through a realm of the dead. But after they had penetrated a little deeper into the silent sea of houses, the snow curtain suddenly tore open, revealing a gigantic edifice.
„Is that the presidential dacha?“ asked Lidia Afanasyevna.
The chauffeur nodded barely perceptibly.
Strange, Lidia Afanasyevna thought. After all, she had seen Volodya’s dacha on photos before … Of course, it had been a representative building, more like a villa than a summer cottage. But what now appeared from behind the veils of snow was no longer a villa either, but a veritable palace – or rather a castle. Typical nouveau riche kitsch, Lidia Afanasyevna thought, as the silhouettes of towers, oriels and battlements became visible between the snowflakes swirling through the air. That Volodya felt the need for such pomposity …
Ghostly Snow Flurry
The closer they came to the castle, however, the more she got the impression that the palace was not a new building at all. Would it otherwise have been equipped with a drawbridge? And didn’t the walls look just as weathered as those of the castle ruins on the Rhine? But then who had built the castle? And why had she never heard of it?
She wanted to ask the driver about it, but just then they stopped. The chauffeur got out, walked around the car and opened the door for her.
„I’m afraid you’ll have to make the last stretch on foot. I can’t get through there with the limousine,“ he explained regretfully, pointing to the snow-covered path that led up the small slope to the castle.
How curious, Lidia Afanasyevna thought. The man looked just like his boss – almost as if he were his twin brother! Why hadn’t she noticed that before?
„Yes, but – how do I get into the building?“ she asked as she hesitantly got out of the car. The snowflakes immediately scratched her cheeks, the wind made an effort to tear off her summer jacket.
„The boss has instructed the caretaker to leave the main gate open,“ the chauffeur reassured her. „Just go up that way, you can’t miss it.“
As encouraging as the words sounded, Lidia Afanasyevna found it disconcerting that the driver simply got back into the car and started the engine. A few moments later, she found herself alone in the dancing snowflakes.
With quick steps, her head bent forward so as not to be attacked by the ice needles, she trudged towards the castle. There was only one thing she wanted now: to escape as quickly as possible from this sea of snow in which she threatened to become flotsam, a powerless plaything of the wind.
So she did not notice how another body, equally propelled by the snowstorm, approached her from the front. She collided violently with him. Startled, she looked up – and stared into the face of Volodya. The one she thought was Volodya, however, left her standing without a greeting and stomped past her as if he had crashed into a tree.
„Volodya?“ she asked into the white night. But no sooner had she spoken the name than the bent body had disappeared again among the veils of snow.
Lidia Afanasyevna shook herself, then continued walking towards the castle. Could she have been wrong? Was this perhaps the caretaker, a possibly somewhat taciturn codger, who had unlocked the castle for her and now wanted to hurry back home? Was she already seeing ghosts in this snow flurry?
A few more meters and she had reached the castle. The drawbridge swayed slightly as she crossed it. Shivering, Lidia Afanasyevna looked down into the moat where the snow was piling up meters high.
The castle gate was indeed only ajar. All she had to do was press against it, then it creaked open in front of her.
Caught in a Trap
Inside the castle it was completely dark. The windows were covered by large shutters, not a ray of light penetrated through them. Lidia Afanasyevna felt her way along the wall in search of a light switch – unfortunately in vain. Nor was she greeted – as she had secretly hoped – by a heat-promising crackle in the fireplace. Instead, it was hardly warmer in the castle than outside.
And now? she asked herself. Was she supposed to take root here in the dark and freeze into an ice princess? What was Volodya thinking, sending her to this place? Was this one of his macabre jokes? Or was he taking revenge for her insubordinate behaviour in this way?
Annoyed, Lidia Afanasyevna groped her way back to the door. She was determined to fly back to Germany on the next plane – even if she had to pay for the flight on her own!
But then she heard the castle gate slam into the lock and someone turn the key from outside. Lidia Afanasyevna quickened her steps. Desperately she shook the door, she knocked, she banged on the wood, she shouted loudly „Hello!“ and „Hey – I’m still in here!“ But it was no use – she was locked in.
Lidia Afanasyevna wavered between anger and despair. What bothered her the most was that she did not understand what was going on here at all. Why did Volodya invite her in the first place if he then had her walled up alive like a medieval witch? Or was the whole thing an unfortunate misunderstanding? Had the caretaker locked the gate simply for security reasons?
After some time, her tiredness got the upper hand over her perplexity. Actually, it was much too cold to sleep in the castle, but in the deep darkness, her eyes still fell shut. So she carefully groped her way to the middle of the room, looking for a place to sleep. To her delight, she came across a wide armchair that even was equipped with an adjustable backrest. Sighing, she dropped into the soft cushions and closed her hands around the padded armrests.
At the same moment, she felt as if someone was touching her wrists. She wanted to pull her hands away, but the force that bound them to the armrests was too strong for her. On top of that, her ankles were also being encircled by the cold, snakelike something that was growing out of the armchair. At the same time, she felt her head being pushed forward by a hard, pointed object.
It took her a while to realise that she had fallen into a trap: her hands and feet were chained to the armchair with iron rings. And any attempt to break free was met with an unmistakable death threat from a dagger at the back of her head.
Instead of sleeping, Lidia Afanasyevna now had to keep herself awake frantically to avoid being stabbed. How much time she spent like this in the darkness, she could not say. In any case, it felt like half an eternity.
A Lascivious Luminous Body
Finally, she heard a noise at the castle gate. A key was inserted into the lock, it was turned around with a rattling sound, until finally the gate opened with a loud creaking noise. A gust of wind blew the smell of snow to Lidia Afanasyevna, a figure flitted into the room, then it was as dark as before.
But a few seconds later, Lidia Afanasyevna noticed a faint glow that she had not seen before. It came from the direction of the castle gate, and it approached her in a slow movement reminiscent of the flight of fireflies.
It was only when the glow stung her eyes that Lidia Afanasyevna realised where it was coming from: In front of her, clad from head to toe in tight-fitting leather clothing, stood Volodya. Even his face, as in a paintball game, was enclosed in a black mask that left only a narrow slit for vision. Phosphorescent dots shone all over his body, each forming the letters „O“ and „S“.
A particularly bright glow was emitted from the center of Volodya’s body, where it formed a large „O“. To Lidia Afanasyevna’s horror, the corresponding „S“ was formed by something that pierced the leather in the middle of the circle marked by the „O“. It also gave off a frightening glow. Shuddering, Lidia Afanasyevna felt the armchair start to move at the foot end, pushing her chained legs apart.
Volodya’s hoarse laughter echoed off the walls: „Well then! Now let’s practice world peace! Ha-ha-ha! Love and peace! Ha-ha-ha! Make love and war! Come on, baby: Let’s make love a war! Yeah! Love is war, and war is love!“
In her despair, Lidia Afanasyevna had the idea of pretending to be asleep. She hoped that Volodya would then perhaps leave her alone. But far from it: he first nudged her, then shook her so that she could not help but look at him. She tried to resist his importunities, but her arms were still relentlessly clutched by the iron rings. She was helplessly at Volodya’s mercy. A scream rose in her throat, but she could not utter a sound: even her voice was paralysed.
Gasping, she opened her eyes – and looked into Igor’s face.
Suddenly it was as bright as day around her again. Blinking, she tried to find her way in the transformed environment. Her arms were folded behind her head, a fingernail was digging painfully into her neck.
Igor had grabbed her by the shoulders and was shaking her. „Lidia!“ he cried. „Darling! For heaven’s sake! What’s the matter with you? Did you have a bad dream?“
Speechless, she stared at Igor. Yes, no doubt about it: those were his vodka-blue eyes, that was the stubble of his cheeks, those were his taciturn lips … And yet she wasn’t quite sure whether she had actually slipped back into her familiar reality. Hadn’t Igor just called her „darling“? He hadn’t done that for ages! So perhaps it was only Volodya after all, who had deceitfully disguised himself as Igor?
Bilder /Images: Willgard Krause: Mysteriöses Schloss / Mysterious castle (Pixabay); David Foxx: Spukhaus (Pixabay)