Strategiesitzung im Nachtclub / Strategy Meeting in a Nightclub

Mord im Reichstag, Kapitel 6 / Murder in the German Parliament, Chapter 6

So wenig Lidia Afanasjewna auch das neue Arbeitsumfeld ihrer Tochter gefällt: Es erleichtert doch das Sammeln von Informationen, die sie der Aufklärung des mysteriösen Todesfalls im Reichstag näherbringen können.

No matter how much Lidia Afanasyevna dislikes her daughter’s new work environment, even she has to realise that it facilitates the gathering of information to solve the mysterious death in the Reichstag.

English Version

Die vertraute Fremde

Vor ein paar Jahren hatte Lidia Afanasjewna sich einmal von ihren Töchtern – sie hatten damals noch bei ihr gewohnt – dazu überreden lassen, mit ihnen ein Videospiel zu spielen. Dabei konnte man ein Porträtbild von sich auf einen Avatar montieren.
Schon nach kurzer Zeit hatte das Spiel sie regelrecht in seine Welt hineingesogen. Als sie wieder daraus aufgetaucht war, hatte sie das Gefühl, in einem fremden Körper zu leben.
Genauso ging es ihr auch jetzt, als sie auf einmal im Rotlichtviertel am Bahnhof Zoo ihrer Tochter gegenüberstand. Es war, als wäre sie plötzlich in einer anderen Wirklichkeit gelandet.
Ungläubig starrte sie die junge Frau an, die ihrer Julia täuschend ähnlich sah, es aber doch unmöglich sein konnte. „Sag mir, dass das nicht wahr ist“, flüsterte sie. „Es … es ist doch nicht so, wie es aussieht, oder?“
Die vertraute Fremde senkte den Kopf. Jetzt bestand kein Zweifel mehr: Es war Julia, ihre jüngere Tochter, und alles war genauso, wie es zu sein schien. Erst letzten Sonntag war sie mit den Kindern bei ihr gewesen, zu Kakao und Kuchen, sie hatten Karten gespielt und in alten Fotoalben geblättert … War das etwa alles nur Theater gewesen, ein Heile-Welt-Schauspiel, das Julia ihr vorgeführt hatte, um sie nicht zu beunruhigen?
Lidia Afanasjewna redete, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob ihre Worte vielleicht verletzend für ihre Tochter wären. Sie wollte jetzt nur noch eins: die Wahrheit erfahren. „Du … du hast so etwas doch gar nicht nötig“, sagte sie, halb fragend. „Dein Bernd ist doch Filialleiter, er verdient bestimmt genug, um …“
„Bernd ist schon seit Längerem arbeitslos“, unterbrach sie Julia, noch immer mit abgewandtem Blick.
„Und dein eigener Job in der Kita?“
„Dafür bekomme ich doch nur ein Trinkgeld“, erklärte Julia mit leiser Stimme. „Das reicht einfach nicht, um eine Familie zu ernähren.“
Lidia Afanasjewna sah ihre Tochter betroffen an: „Weiß Bernd davon?“ wollte sie wissen.
„Wir … wir haben uns getrennt“, gestand Julia.
Ihre Mutter sah sie fassungslos an: „Was? Davon wusste ich ja noch gar nichts! Und seit wann lebt ihr getrennt?“
„Schon seit ein paar Wochen.“
„Aber … warum hast du denn nichts gesagt? Wir hätten dir doch bestimmt unter die Arme gegriffen, wir haben doch immer …“
Jetzt wandte Julia ihr das Gesicht zu, ihre von Kajalstift umflorten Augen glänzten feucht. „Ja, du hättest mir vielleicht geholfen. Aber du kommst doch selbst mehr schlecht als recht über die Runden. Und Papa? Der kriegt selbst nichts auf die Reihe, ist aber der Fleisch gewordene Vorwurf, sobald etwas nicht so läuft, wie er es sich von ‚anständigen Kindern‘ erwartet!“

Vergebliche Reinigungsversuche

Während Julias Blick sich wieder im Nebel verlor, musterte Lidia Afanasjewna ihre Tochter wie eine Fremde, die sie nie zuvor gesehen hatte. Und in gewisser Hinsicht war sie das für sie ja auch: eine Fremde. Denn die Julia, die sie bis jetzt gekannt hatte, war ja offenbar gar nicht die echte Julia gewesen – oder zumindest nicht die ganze Julia. Sie begriff, dass Julia ihr immer nur den Teil ihres Wesens zugewandt hatte, den sie selbst hatte sehen wollen. Was hatte sie nur falsch gemacht, dass ihre eigene Tochter meinte, sich vor ihr verstellen zu müssen?
Am liebsten hätte Lidia Afanasjewna sich so verhalten, wie ihre Mutter damals auf ihre eigene freizügige Phase reagiert hatte: Ohrfeige verteilen, Tochter bei der Hand nehmen, ernstes Gespräch führen, Klappe – Neuanfang. Aber da Julia nun einmal längst auf eigenen Beinen stand, sagte sie nur hilflos: „Meinst du nicht, es wäre das Beste, wir würden jetzt irgendwo etwas trinken gehen und in Ruhe über alles reden?“
Julia sah sie aus großen Augen an, wie damals, als sie Onkel Wanja im Weihnachtsmannkostüm erkannt hatte. „Und dann ist alles wieder wie früher – ist es das, was du sagen willst?“ fragte sie bitter.
„Nein, ich meine ja nur …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Was hätte sie auch noch sagen sollen? Die grelle Kriegsbemalung in Julias Gesicht, die feuerrote Perücke mit den langen Haaren, unter denen ihr sonstiger kindlicher Pferdeschwanz versteckt war, die Pailletten des Kleides, die den Blick in aufreizender Weise auf ihre Brüste lenkten – das alles war ihr so fremd, dass ihre eigene Tochter ihr wie ein Klon vorkam, wie eine Kopie der echten Julia, deren Lebenskraft sich der Klon auf heimtückische Weise angeeignet hatte. Und welchen Zweck konnte es haben, mit diesem künstlichen, ihr gänzlich fremden Wesen über die Probleme der wahren Julia zu reden?
Eine ungeheure Wut stieg in Lidia Afanasjewna auf – eine Wut auf diese fremde Existenz, in der ihre Tochter sich verflüchtigt hatte, eine Wut auf sich selbst, auf ein Versagen, von dem sie nicht wusste, worin es bestand, eine Wut auch auf diese ganze Situation, die ihr eine lächerliche Laune des Zufalls eingebrockt hatte. Die Tränen schossen ihr in die Augen, Tränen der Wut, Tränen des Vergessens, aber sie wollte jetzt nicht vergessen, sie wollte das alles irgendwie „bereinigen“ – so, wie es sich für eine anständige Putzfrau gehörte!
„Das ist mir jetzt wirklich zu blöd!“ brach es schließlich aus ihr heraus. „Sollen wir uns hier etwa die Beine in den Bauch stehen? Bei dieser Scheiß-Kälte?“
Julia sah ihre Mutter erstaunt, fast ein wenig erschrocken an. „Es zwingt dich doch niemand, hier mit mir herumzustehen“, entgegnete sie kühl.
„Du kommst jetzt sofort mit mir mit!“ fuhr Lidia Afanasjewna sie an. „Du bist immer noch meine Tochter. Und ich werde nicht zulassen, dass du hier die Familienehre in den Schmutz ziehst.“
Julia verzog das Gesicht. „Familienehre? Welche Familienehre denn? Findest du es etwa ehrenhaft, als Putzfrau das nötige Kleingeld für einen Säufer anzuschaffen?“
Wums – das hatte gesessen! Jetzt verlor Lidia Afanasjewna vollends die Kontrolle über sich. Sie packte ihre Tochter am Arm und wollte sie mit sich fortziehen.
„Au!“ schrie diese. „Du tust mir weh!“
„Du kommst jetzt mit“, beharrte Lidia Afanasjewna, „sonst …“
„Sonst was?“ fragte eine tiefe, etwas angeraut wirkende Stimme. Sie gehörte zu einem jener Männer, die Gott mit einem breiten Nacken, dafür aber mit einem umso kürzeren Hals gesegnet hatte. Ein ähnliches Missverhältnis ergab sich zwischen dem muskulösen Oberkörper und dem Kopf, der im Vergleich zu Letzterem ein bisschen wie eine getrocknete Pflaume wirkte.

Rettung in höchster Not

Lidia Afanasjewna war so erregt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sich ihnen der Mann von der Bar her genähert hatte. Offenbar war er eine Art Aufpasser für die käuflichen Damen, vielleicht sogar ihr Zuhälter oder dessen rechte Hand – aber was spielte das in dem Moment schon für eine Rolle? Wichtig war für Lidia Afanasjewna jetzt nur die Frage, wie sie sich diesem Hinterhof-Koloss widersetzen konnte, ohne ihre Tochter dessen Gewalt auszuliefern.
Zu ihrer Überraschung sprang Julia ihr zur Seite. „Ist schon gut, Mischa“, versuchte sie den sprechenden Gorilla abzuwimmeln, „das ist nur meine Mutter.“
„Ist mir egal, wer das ist“, bellte der Muskelmann zurück. „Wenn sie Ärger macht, muss sie abhauen. Ärger ist schlecht für’s Geschäft, hat der Chef gesagt.“
„Ja, aber ich regle das lieber selbst“, redete Julia auf ihn ein. „Danke für deine Hilfe, aber mit meiner Mutter werde ich schon allein fertig.“
Mischa beharrte jedoch auf seiner Befehlsgewalt. „Hast du nicht gehört? Sie soll abhauen, habe ich gesagt!“ wiederholte er mit drohendem Unterton.
Julia wollte gerade etwas entgegnen, als sich plötzlich die Silhouette eines weiteren Mannes aus dem Nebel herausschälte – eine ebenfalls recht imposante, aber doch ganz anders proportionierte Silhouette, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf einem in Bauchhöhe angesiedelten Genusszentrum. Es war Lutz – anscheinend war er Lidia Afanasjewna nachgegangen.
„Na, ihr zwei Hübschen?“ begrüßte er sie und ihre Tochter gewohnt jovial. „Soll ich euch mal diplomatische Hilfe leisten?“
Die beiden Frauen waren zu perplex, um auf die Frage zu antworten. So wandte sich Lutz direkt an den Rotlicht-Kapo: „Komm, mein Guter, wir zwei wollen das Ganze jetzt mal in Ruhe besprechen.“
„Was soll denn der Quatsch?“ setzte sich dieser gegen die Umarmungstaktik zur Wehr. „Hier gibt’s nichts zu besprechen! Abhauen soll die Tante – das ist alles!“
Daraufhin holte Lutz seine Brieftasche aus dem Mantel, klappte sie auf und wedelte damit vor der Bulldoggen-Nase seines Gegenübers herum. „Doch“, insistierte er dabei mit bestimmterem Ton. „Ich glaube schon, dass wir uns mal unterhalten sollten.“
Hilflos klebten die Schweinsaugen des Aufpassers an dem ihnen dargebotenen Dokument. „Staatssicherheit“, las er, die einzelnen Wortteile mühsam buchstabierend. „Ja, das ist natürlich etwas anderes. Ich wusste ja nicht, dass …“
„Schon gut“, beruhigte Lutz ihn gönnerhaft. „Ich muss nur kurz mit den beiden Damen hier reden.“ Er zeigte auf die Tür zur Bar: „Ihr habt doch in eurem schmucken Tanzpalast sicher noch ein Séparée für uns frei?“
Der Torwächter wippte mit seinem Stiernacken, froh, dass die anstehende Überprüfung nicht ihm galt. „Aber klar doch“, versicherte er dienstbeflissen. „Für solche Fälle halten wir immer ein Eckchen frei.“

Geheime Vorlieben eines Politikers

Lutz zwinkerte den Damen zu, und dann ging’s im Gänsemarsch ab in die Rotlichthöhle. Lidia Afanasjewna war noch nie in einem derartigen Etablissement gewesen. Allerdings spielte sich drinnen auch kaum etwas anderes ab als das, was sie vom Fernsehen her kannte: Nackte Frauenleiber schlängelten sich um Eisenstangen, als wären sie mit diesen über einen geheimen Magnetismus verbunden, Männeraugen sogen den Anblick gierig auf, Herrenwitze und Machosprüche schwirrten durch die Luft und feierten den Mann als triebgesteuerte Potenzmaschine. Lidia Afanasjewna war froh, als sie die im hinteren Teil der Bar gelegene Sitzgruppe erreicht hatten.
Mit serviler Geste nahm der von Lutz gezähmte Affenmann ihnen die Mäntel ab und lud sie ein, sich zu setzen.
„Ach, bring uns doch noch was zum Aufwärmen, mein Guter!“ trug Lutz ihm auf, während er seinen Bauch hinter den festgeschraubten Tisch zwängte.
„Geht klar“, brummte Mischa und entfernte sich in Richtung Tresen.
Kaum war er außer Hörweite, ließ Lutz sein meckerndes Lachen hören. „Na, glaubt ihr mir jetzt, dass nicht alles schlecht war in unserer DDR? Zumindest diese Devotionalien hier“ – er tippte auf die Brieftasche mit dem Stasi-Ausweis, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte – „leisten einem auch heute noch gute Dienste!“
Er musterte Julia mit einem Blick, der Lidia Afanasjewna ganz und gar nicht gefiel. „Auch ins Massagebusiness eingestiegen, was?“ scherzte er. „Tja, ich hab’s ja schon immer gesagt: Die Wellness-Branche boomt …“
Rasch lenkte Lidia Afanasjewna das Gespräch auf den eigentlichen Grund für ihr Zusammentreffen an diesem Ort, an dem die Geilheit aus jeder Stuhlritze troff. „Was mir viel wichtiger erscheint“, begann sie, „woher hast du überhaupt gewusst, wo du nach mir suchen musst?“
Lutz grinste noch immer wie ein Säugling, der eine Extraportion Milch bekommen hat. „Aber das wusste ich doch gar nicht!“ räumte er freimütig ein. „Du bist schlicht genau in die Richtung gegangen, die ich ohnehin einschlagen wollte. Der Bahnhof sollte ja nur der Ausgangspunkt für unsere Suchaktion sein.“
„Wenn ich mal ganz blöd fragen darf“, mischte Julia sich ein, „wovon redet ihr zwei da eigentlich? Habt ihr etwa Geschmack am Geocaching gefunden? Oder hat euch das Pokémon-Fieber gepackt?“
„Nöö“, stellte Lutz klar, „wir wissen ja gar nicht, was das ist. Und wir wollen’s auch nicht wissen – was, Lidia?“ Lachend setzte er hinzu: „Aber mal im Ernst: Hast du deiner Tochter etwa noch gar nichts von dem Skandal erzählt, den du aufgedeckt hast?“
Julia sah ihre Mutter neugierig an: „Was für ein Skandal denn?“
Lidia Afanasjewna winkte ab: „Ach was – Skandal … Lutz übertreibt mal wieder.“ Und dann erzählte sie Julia in knappen Worten von dem Politiker, der angeblich tot in seinem Büro aufgefunden worden war, obwohl sie, Lidia Afanasjewna, seinen Leichnam auf der Herrentoilette entdeckt hatte.
„Nu“, resümierte Lutz, „stinkt das nicht zum Himmel? Die wollen was vertuschen, das rieche ich doch zehn Meilen gegen den Wind! Helmut, mein Kumpel vom Sicherheitsdienst, meint ja, dass der Gute in irgendwas verwickelt gewesen sein muss. Der habe sich ständig hier in der Gegend rumgetrieben, das wisse er aus sicherer Quelle.“
„Das hätte ich dir auch sagen können“, bestätigte Julia unbeeindruckt. „Das war hier heute auch Tagesgespräch. Der ehrenwerte Herr Groß war nämlich Stammkunde hier in der Gegend.“
Lidia Afanasjewna sah ihre Tochter entsetzt an. „Soll das heißen, dass du … Ich meine, hast du etwa mit ihm …“
Julia lachte. „Nein, Mama, mit dem sicher nicht. Ich war nämlich ganz und gar nicht sein Typ. Der stand eher auf Transen.“
„Ach so“, keckerte Lutz, „sozusagen ein trans-parenter Politiker!“
Während Julia Lutz ein müdes Lächeln schenkte, verzog Lidia Afanasjewna keine Miene. Sie konnte es noch immer nicht fassen, wie selbstverständlich ihre Tochter sich in diesem Metier bewegte. Wie routiniert sie schon allein die einschlägigen Begriffe aussprach!
Wenigstens wollte sie die Angelegenheit jetzt möglichst rasch hinter sich bringen. Vielleicht gab es ja für alles eine ganz logische Erklärung, so dass sie schon morgen wieder in ihr gewohntes Leben eintauchen konnte. „Kennst du hier jemanden, der sich regelmäßig mit unserem Mann getroffen hat?“ fragte sie betont sachlich.
„Also, in dieser Bar eher nicht“, erklärte Julia. „Transen lassen sich hier nämlich nur selten blicken. Deren Revier ist ein Stück weiter unten, bei dem großen Sex-Kaufhaus.“
Sex-Kaufhaus! Lidia Afanasjewna hatte das Gefühl, benutzte Kondome wegräumen zu müssen. Wenigstens das war ihr ja bei ihrer Putztätigkeit im Bundestag bislang erspart geblieben!
Glücklicherweise brachte genau in dem Augenblick ein leicht bekleidetes Fräulein die von Lutz georderten Getränke – eine willkommene Abwechslung!
„Geht aufs Haus“, säuselte das Mädchen, wobei sie Julia komplizenhaft zuzwinkerte. Was das zu bedeuten hatte, wurde Lidia Afanasjewna erst klar, als sie einen kräftigen Schluck aus dem Cocktailglas nahm. Sie hatte das Gefühl, pures Feuer getrunken zu haben.
Durch die Tränen hindurch, die ihr sofort in die Augen traten, sah sie die verzerrten Gesichter von Lutz und Julia, wie aus weiter Ferne drang ihr Lachen an ihr Ohr. Kurz darauf aber schoss ein Strom wohliger Wärme durch ihre Adern. Für einen Augenblick fühlte sie sich ganz leicht, wie sonst nur, wenn Aljoscha sie in den Armen hielt.

English Version

Strategy Meeting in a Nightclub

A Familiar Alien

A few years ago, Lidia Afanasyevna’s daughters – who were still living with her at the time – had persuaded their mother to play a video game with them. In the game, everyone had an avatar based on an uploaded photo.
After a short time, the game had literally sucked her into its world. When she had emerged from it again, she had the feeling of living in someone else’s body.
That’s exactly how she felt now when she suddenly found herself face to face with her daughter in the red-light district. It was as if she had suddenly landed in another reality.
Incredulously, she stared at the young woman, who looked deceptively like her Julia, but couldn’t possibly be her. „Tell me that it isn’t true,“ she whispered. „It … it’s not what it looks like, is it?“
The young woman lowered her head. Now there was no doubt left: it was Julia, her younger daughter, and everything was exactly as it seemed. Only last Sunday she had come to see her with her children, for cake and hot chocolate, they had played cards and leafed through old photo albums … Was it all just an illusion, an ideal world that Julia had presented to her so as not to worry her?
Lidia Afanasyevna spoke without thinking about whether her words might be hurtful to her daughter. There was only one thing she wanted now: to know the truth. „You … you don’t need to do this,“ she said, half questioningly. „After all, your husband is a branch manager, I’m sure he earns enough to …“
„Manfred has been unemployed for a long time,“ Julia interrupted her, still with her eyes averted.
„And your own job at the day care center?“
„I only get a tip for that,“ Julia explained in a low voice. „That’s just not enough to feed a family.“
Lidia Afanasyevna looked at her daughter, concerned: „Does Manfred know about your … your side job?“ she wanted to know.
„We … we broke up,“ Julia confessed.
Her mother looked at her in amazement: „You broke up? I didn’t know anything about that yet! And how long have you been living apart?“
„For a few weeks now.“
„But … why didn’t you tell us? We would have helped you out, we always have …“
Now Julia turned her face towards her, her kohl-lined eyes shining wetly. „Yes, you might have helped me. But you’re barely making ends meet yourself. And Dad? He’s not exactly a moral role model himself, but immediately blames others when their behaviour doesn’t match his moral ideal.“

Futile Cleaning Efforts

While Julia’s gaze was lost in the fog again, Lidia Afanasyevna eyed her daughter like a woman she had never seen before. And in a certain sense she was indeed a stranger to her. For the Julia she had known until now had obviously not been the real Julia at all – or at least not the whole Julia. She realised that Julia had only ever turned that part of her being towards her that she herself had wanted to see. What had she done wrong that her own daughter thought she had to masquerade in front of her?
Lidia Afanasyevna would have preferred to behave as her mother had reacted to her own permissive phase back then: give her daughter a slap, take her by the hand, have a serious talk, then shut up and start over. But since Julia had long since stood on her own two feet, she only said helplessly: „Don’t you think it would be best if we went for a drink somewhere now and talked things over in peace?“
Julia looked at her out of wide eyes, like the day she had recognised Uncle Vanya in his Santa costume. „And then everything will be like before – is that what you want to say?“ she asked bitterly.
„No, I just mean …“ She didn’t finish the sentence. After all, what more could she say? The garish war paint on Julia’s face, the fiery red wig with the long hair under which her usual childlike ponytail was hidden, the sequins of the dress that drew the gaze teasingly to her breasts – all this was so alien to her that her own daughter seemed to her like a clone, a copy of the real Julia, whose life force the clone had insidiously usurped. And what sense could there be in talking about the problems of the real Julia with this artificial being?
A tremendous rage rose in Lidia Afanasyevna – a rage at this strange existence into which her daughter had dissipated, a rage at herself, at a failure she did not know what it consisted of, a rage also at this whole situation that a ridiculous whim of chance had brought upon her. Tears welled up in her eyes, tears of anger, tears of forgetting, but she didn’t want to forget now, she wanted to „clear it all up“ somehow – as a decent cleaning lady should!
„This is getting silly now!“ she finally burst out. „Are we supposed to put down roots here? In this damned cold?“
Julia looked at her mother in surprise, almost a little frightened. „No one is forcing you to stand around here with me,“ she replied coolly.
„You’re coming with me right now!“ Lidia Afanasyevna snapped at her. „You are still my daughter, after all! And I won’t let you keep dragging the honour of our family through the mud.“
Julia laughed derisively. „Family honour? What family honour? Do you think it’s honourable to earn the necessary money for a drunkard as a cleaning lady?“
Boom – that had hit home! Now Lidia Afanasyevna completely lost control of herself. She grabbed her daughter by the arm and wanted to pull her away with her.
„Ow!“ Julia screamed. „You’re hurting me!“
„You’re coming with me now,“ Lidia Afanasyevna insisted, „or …“
„Or what?“ asked a deep raspy voice. It belonged to one of those men whom God had endowed with an impressively broad but in return very short neck. A similar disproportion occurred between the muscular upper body and the head, which, compared to the latter, looked a bit like a dried plum.

A Magic Document

Lidia Afanasyevna had been so upset that she hadn’t even noticed how the man had approached them from the bar. Apparently he was some kind of guard for the ladies for sale, maybe even their pimp or his helpmate. But what did that matter at the moment? The only important question for Lidia Afanasyevna now was how she could resist this backyard colossus without leaving her daughter at his mercy.
To her surprise, she received support from Julia herself. „It’s okay, Mike,“ she tried to brush off the talking gorilla, „it’s just my mother.“
„I don’t care who it is,“ the muscleman barked back. „If she makes trouble, she has to leave. Trouble is bad for business, the boss says.“
„That’s right, but I’d rather handle it myself,“ Julia kept fending him off. „Thanks for your help, but I can deal with my mother on my own.“
Mike, however, insisted on his authority. „Don’t you understand me? She has to leave, I said!“ he repeated with a threatening undertone.
Julia was about to retort something when suddenly the silhouette of another man peeled out of the mist – a silhouette that was also quite imposing, yet quite differently proportioned, with a clear focus on a delight center located at stomach level. It was Lutz – apparently he had followed Lidia Afanasyevna.
„What’s up, my beauties?“ he greeted the her and Julia in his jovial manner. „Shall I give you some diplomatic help?“
The two women were too perplexed to answer the question. So Lutz turned directly to the red-light capo: „Come on, my sweetheart, let’s discuss the whole thing calmly now.“
„What’s all this nonsense about?“ the muscleman defended himself against the hugging tactic. „There’s nothing to discuss here! The lady has to scram – that’s all!“
Calmly, Lutz took his wallet out of his coat, flipped it open and waved it around in front of his counterpart’s bulldog nose. „I think you’re wrong her,“ he insisted in a more definite tone. „I do think we should have a little discussion.“
Helplessly, the guard’s piggy eyes were glued to the document presented to them. „National Security Service,“ he read, laboriously spelling out every syllable. „Well, that’s something else, of course. I didn’t know that …“
„It’s all right,“ Lutz reassured him patronisingly. „I just need to talk to these two ladies here for a moment.“ He pointed to the front door of the bar. „Surely you have a séparée for us in your fancy dance palace?“
The gatekeeper bobbed his bull neck, glad that the pending inspection did not apply to him. „Of course,“ he affirmed dutifully. „We always keep a small corner free for such cases.“

Secret Passions of a Politician

Lutz winked at the ladies, then they marched in single file into the red-light den. Lidia Afanasyevna had never been to such a place before. However, there was hardly anything else going on inside than what she knew from television: Naked women’s bodies snaked around iron bars as if they were connected to them by a secret magnetism, men’s eyes greedily absorbed the spectacle, male guys‘ jokes and macho slogans buzzed through the air and celebrated the man as a libido-driven potency machine. Lidia Afanasyevna breathed a sigh of relief when they reached the seating area at the back of the bar.
With a servile gesture, the ape man tamed by Lutz took their coats off and invited them to sit down.
„Be so kind as to bring us something to warm us up, my dear!“ Lutz instructed him as he squeezed his belly behind the table, which was firmly bolted to the floor.
„Sure,“ Mike grumbled and disappeared in the direction of the counter.
As soon as he was out of earshot, Lutz let out his bleating laugh. „Do you believe me now that not everything was bad in our former German Democratic Republic? At least these devotional objects here“ – he tapped on the wallet with the Secret Service ID card he had placed on the table in front of him – „still serve me well today!“
He eyed Julia with a look that Lidia Afanasyevna did not like at all. „Got into the massage business too, huh?“ he joked. „Well, as I always say, the wellness industry is booming …“
Quickly Lidia Afanasyevna steered the conversation to the real reason for their meeting in this place where horniness dripped from every crack of the chair. „What seems more interesting to me,“ she said, turning to Lutz, „is how you knew where to look for me.“
Lutz was still grinning like an infant who had been given an extra helping of milk. „Actually, I didn’t know that at all!“ he admitted candidly. „You simply went exactly in the direction I wanted to take anyway. After all, the station was only supposed to be the starting point for our search operation.“
„If you don’t mind me asking,“ Julia interjected, „what are you two talking about? Have you developed a taste for geocaching? Or has the Pokémon frenzy got hold of you?“
„Nope,“ Lutz clarified, „we don’t even know what that is. And we don’t want to know it either – right, Lidia?“ Laughing, he added: „But to be serious: haven’t you told your daughter anything about the scandal you uncovered?“
Julia looked at her mother curiously. „What scandal?“
Lidia Afanasyevna waved it off: „Oh, come on – scandal … Lutz is exaggerating again.“ Then she told Julia in a few words about the politician who had allegedly been found dead in his office, although she, Lidia Afanasyevna, had discovered his body in the men’s room.
„So what“, Lutz summed up, „doesn’t this stink to high heaven? They’re trying to cover something up, I can smell it ten miles upwind! Max, my buddy from the security service, thinks that our dear Mister Groß must have been involved in some dark matter. He used to hang around here regularly, Max says he has it on good authority.“
„I could have told you that, too,“ Julia confirmed, unimpressed. „That was the talk of the day here. The honourable MP was a regular customer in in this district.“
Lidia Afanasyevna looked at her daughter in horror. „Are you saying that you … I mean, did you possibly have … closer relations with him?“
Julia laughed. „No, Mum, certainly not. I wasn’t his type at all. He was more into transvestites.“
„I see,“ Lutz quipped, „a new form of ‚trans-parency‘, so to speak!“
While Julia gave Lutz a tired smile, Lidia Afanasyevna didn’t bat an eyelid. She still couldn’t believe how naturally her daughter moved in this environment. How routinely she pronounced the relevant terms, obviously all too familiar to her!
Lidia Afanasyevna wanted to finish the matter as quickly as possible. Perhaps there was a logical explanation for everything, so that she could return to her usual life tomorrow. „Do you know anyone here who used to meet our politician regularly?“ she asked in an emphatically matter-of-fact manner.
„Well, not in this bar,“ Julia replied. „Trannies rarely turn up here. Their territory is a bit further down, by the big sex emporium.“
Sex emporium! Lidia Afanasyevna felt as if she had to clean up used condoms. At least she had been spared that so far during her cleaning work in the Bundestag!
Fortunately, just at that moment, a scantily clad young lady brought the drinks Lutz had ordered – a welcome change!
„This one’s on the house“, the girl purred, winking complicitly at Julia. What this meant only became clear to Lidia Afanasyevna when she took a hearty sip from the cocktail glass. It felt as if she had drunk pure fire.
Through the tears that immediately sprang to her eyes, she saw the distorted faces of Lutz and Julia, their laughter reaching her ears as if from far away. Shortly afterwards, however, a current of pleasant warmth shot through her veins. For a moment she felt light, as she usually did only when Alyosha held her in his arms.

Bilder /Images: Pexels: Tanzendes Mädchen / Dancing girl (Pixabay); Gerd Altmann: Liebesflammen / Love flames (Pixabay)

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