Józef Barans Pastorałka bezdrożna (Pastorale in unwegsamem Gelände)
„Das Leben ist eine Reise, eine Pilgerfahrt, und der Weg selbst ist Gott.“ So fasst Józef Baran den Inhalt eines seiner Gedichte zusammen. Die Sternenstadt, die der Stern von Bethlehem verheißt, löst sich darin beim Näherkommen auf wie eine Fata Morgana.
Pastorale in unwegsamem Gelände
So weit sind wir gewandert, so lange haben wir
vergebens nach der Sternenstadt gesucht.
Hinsinkend reichen wir erschöpft die Stiefel
und unseren Atem an unsere Enkel weiter.
Mögen sie das Marschlied unserer Herzen
und uns’ren Traum von einer Reise erben
mit einem Anfang und einem Ende.
Uns bleibt nur das Echo uns’res Rufens.
Wir sehen nichts als fahle Finsternis,
in die der Wind sein Eislied bläst.
Durch ein Labyrinth aus trügerischen Wegen
hat uns’re Karte uns geführt.
Oder ist diese Reise ohne Anfang, ohne Ende
das wahre Alpha und Omega? Führt die Irrfahrt
in die Verlorenheit zu dem verlorenen Erlöser?
Ist dies die wahre Sternenstadt?
So lass uns, du unser liebster Verirrter,
dir ein Lied aus Myrrhe, Gold und Weihrauch
aus dem Staub der Wanderschaft formen!
Nimm uns auf in Deine Wegelosigkeit!
Józef Baran: Pastorałka bezdrożna aus: W błysku zapałki (Im Aufblitzen eines Streichholzes; 1977)
Vertonung von Krzysztof Myszkowski / Stare Dobre Małżeństwo (aus dem Album Latawce pogodnych dni / Drachen der heiteren Tage; 1996); Song mit Slideshow von Bez Grzesia:
Stimmungsvolles Cover von Alicja Deicka
Zitat von Józef Baran entnommen aus einem Interview mit Adrian Szary: Wolność absolutna; kozirynek.online, 12. Dezember 2022.
Infos zu Józef Baran in dem Beitrag Der Jungbrunnen des Frühlings
Podcast zu Józef Baran
Bild: Dorothe Wouters (Darkmoon_Art): Waldweg (Pixabay)