Die Kettenobservation / The Chain Observation

Mord im Reichstag, Kapitel 12 / Murder in the German Parliament, Chapter 12

Lutz neuster Plan sieht vor, über Leonas Dealer an die Hintermänner des von ihm vermuteten politischen Komplotts zu gelangen. Dazu organisiert er eine Mehrpersonenobservation mit Tarnnamen.

English Version

Kristallkugeln und modernere Formen des Hellsehens

Als Kind hatte Lidia Afanasjewna sich, wenn Jahrmarkt war, immer besonders zum Stand der Wahrsagerin hingezogen gefühlt. Vor allem deren Kristallkugel hatte es ihr angetan. Ihre Eltern allerdings hatten – eben deshalb – meistens einen großen Bogen um die Wahrsagerin gemacht. Denn diese ließ sich den Blick in ihre Kristallkugel stets fürstlich honorieren.
Die höchste Kunst der Hellseherin – die Zukunft vorherzusagen – hatte Lidia Afanasjewna nie besonders interessiert. Warum sollte sie auch wissen wollen, was morgen, was in 20 Jahren passiert? Wozu hätte sie ihr Leben denn noch leben sollen, wenn sie all seine Volten und Wendungen schon im Voraus kannte? Das wäre ja so, als würde man sich einen Film anschauen, bei dem man bei jeder zweiten Szene das Gefühl hatte, ihn schon einmal gesehen zu haben!
Nein, was Lidia Afanasjewna an der Hellseherin fasziniert hatte, war, dass diese in ihrer Kristallkugel Dinge sehen konnte, die sich zur selben Zeit, aber an einem anderen Ort abspielten: Drang etwa ihr Bruder gerade wieder in die Vorratskammer ein, um seine dreckigen Finger in die Marmeladengläser zu tauchen? Saß der Herr Lehrer gerade auf dem Klo? Und war es wirklich wahr, dass ihr Freund Sergej, der ihr erst gestern noch ein amerikanisches Kaugummi geschenkt hatte, mit ihrer Intimfeindin Aljona Händchen hielt, wenn sie nicht hinsah?
Eine solche Kristallkugel hätte Lidia Afanasjewna auch jetzt gerne gehabt. Die Technik dafür gab es ja bereits. Man nannte sie nur nicht „Kristallkugel“, sondern „Webcam“, „Drohne“, „Teleskop“ oder „Satellit“. Der Zweck aber war derselbe: All diese Geräte erfüllten auf je unterschiedliche Weise die Sehnsucht, das Geschehen an einem anderen Ort der Welt oder gar des Universums zu verfolgen. Zwar konnte man mit ihnen nicht in die Zukunft sehen – aber für Lidia Afanasjewnas Zwecke wäre es ohnehin völlig ausreichend gewesen, die Gegenwart in ihrer ganzen Breite überschauen zu können.
Ihr war klar, dass sie sich damit etwas erträumte, das normalerweise als Schreckensvision galt: die totale Überwachung. Tatsächlich hätte auch sie sich in den meisten Situationen unwohl gefühlt, wenn jeder sehen könnte, was sie gerade tat. Gerade jetzt aber, in diesem Augenblick, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass es Überwachungsshops – oder noch besser: Überwachungs-Apps – gäbe, durch die es möglich wäre, sich einfach in das Leben eines anderen Menschen einzuloggen.
Auch das, dachte sie finster, wäre rein technisch sicher kein Problem. Man müsste nur für alle Häuser Glaskonstruktionen entwerfen, die es den ohnehin überall herumschwirrenden Drohnen erlauben würden, bis in die hintersten Winkel der Wohnungen zu spähen. Dann bräuchte man die Daten all der Drohnen und Überwachungskameras, der Webcams und der Internetprotokolle, der Satelliten und der Teleskope nur noch miteinander zu verknüpfen, und schon hätte man vollständige Existenzprofile aller sichtbaren Geschöpfe.
In einer solcherart vernetzten Welt müsste man lediglich den Identifikationscode des Wesens, an dessen Leben man gerade teilhaben wollte, in die Suchmaske des entsprechenden Anbieters eingeben, und schon ließe sich ganz bequem mitverfolgen, was dieses gerade tat. Man könnte etwa mit heimlichem Schaudern mitansehen, wie auf dem Planeten X ein heimtückisches Bakterium einen ebenso heimtückischen, aber etwas unvorsichtigeren Artgenossen verschlingt – und zum Einschlafen müsste man gar nicht mehr selbst den Fernseher einschalten, sondern könnte dem Nachbarn beim Fernsehen zuschauen.
Seufzend stellte Lidia Afanasjewna sich vor, wie sie sich in ihren Lieblingssessel kuscheln würde, den Laptop auf dem Schoß, neben sich eine dampfende Tasse Tee, und durch das Leben eines fremden Menschen surfen würde. Aber leider – es war nur ein Traum. Die Realität sah so aus, dass sie auf einem zugigen U-Bahnhof stand und beobachten musste, wie ein Mensch einen anderen Menschen beobachtete. Angesichts dessen, was technisch möglich gewesen wäre, kam ihr das ganz vorsintflutlich vor. Auf Autobahnen fuhr man ja auch nicht mit der Pferdekutsche, und wer telefonieren konnte, benutzte keine Rauchzeichen!

Lurchi und Co. auf der Jagd nach „Maus“

Das Ganze war mal wieder Lutz‘ Idee gewesen. Nachdem es ihnen nicht gelungen war, den Klobrillencode zu entschlüsseln, war er zu der Überzeugung gelangt, dass die erfolgversprechendste Spur nun der Dealer wäre, bei dem Leona sich ihre Drogen beschaffte. Lidia Afanasjewna teilte diese Überzeugung nicht. Sie war vielmehr der Ansicht, dass auch das eine Sackgasse war. Schließlich hatten Aufputschmittel, wie Leona sie konsumierte, auch so schon genügend Nebenwirkungen – man brauchte sie gar nicht erst zu präparieren, um jemandem damit zu schaden. Außerdem konnte der Dealer doch auch gar kein Interesse daran haben, seine Kunden mit minderwertigem Stoff zu vergraulen.
Am liebsten hätte Lidia Afanasjewna Lutz daher von weiteren Nachforschungen ab- oder sich zumindest aus diesen herausgehalten. Das Problem war nur, dass Lutz all diese Aktionen damit begründete, dass er ihr Leben schützen wollte. Es hätte deshalb höchst undankbar gewirkt, wenn sie das Detektivspiel boykottiert hätte. Und dann war sie es ja leider auch nicht gewohnt, anderen zu widersprechen, den Führungsanspruch insbesondere der männlichen Familienmitglieder in Frage zu stellen. Nein zu sagen, sich selbst zu behaupten, eigene Wege zu gehen – das alles waren in der Erziehung ihrer Eltern Fremdworte gewesen.
Die Aktion, die Lutz für sie ausgearbeitet hatte, fungierte in seinem Geheimdienstjargon unter dem Kürzel „K.O.“ – was man wahlweise mit „Kettenobservation“ oder „kooperative Observation“ übersetzen konnte. Gemeint war damit – so hatte Lutz es ihnen erklärt –, dass eine Observation nicht von einer Person allein durchgeführt wurde, sondern in enger Abstimmung mit anderen Observierenden, die den Hauptobservierenden zwischendurch vertraten und die Observation absicherten. Der Vorteil dieser Vorgehensweise war, dass die observierte Person nicht so leicht auf den Observierenden aufmerksam werden konnte. Und wenn dies doch geschehen sollte, konnte immer noch der Ersatzmann für den Leiter der Operation einspringen.
Da Leona kein Foto ihres Dealers auf dem Handy hatte, war vereinbart worden, dass sie sich ganz normal bei diesem mit ihrem Stoff eindecken und so das Observationsteam auf seine Spur bringen sollte. Letzteres bestand neben Lutz aus Igor, der Lutz in gebührendem Abstand folgte, und Lidia Afanasjewna, die wiederum ihrem Gatten in gebührendem Abstand folgte. Damit alle über den Verlauf der Observation im Bilde waren, hatte Lutz die „K.O.“ durch ein „N.N.“ – ein „Nachrichtennetz“ – ergänzt. Dabei setzte der jeweilige Hauptobservierende Kurznachrichten an die Observationsassistenten ab, durch die er diese über das Verhalten der observierten Person auf dem Laufenden hielt.
Zusätzlich hatte Lutz ihnen Tarnnamen verpasst – „für den Fall, dass jemand mitlesen sollte“. Lidia Afanasjewna hielt das zwar für ausgeschlossen, aber Lutz war von dieser – wie er es nannte – „flankierenden Sicherheitsmaßnahme“ nicht abzubringen gewesen. Wahrscheinlich war er es einfach von früher so gewohnt und wäre sich unprofessionell vorgekommen, wenn er darauf verzichtet hätte. So mutierte Lutz zu „Lurchi“, Leona war eine „Leopardin“, aus Igor wurde ein „Igel“, und Lidia Afanasjewna musste es sich gefallen lassen, als „Affe“ tituliert zu werden. Die observierte Person selbst, die Leona als „Max“ kannte, wurde passenderweise in „Maus“ umbenannt.
Nachdem Lidia Afanasjewna in Sichtweite von Igor ihren Posten bezogen hatte, vibrierte fortwährend ihr Smartphone und versorgte sie mit Kurznachrichten über die unerhörten Neuigkeiten der Observation. Diese stellte sich für sie dann wie folgt dar:
Lurchi: „Leopardin kontaktiert Maus.“
Lurchi: „Leopardin auf dem Weg zu Affe. Blickkontakt vermeiden!“
Affe: „Leopardin passiert Affe mit abgewandtem Blick … Leopardin mit Passant kollidiert.“
Lurchi: „Maus in Warteposition.“
Lurchi: „Maus weiterhin in Warteposition.“
Lurchi: „Maus immer noch in Warteposition.“
Affe: „Gibt’s hier eigentlich auch Toiletten?“
Lurchi: „Später! – Maus mit Personenkontakt.“
Igel: „Und?“
Lurchi: „Handel abgeschlossen. Maus wieder in Lauerstellung.“
Lurchi: „Maus auf dem Weg zu Igel. Unauffällig Verfolgung aufnehmen!“
Igel: „Verstanden!“
Igel: „Maus auf dem Weg zu Currywurstbude.“
Igel: „Maus frisst Currywurst.“
Igel: „Maus auf Rückzug.“
Affe: „Maus geht popelnd an Affe vorbei.“
Igel: „Igel wieder in Position.“
Lurchi: „Maus in Sichtweite. Lurchi übernimmt.“

Im Tunnellabyrinth der Mäuse-Geishas

Was für ein blödes Spiel, dachte Lidia Afanasjewna. Wenn man wenigstens ab und zu die Rollen tauschen könnte! Wie gerne hätte sie mal die Stelle von „Maus“ eingenommen! Dann hätte sie sich frei bewegen, nach einer Toilette suchen und sich vor allem irgendwo aufwärmen können – während „Lurchi“ und „Igel“ sie von draußen beim Kakaoschlürfen hätten observieren dürfen.
Auch Leona war besser dran als sie. Die Glückliche war nach ihrer Kontaktaufnahme mit „Maus“ von Lutz nach Hause beordert worden. Ihre weitere Anwesenheit hätte, so Lutz, beim Observierten Verdacht erregen können.
Gelangweilt ließ sie ihren Blick schweifen. Alles versank im ewigen Gezeitenspiel des sich füllenden und wieder leerenden Bahnsteigs, nichts konnte sich dagegen behaupten. Das Einzige, was ihrem Blick Halt gab, waren zwei streng gewandete Damen mit finsteren Faltblättern vor der Brust. „Kehrt um“, „Tut Buße“, „Das Ende ist nah“, verkündeten trauerfarbene Lettern. Dabei hätte es schon gereicht, in die Grabesmienen der Damen zu blicken, um die unfrohe Botschaft zu vernehmen.
Von der Rolltreppe her drangen Straßenmusikfetzen an ihr Ohr. „… this is the road to hell“, meinte sie zu hören. Aber das war wahrscheinlich nur eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch den Klangteppich, der sie umnebelte: den Trommelwirbel der durch den Schacht hallenden Schritte, die Feldwebelrufe des Lautsprechers und das durchdringende Pfeifen der ein- und ausfahrenden Züge. Worte gingen in diesem Geräuschemeer unter wie die Hilferufe Ertrinkender in stürmischer See.
Lidia Afanasjewnas glücklichster Augenblick an diesem Tag war der Moment, als das Smartphone ihr endlich die lang ersehnte Textnachricht von „Lurchi“ anzeigte: „Maus bewegt sich auf einfahrenden Zug zu. Fertig machen zur Abfahrt!“
Jeder von ihnen bestieg einen anderen Waggon. Lutz blieb auf Tuchfühlung mit der observierten Person, Igor stieg in der Mitte und Lidia Afanasjewna ganz am Ende des Zuges ein. Genüsslich lümmelte sie sich in einen Eckplatz, direkt neben der Heizung. Endlich nicht mehr auf dem zugigen Bahnhof rumstehen! Endlich aufwärmen!
Hoffentlich würde die Maus noch lange durch das Labyrinth ihrer Gänge reisen, dachte sie, während ihr die Augen zufielen. Bis zu einem warmen, kuscheligen Nest tief im Innern des Tunnelsystems, wo sie alle schon eine reich gedeckte Tafel erwarten würde, mit exquisitem französischem Käse und den erlesensten Rotweinen, mit saftigen Lebkuchen und duftendem Glühwein. Neben der Tafel würde schon eine ganze Riege von Mäuse-Geishas warten, bereit, den heimkehrenden Weibchen den steif gefrorenen Rücken zu massieren. Die Männchen aber würden sie in Séparées entführen, wo sich ihre Gedanken an Räuber-und-Gendarm-Spiele verflüchtigen würden wie Nebelschwaden an einem warmen Frühlingstag.
Das Vibrieren des Smartphones riss Lidia Afanasjewna aus ihren Träumen. Es war Lurchi: „Maus hat sich von Platz erhoben. Alle aussteigen!“
Lidia Afanasjewna hätte heulen können. Ausgerechnet jetzt, wo eine der Mäuse-Geishas ihr ein heißes Bad mit wohlriechenden Essenzen einlassen wollte! Sie waren doch gerade erst losgefahren! Oder war sie etwa eingenickt?

English Version

The Chain Observation

Lutz’s latest plan is to find out who is behind the suspected political conspiracy via Leona’s dealer. To this end, he organises a multi-person surveillance with cover names.

Crystal Balls and Other Forms of Clairvoyance

As a child, Lidia Afanasyevna had always been particularly drawn to the fortune-teller’s stall whenever there was a fair. What fascinated her most was the soothsaying crystal ball. Her parents, however, had usually avoided the fortune teller for that very reason. After all, they always had to pay a princely price for the look into the crystal ball.
The highest art of clairvoyance – predicting the future – had never particularly interested Lidia Afanasyevna. Why should she want to know what will happen tomorrow, in 20 years‘ time? What was the point of living her life if she knew all its twists and turns in advance? That would be like watching a film in which every second scene gave the impression of having seen it before!
No, what fascinated Lidia Afanasyevna about the clairvoyant was that she could see things in her crystal ball that were happening at the same time, but in a different place: Was her brother just entering the pantry again to dip his dirty fingers into the jam jars? Was the teacher sitting on the toilet? And was it really true that her boyfriend Sergey, who had bought her an American chewing gum only yesterday, was holding hands with her intimate enemy Alyona when she wasn’t paying attention?
Such a crystal ball, Lidia Afanasyevna thought, would also be very useful to her right now. Indeed, the technology for it already existed. It was just not called „crystal ball“, but „webcam“, „drone“, „telescope“ or „satellite“. The objective, however, was the same: all these devices fulfilled, each in a different way, the longing to observe what was happening elsewhere in the world or even in the universe. Admittedly, one could not see into the future with them – but for Lidia Afanasyevna’s purposes it would have been quite sufficient to survey the present in its entire scope.
She was aware that she was dreaming of something that was normally considered a horror vision: total surveillance. In fact, she too would have felt uncomfortable in most situations if everyone could see what she was doing. But right now, at this moment, she wished for nothing more than that there were surveillance shops – or even better: surveillance apps – through which it would be possible to simply log into another person’s life.
Even that, she thought grimly, would certainly not be a problem from a purely technical point of view. It would be enough to design glass constructions for all the houses to allow the drones, which are buzzing around everywhere anyway, to peep into the farthest corners of the flats. Then you would only need to connect the data of all the drones and surveillance cameras, the webcams and the internet protocols, the satellites and the telescopes, and you would have complete identity profiles of all visible creatures.
In such a networked world, all you would have to do is enter the identification code of the creature whose life you wanted to share into the search mask of the corresponding provider. Then you could easily follow what this creature was doing. You could, for example, watch with a secret shudder how an insidious bacterium devours an equally insidious but somewhat more careless fellow species on a distant planet – and to fall asleep you would no longer have to switch on the television yourself, but could watch your neighbour watching it.
Sighing, Lidia Afanasyevna imagined herself snuggled up in her favourite armchair, laptop on her knees, a steaming cup of tea beside her, surfing through the life of a stranger. But alas – it was only a dream. The reality was that she was standing on a draughty subway station, watching a human being watching another human being. In view of what would have been technically possible, this seemed quite antediluvian to her. After all, people didn’t drive horse-drawn carriages on motorways, and if you could make telephone calls you wouldn’t use smoke signals!

Lurker and Co. on the Hunt for „Mouse“

The whole thing had been Lutz’s idea again. After they had failed to decipher the toilet seat code, he had come to the conclusion that the most promising lead would now be the dealer from whom Leona procured her drugs. Lidia Afanasyevna did not share this conviction. She rather believed that this was another dead end. After all, stimulants like the ones Leona consumed had enough side effects as it was – there was no need to prepare them in order to harm someone. Besides, the dealer couldn’t have any interest in scaring off his customers with inferior substances.
So Lidia Afanasyevna would have preferred to keep Lutz from further investigations, or at least to stay out of them. The only problem was that Lutz justified all these actions by saying that he wanted to protect her life. It would therefore have seemed highly ungrateful if she had boycotted the detective game. Moreover, she was not used to contradicting others, to questioning others‘ claim to leadership, especially when expressed by the male members of the family. Saying no, asserting oneself, going one’s own way – none of this had mattered in her parents‘ upbringing.
The operation that Lutz had worked out for them functioned in his intelligence jargon under the acronym „C.O.“ – which could be translated either as „chain observation“ or „cooperative observation“. This meant – as Lutz had explained to them – that an observation was not carried out by one person alone, but in close coordination with other observers who replaced the main observer from time to time and ensured the proper conduct of the observation. The advantage of this approach was that the person under surveillance could not easily become aware of the person observing. And if, despite all precautions, this should happen, the substitute could still stand in for the head of the operation.
Since Leona did not have a photo of her dealer on her mobile phone, it had been agreed that she should stock up on her stuff from him in the normal way and thus put the surveillance team on his track. Apart from Lutz, the latter consisted of Igor, who followed Lutz at an appropriate distance, and Lidia Afanasyevna, who in turn followed her husband at an appropriate distance. To keep everyone informed about the progress of the observation, Lutz had supplemented the „C.O.“ with a „N.N.“ – a „news network“. The main observer sent short messages to the observation assistants to keep them informed about the behaviour of the person under observation.
In addition, Lutz had given them cover names – „in case someone should eavesdrop on them“. In Lidia Afanasyevna’s view, this was extremely unlikely, but Lutz could not be dissuaded from this – as he called it – „flanking security measure“. He was probably just used to it from the past and would have felt unprofessional if he had dispensed with it. So Lutz mutated into „Lurker“, Leona was a „leopardess“, Igor’s name was reversed and changed to „Rogi“, and Lidia Afanasyevna had the honour to be called „Lily“. The observed person himself, whom Leona knew as „Max“, was appropriately renamed „Mouse“.
After Lidia Afanasyevna had taken up her position within sight of Igor, her smartphone vibrated continuously, providing her with short messages about the tremendous progress of the observation. This resulted in the following list of messages:
Lurker: „Leopardess contacts mouse.“
Lurker: „Leopardess on way to Lily. Avoid eye contact!“
Lily: „Leopardess passes Lily with averted gaze … Leopardess collides with passer-by.“
Lurker: „Mouse in waiting position.“
Lurker: „Mouse remains in waiting position.“
Lurker: „Mouse still in waiting position.“
Lily: „Are there any toilets here?“
Lurker: „Later! – Mouse in contact with person.“
Rogi: „Dealing?“
Lurker: „Deal completed. Mouse in waiting position again.“
Lurker: „Mouse on the way to Rogi. Follow inconspicuously!“
Rogi: „Roger!“
Rogi: „Mouse heading for sausage stall.“
Rogi: „Mouse eating sausage.“
Rogi: „Mouse in retreat.“
Lily: „Mouse walking past Lily, picking his nose.“
Rogi: „Rogi back in position.“
Lurker: „Mouse in sight. Lurker takes over.“

In the Tunnel Maze of the Mouse Geishas

What a stupid game, thought Lidia Afanasyevna. If they would at least swap roles now and then! How she would have loved to take the place of „Mouse“ for once! Then she would have been able to move around freely, look for a toilet and, above all, warm up somewhere – while „Lurker“ and „Rogi“ would have been allowed to watch her sipping hot chocolate from the outside.
Leona was also better off than her. The lucky lady had been ordered home by Lutz after contacting „Mouse“. According to Lutz, her continued presence would have aroused suspicion in the person under surveillance.
Bored, she let her gaze wander. Everything sank into the tidal play of the filling and emptying platform, nothing could withstand it. The only thing her gaze could hold on to were two sternly dressed ladies with sinister leaflets in front of their chests. „Repent“, „Do penance“, „The end is near“, proclaimed mournfully coloured letters. It would have been enough to look into the ladies‘ funeral faces to learn about the unhappy message.
From the escalator, fragments of street music reached her ears. „This is the road to hell …“ – were those the words she heard? No, she thought, probably it was just a sensory illusion. A delusion caused by the carpet of sound that befogged her – the drum roll of footsteps echoing through the tunnel, the sergeant’s shouts of the loudspeaker and the piercing whistle of the trains arriving and departing. Words were lost in this sea of sounds like the cries of people drowning in a tempest.
Lidia Afanasyevna’s happiest moment that day was when the smartphone finally showed her the long-awaited text message from „Lurker“: „Mouse moving towards incoming train. Prepare to depart!“
They each boarded a different carriage. Lutz stayed in close contact with the person under surveillance, Igor got on in the middle and Lidia Afanasyevna at the very end of the train. With great relish, she made herself comfortable in a corner seat, right next to the heater. Finally, no more standing around in the draughty station! Finally warming up!
While her eyes fell shut, she fervently hoped that the mouse would wander through the maze of its tunnels for a long time. Surely „Mouse“ would travel all the way to a warm, cosy nest deep inside the tunnel system, where a richly set table would already be waiting for them, with delicious French cheese and the most exquisite red wines, with tasty gingerbread and fragrant mulled wine. Next to the table, a whole squad of mouse geishas would be ready to massage the stiff-frozen backs of the returning females. And the males they would whisk away to séparées where their thoughts of cops-and-robbers games would evaporate like swathes of fog on a warm day in spring.
The vibration of the smartphone jolted Lidia Afanasyevna out of her dreams. It was Lurker: „Mouse has risen from seat. Everybody out!“
Lidia Afanasyevna could have cried with regret. Why did they have to get off now, of all times, when one of the mouse geishas wanted to pamper her with a hot bath of fragrant essences! After all, they had only just left the station! Or had she dozed off?

Bilder / Images: Javier Rodriguez: Orakle / Oracle (Pixabay; Ausschnitt / detail); Peter H. (Tama66): Hintergrundbild / Background picture (Pixabay)

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