Wer die Existenzberechtigung eines anderen Volkes bestreitet, leugnet grundsätzlich den Wert von kultureller Vielfalt. Sein Ideal besteht aus einem Paradies, in dem alle nach seinem eigenen Bild geformt sind.
Das Bild, das sich deinen Augen darbietet, ist ein einziges großes Trümmerfeld. Dein visionärer Blick aber sieht darin das Paradies.
Du weißt: Was mit einer Vertreibung begann, muss auch mit einer Vertreibung enden. Die Menschen sind heute einfach des Paradieses entwöhnt. Was sie als paradiesisch empfinden, ist in Wahrheit nur eine Täuschung des Höllenfürsten, ein Trugbild, das eben jenem Exil entspringt, in das sie durch die Vertreibung aus dem Paradies geraten sind.
Wie oft schon hat der Allmächtige den Menschen seine Hand gereicht, um sie in das Paradies zurückzuführen! Er hat ihnen die Sintflut geschickt, die Zehn Plagen, ganze Städte hat er ausgelöscht. Immer war die Botschaft dahinter: Lasst ab von dieser Welt, kehrt zurück in mein angestammtes Reich, in dem ich mit euch leben möchte!
Aber die Menschen haben Gott nicht verstanden. Statt zu Gottvater zurückzukehren, haben sie wie trotzige Kinder das Zerstörte wieder aufgebaut. So haben sie immer wieder dieselben Fehler begangen und sich in derselben Gottesferne eingerichtet.
Nun aber hast du dich zum Werkzeug des Allmächtigen gemacht. Durch deine Hand wird das Zerstörungswerk vollendet werden, das bislang stets Stückwerk geblieben ist. Es ist wie bei einem alten, baufälligen Haus. Nur wenn es ganz abgerissen und von Grund auf neu aufgebaut wird, ist ein Neuanfang möglich. Renovierungen verlängern nur die Agonie.
Natürlich ist dir bewusst, dass es noch ein weiter Weg ist bis zum Paradies. Das Trümmerfeld, das sich vor dir erstreckt, ist nur der erste Schritt dorthin. Aber vielleicht lassen sich andere ja auch von deiner heroischen, entschlossenen Tat anstecken. Wenn überall auf der Welt die Aufrechten, Gottesfürchtigen ihre gottfernen Nachbarreiche zu Asche zermahlen, wird der Tag der Erlösung viel früher heraufdämmern als es jetzt, angesichts des Widerstands all der Gottlosen, scheint.
Gott ist groß. Groß, stark und mächtig. Alles Schwache, Kleinteilige, Zerstückelte ist ihm fremd. Deshalb war, denkst du, die vielleicht größte Strafe, die Gott den Menschen je geschickt hat, die babylonische Sprachverwirrung. Seit die Menschen nicht mehr die Sprache Gottes sprechen, sind sie nicht nur seinem Willen entfremdet. Sie verstehen einander auch selbst nicht mehr.
Diesen Zustand wirst du nun beenden. Jeder große Weg beginnt mit einem ersten Schritt. So wirst auch du zuerst deinen Nachbarn von der Anmaßung abbringen, in einer eigenen Sprache zu sprechen. Wie soll auch im Großen eine paradiesische Harmonie entstehen, wenn noch nicht einmal im Kleinen Eintracht herrscht?
Am Ende deines Weges aber wird die gottlose Sprachverwirrung der Vergangenheit angehören. Dann werden alle deine Sprache sprechen. Alle werden so denken und so fühlen wie du. Alle werden auf die Befehle deiner Führer hören, alle werden sich ihrem Willen beugen und sie verehren als das, was sie schon heute sind: Stellvertreter Gottes auf Erden, heilige Werkzeuge zur Durchsetzung seines Willens.
Dann werden die Menschen auch wieder eine innigere Beziehung zum Allmächtigen haben und seine Wege verstehen, so unergründlich sie ihnen heute auch erscheinen mögen. Dann werden sie einsehen, dass die Auslöschung ganzer Familien, Städte, Völker und Kulturen in Wahrheit kein Akt der Barbarei ist, sondern ein Zeugnis der Barmherzigkeit Gottes.
Es ist, als würde Gott selbst sich dazu herablassen, als Gärtner das Unkraut zu jäten, das sich in seiner Schöpfung ausgebreitet hat. So ist der Bombenregen, den du jetzt wieder auf die Reise schickst, letztlich ein Werk Gottes. Weil aber Gott durch dich handelt, bist auch du im Grunde mehr als nur ein Diener Gottes. Indem du Teil hast an seiner Allmacht, wirst du selbst zum Allmächtigen.
English Version
Bomb Carpet to Paradise
Those who deny the right of another people to exist basically reject the value of cultural diversity. Their ideal consists of a paradise in which everyone is moulded in their own image.
The scenery before your eyes shows one big field of debris. But your visionary gaze sees paradisiacal lands blossoming in it.
What began with an expulsion must – as you firmly believe – also end with an expulsion. People today are simply weaned from paradise. What they perceive as paradise is basically only a deception of the Prince of Darkness, a mirage arising from the very exile into which they have fallen through the expulsion from paradise.
How often has the Almighty reached out his hand to mankind to bring his children home to paradise! He sent them the Flood, the Ten Plagues, he wiped out entire cities. Always the message behind it was: Leave this world behind, return to my celestial kingdom, where I want to live with you.
But people did not understand God. Instead of returning to their Father in heaven, they rebuilt what had been destroyed like defiant children. Thus they have committed the same mistakes again and again and have made themselves at home in the same distance from God.
But now you have made yourself the instrument of the Almighty. Through your hand, the work of destruction, so far always fragmentary, will be accomplished. It is like dealing with an old, dilapidated house. Only when it is completely demolished and rebuilt from scratch is a new beginning possible. Renovations only perpetuate the agony.
Of course you are aware that it is still a long way to paradise. The field of rubble that stretches out before you is only the first step. But perhaps others will be inspired by your heroic, determined action. When all over the world the upright and worshipful reduce their godless neighbouring kingdoms to ashes, the day of redemption will dawn much sooner than it seems now, given the resistance of all the godless sinners.
God is great. Great, strong and powerful. Everything weak, small, fragmented is alien to him. That is why, in your eyes, perhaps the greatest punishment God ever inflicted on mankind was the Babylonian confusion of tongues. Since people no longer speak the language of God, they are not only alienated from his will. They also don’t understand each other anymore.
This situation you will now put an end to. Every great journey begins with a first step. So you too first have to dissuade your neighbour from the presumption of speaking in a language of his own. How can a paradisiacal harmony arise on a large scale if there is not even harmony on a small scale?
At the end of your path, however, the ungodly confusion of languages will be a thing of the past. Then everyone will speak in your language. Everyone will think and feel the way you do. Everyone will listen to the commands of your leaders, everyone will bow to their will and worship them for what they already are today: God’s representatives on earth, holy instruments for the implementation of his will.
Then people will also have a more intimate relationship with the Almighty again and understand his ways, however inscrutable they may seem to them today. Then they will realise that the extermination of entire families, cities, peoples and cultures is actually not an act of barbarism, but a testimony to God’s mercy.
It is as if God himself condescended to act as a gardener, pulling out the weeds that have spread in his creation. So the rain of bombs that you are now unleashing again is in truth a work of God. But since God acts through you, you too are basically more than just a servant of God. By participating in his omnipotence, you yourself become the Almighty.
Bilder / Images: Paul Nash (1889 – 1946): The Menin Road; a battlefield scene from the First World War, refferring to the Battle of the Menin Road Ridge near Ypres/Belgium, 1917 (painted 1918/1919) / Die Straße nach Menen; Szenerie eines Schlachtfelds aus dem Ersten Weltkrieg (bezogen auf die Schlacht um die Straße nach Menen am Ypernbogen in Belgien, 1917; gemalt 1918/1919); Imperial War Museum London (Wikimedia Commons); Muirhead Bone (1876 – 1953): War drawings (Kriegszeichnungen): Inconnu (1918); Wikimedia Commons