Heute in der LiteraturPlanet-Apotheke: „Ein Mittel gegen den November-Blues? Da hätte ich was für Sie: Probieren Sie es doch mal mit diesem Chanson hier!“
Und tatsächlich: Das musikalische Antidepressivum wirkt! Erschaffen hat es Yves Jamait, ein aus Dijon stammender Chansonnier. Der Musiker gehört zu den Spätberufenen. Erst im Jahr 2001, mit 40 Jahren, hat er eine eigene Band gegründet. Zuvor hatte er seinen Lebensunterhalt u.a. als Koch, Bauarbeiter und Infografiker verdient. Diese Erfahrungen mit dem „vie de tous les jours“ merkt man auch den Texten des überzeugten Schirmmützenträgers an, die Alltagspoesie im besten Sinne des Wortes bieten.
Mit seinen mittlerweile sieben Alben ist Yves Jamait längst zu einem erfolgreichen Chansonnier avanciert, dessen Fangemeinde regelmäßig auch größere Konzertsäle füllt.
Yves Jamait: J’en veux encore
aus: Je me souviens (2015)
Videoclip mit Konzert-Ausschnitten
Übersetzung:
Ich möchte mehr davon!
Morgenstunden, die erwachen
in dem Himmel deiner Augen,
deine lichtbefleckten Haare,
deine Röcke, angehoben
vom Blick der Sonne,
und die Gouachemalerei der Blumen
unter den Bienenwolken,
übermütige Morgenstunden,
die den Winter überwinden,
Sommertage, die mit ihren brennenden Armen
das Gelächter ersticken, das erstirbt,
um sich den Tränen
der herbstlichen Melancholie zu überlassen.
Mehr davon,
ich möchte mehr davon
und niemals nachlassen,
es in meinen Adern zu spüren,
dieses pulsierende Leben,
das ebenso schön wie vergeblich ist.
Mehr davon,
ich möchte mehr davon,
ich rufe es heraus ohne Wut,
inmitten des Trubels
werde ich mein Glas leeren
bis auf die letzte Träne.
Abenddämmerungen,
die bis zur Morgenröte glimmen,
Augenblicke, in denen der Tag
und die Nacht einander umschmeicheln,
Alkohol, der sich darüber ärgert,
nichts erschaffen zu können,
Musik, die mein Herz aus dem Takt bringt,
Hände, die sich in meinen Schlaf stehlen,
das Verlangen, das so viel mehr ist
als die Befriedigung der Grundbedürfnisse,
Horizonte,
die von der Abenddämmerung verschlossen werden,
Sonnentropfen,
die in meinem Mund zusammenfließen.
Mehr davon, …
Mauern, hinter deren Rissen
sich neue Ideen zeigen,
Worte, die sich wie Funken verbreiten,
Abende, die etwas länger werden
mit jedem Tag,
das ewige Ich liebe dich, Ich warte auf dich,
Guten Abend, Guten Tag,
Kinder, die mich umarmen
und Papa zu mir sagen,
Freunde, die mich aufnehmen
im Nest ihrer Arme,
der Rausch, der sich nährt
von deinen roten Küssen,
mein Körper, der nie satt wird von dir.
Mehr davon …
Morgenstunden, die erwachen
in dem Himmel deiner Augen,
deine lichtbefleckten Haare,
Gelächter, das erstirbt,
um sich den Tränen
der herbstlichen Melancholie zu überlassen.