Fünftes Gespräch mit Paula: Gespräch über das Strafrecht / Fifth Conversation with Paula: Talk about Criminal Legislation
Ausschnitt aus dem Text
„Kann man also sagen, dass das Gefängnis eine Art Verbannungsort ist?“ fragte Paula.
Ich schüttelte den Kopf: „Das kann man so nicht sagen – zumal es ja das erklärte Ziel eines Gefängnisaufenthalts ist, den Häftling wieder zu einem nützlichen Glied der Gemeinschaft zu machen.“
Paula sah mich irritiert an: „Ihr schließt die Täter aus der Gemeinschaft aus, um sie wieder an die Gemeinschaft heranzuführen?“
Ich nickte. „Das klingt zwar seltsam, aber manchmal geht es eben nicht anders. Es gibt nun einmal Menschen, die erst wieder mühsam lernen müssen, was eine Gemeinschaft ist, wie man sich darin bewegt und welche Rechte und Pflichten man als Teil davon hat.“
„Dann ist das Gefängnis so etwas wie eine Schule der Gemeinschaft?“ interpretierte Paula meine Worte.
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English Version
The Reconciliation Meeting
Fifth Conversation with Paula: Talk about Criminal Legislation
Excerpt from the text
„So the prison is a kind of banishment place?“ asked Paula.
I shook my head: „That is not the way to put it – especially as the declared aim of a prison stay is to make the prisoner a useful member of the community again.“
Paula looked at me in amazement: „You exclude the perpetrators from the community in order to bring them back into the com-munity?“
I nodded. „That sounds strange, indeed, but sometimes it just can’t be done any other way. There are people who have to learn again what a community is, how to move in it and what rights and duties they have as part of it.“
„Does that mean that prison is something like a lesson in community skills?“ Paula interpreted my words.
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Bildnachweise /Picture Credits: Paul Gauguin (1848 – 1903): Der Markt /Market Place (Ta matete, 1892); Kunstmuseum Basel; Ichigo: Gefängniszelle / Prison cell (Pixabay)
Elias
Paulas Fragen kommen fast naiv daher, aber sie legen den Finger immer in die Wunde. Zu vieles nehmen wir als selbstverständlich und „normal“ hin, was im wahrsten Sinne „fragwürdig“ ist. Und: Es braucht eine Fata Morgana von einer fernen und fiktiven Insel, um uns diese Fragen zu stellen ….. !?
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Ruhrköpfe
Ist es nicht viel mehr eine „Belohnung“ für die, die nicht straffällig werden, verbunden mit der Absicht der prophylaktischen Abschreckung?
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rotherbaron
Das ist vielleicht auch eine „Absicht“ .Begründet wird der Strafvollzug aber auch mit „Rehabilitation“, und das funktioniert nicht. Auch die Abschreckung funktioniert wohl nicht: In den USA, wo es in einigen Staaten sogar die Todesstrafe gibt, ist die Kriminlaitätsrate eher noch höher als in Staaten, die liberaler sind. Kriminalität lässt sich wohl am ehesten durch Prävention vermeiden … und durch eine insgesamt gewaltlosere Gesellschaft …
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Ruhrköpfe
Dass selbst die härtesten Haftstrafen nicht die erwünschte Wirkung zeigen, bestätigt die Annahme der „Belohnung“ derer, die sich legal verhalten
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