Mord im Reichstag, Kapitel 19/ Murder in the German Parliament, Chapter 18
Der Hauptverdächtige, den Lidia Afanasjewna mit ihrem Ermittlerteam ausfindig gemacht hat, soll mit den Vorwürfen gegen ihn konfrontiert werden. Dafür wird ein Flyer mit einem Märchen kreiert, in dem der Tathergang in verschlüsselter Form zusammengefasst wird.
Ein wahres Märchen
Es war, und es ist nie gewesen. Es ist wahr, und es kann nicht geschehen sein. Wenn es aber doch geschehen sein sollte, so ist es ein Teil des Lebens, wie diese Zeilen, die vor deinen Augen vorüberfliegen.
In einem Orient, der keiner war, gab es eine Stadt, die war so groß, dass niemand sie an einem Tag durchqueren konnte. In dieser Stadt lebte einst ein Wesir, den gelüstete es gar sehr nach Gold.
Zwar war der Wesir keineswegs ein armer Mann. Der Großwesir aber hatte einen viel größeren Palast als er, und der Sultan einen noch größeren. Dies war dem Wesir ein ständiger Stachel in seinem Herzen. Oft stand er seufzend vor dem prächtigen Palast des Großwesirs und dachte: „Ach, wenn ich doch auch so einen schönen Palast hätte! Der Großwesir hat das doch gar nicht verdient. Denn ich bin viel klüger, viel fleißiger und im Ganzen viel ehrenwerter als er.“
Da traf es sich, dass eines Tages ein Kaufmann an den Wesir herantrat. Dieser Kaufmann hatte sein Glück mit einer Unternehmung namens OSIRIS gemacht. Deren Geschäftsidee beruhte darauf, Schlachtrösser, die andere züchteten, an diejenigen zu vermitteln, die ihrer bedurften.
Den Wesir sprach er mit den Worten an: „Ei, Herr Wesir, ich wüsste da jemanden, der herrliche Schlachtrösser sein Eigen nennt. Diese würde er gerne an einen Verbündeten des Sultans liefern. Wenn Ihr bei Eurem Herrn ein gutes Wort für ihn einlegt, soll es Euer Schaden nicht sein.“
Da leuchteten die Augen des Wesirs, der schon die Goldmünzen in seinen Taschen blinken sah. Leider lag es jedoch nicht in seiner Macht, den Sultan in dieser Angelegenheit zu beeinflussen. Denn die Schlachtrosskommission des Sultans unterstand eben jenem Großwesir, den der Wesir so sehr um seine Reichtümer beneidete.
Nun wusste aber der Wesir um eine Schwäche des Großwesirs. Dieser hatte nämlich einen Lustknaben, mit dem er sich regelmäßig in einer geheimen Opiumhöhle traf. Zu dieser Opiumhöhle schickte der Wesir eine Sklavin. Diese traf sich dort mit einem Diener des Opiumhändlers.
Vom Wesir instruiert, sagte die Sklavin zu dem Diener: „Wenn das nächste Mal der Großwesir mit seinem Lustknaben bei dir einkehrt, sollst du ein Gift unter ihr Opium mischen. Hast du Erfolg damit, wird mein Herr dich reich entlohnen. Wenn nicht, kostet es dich den Kopf.“
Der Diener tat, wie ihm geheißen – und tatsächlich ward so das Ende des Großwesirs besiegelt. Selbst im Tod bereitete er dem Wesir jedoch noch Ungemach. Denn er hauchte seine Seele nicht, wie es der Wesir gehofft hatte, in der Opiumhöhle aus, sondern erst später, als er wieder im Palast war und gerade seine Notdurft verrichten wollte.
Der Zufall wollte es, dass ihn dort eine arme Sklavin fand, die gekommen war, um den Ort der größten Unreinlichkeit zu reinigen. Diese Sklavin hatte zwar das Haus einer Bettlerin, doch hatte der Allmächtige dafür ein helles Licht im Haus ihres Geistes entzündet.
Da dachte der Wesir bei sich: „Diese Sklavin könnte mir noch gefährlich werden. Ich will besser auch sie beseitigen lassen.“
Also begab er sich abermals zu der Opiumhöhle und verhandelte mit dem Diener. Und da er schon einmal beim Aufräumen war, bestellte er auch gleich eine neuerliche Giftmischung für den Lustknaben, der den ersten Anschlag überlebt hatte. Geblendet vom Leuchten des Goldes, wurde sein Herz immer finsterer.
Eine dämonische Ruhe senkte sich in das Herz des Wesirs, nachdem er den neuen Mordauftrag erteilt hatte. In finsterer Vorfreude auf den bevorstehenden Goldregen zog er sich zurück in seine Gemächer und wartete darauf, dass die Saat des Bösen aufgehen möge.
Die Ruhe aber, welche die Dämonen schenken, ist trügerisch. Die Sklavin nämlich, die nur das Haus einer Bettlerin besaß, war dafür reich an Freunden, die ihr mit Rat und Tat zur Seite standen. Gemeinsam tasteten sie sich voran auf den dunklen Pfaden, die der böse Geist des Wesirs eingeschlagen hatte. Und als sie sein finsteres Geheimnis entschlüsselt hatten, verfassten sie dieses Märchen, durch das seine vergiftete Seele für alle Welt zu einem offenen Buch ward.
Ein Strategiegespräch
Lidia Afanasjewnas Hände zitterten, als sie den Märchentext auf dem Flugblatt noch einmal überflog. Würde er auch wirklich die gewünschte Wirkung entfalten? Oder war es doch ein Fehler gewesen, die Informationen in das Gewand eines Märchens zu kleiden?
Immerhin hatten sie ja sehr lange über die richtige Vorgehensweise diskutiert. Lutz hatte ursprünglich einen anderen Plan favorisiert. Er hielt es für die vielversprechendste Strategie, dem „Wesir“ gegenüber als Waffenhändler getarnt aufzutreten und ihm einen Deal samt fetter Provision anzubieten. Wenn er darauf eingegangen wäre, hätte die Falle zugeschnappt.
Bei Igor hatte er damit aber nur unwilliges Kopfschütteln ausgelöst. „Das bringt doch alles nichts!“ hatte er dagegengehalten. „Ehrlich gesagt, kommen mir diese immer neuen Spielchen langsam lächerlich vor. Hast du vergessen, was dieser Maxim gesagt hat? Die Vorbereitungen für die Anschläge auf Lidia und Leona sind doch offenbar schon sehr weit gediehen! Willst du etwa riskieren, dass die zwei ihr Leben verlieren, während wir weiter Geheimdienst spielen? Nein, ich finde, wir sollten jetzt endlich zur Polizei gehen!“
Lidia Afanasjewna hatte mit großem Wohlgefallen bemerkt, wie Igor sich um ihr Leben sorgte. Überhaupt hatte sie in letzter Zeit eine weichere, fürsorglichere Seite an ihm entdeckt, die sie für längst verschüttet gehalten hatte.
Als sie ihm endlich von ihrer Entlassung erzählt hatte, war seine Reaktion ganz anders ausgefallen, als sie befürchtet hatte. Statt ihr Vorhaltungen zu machen, hatte er sie nach langer Zeit mal wieder in den Arm genommen und davon gesprochen, dass sie das „gemeinsam“ durchstehen würden. Notfalls müsse er eben einen Gelegenheitsjob mehr annehmen.
Vielleicht, dachte sie, hatte Aljoscha ja doch Recht gehabt: Manchmal musste man eben erst aus der Bahn geworfen werden, um die richtige Bahn für sein Leben zu finden.
Lutz allerdings hielt die Polizei noch immer nicht für hilfreich, wenn es darum ging, Lidia Afanasjewna und Leona zu schützen. „Was willst du denen denn sagen?“ hatte er Igor gefragt. „Wir haben doch weder gegen diesen Horni und seine mafiöse Waffenvermittlungsagentur noch gegen seinen neuen Spezl im Verteidigungsausschuss richtig was in der Hand. Wenn überhaupt, könnten wir allenfalls dieses Ganovenpärchen aus dem Verkehr ziehen lassen. Aber das sind doch nur Handlanger! Wenn wir die zur Strecke bringen, besorgt sich ihr Auftraggeber einfach neue Helfershelfer – und die sind für uns dann noch gefährlicher, weil wir sie nicht kennen und keinerlei Einblick in ihre Pläne haben.“
„Kann mir mal jemand sagen, wovon ihr hier eigentlich redet?“ meldete Leona sich zu Wort. „Bei euren Generalstabsdebatten fühlt man sich ja wie ein Blinder beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen!“
Spur nach Russland
Ein kurzes Schweigen trat ein. Leonas Bemerkung wirkte wie ein starker Kaffee nach einem Alkoholrausch.
„Na, dieser Horst Wesel war scharf auf die Provisionen von deinem Richie“, erläuterte Lutz schließlich. „Ich dachte, das wäre klar.“
„Um ehrlich zu sein: Ganz so klar finde ich das auch nicht“, wandte Julia ein. „Ich habe nämlich gelesen, dass der gute Herr Wesel sich strikt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen hat. Wenn er das Geschäft stoppt, kann er aber auch nichts daran verdienen.“
„Wenn die Waffen nicht in die Ukraine geliefert werden, wird eben ein anderes Land damit beglückt“, hielt Igor dagegen. „Für die Provision ist es doch egal, wohin die Reise geht.“
„Aber nur um von den Waffenlieferungen zu profitieren, hätte er seinen Konkurrenten doch nicht gleich töten müssen“, gab Lidia Afanasjewna zu bedenken. „Da gibt es in der Politik schließlich ganz andere Möglichkeiten.“
„Genau!“ pflichtete Julia ihr bei. „Und deshalb hat da wahrscheinlich doch der KGB seine Hände mit im Spiel. Für diesen Herrn Wesel wäre das gleich doppelt profitabel: Er könnte von Russland Geld für die Erledigung des Auftragsmords einstecken und sich gleichzeitig die Fleischtöpfe künftiger Provisionen für Waffenlieferungen sichern – die dann aber natürlich nicht an Gegner Russlands gehen würden.“
„Der KGB heißt jetzt FSB – oder GRU“, korrigierte Lutz sie angesäuert. Es gefiel ihm offenbar nicht, dass sein geliebtes Russland in einem Atemzug mit diesem korrupten deutschen Politiker genannt wurde. „Und wenn du meine Meinung wissen willst: Die Russen haben es gar nicht nötig, zu solchen Mitteln zu greifen. Die müssten einfach am Gashahn drehen, wenn ihnen die Waffenlieferungen gegen den Strich gehen.“
„Im Grunde spielt das für uns ja auch keine Rolle“, meinte Igor. „Für uns zählt nur die Frage, wie wir Lidia und Leona vor weiteren Anschlägen schützen können. Dafür müssen wir den Auftraggeber kennen – und dass die Spur zu Horst Wesel führt, darüber sind wir uns doch wohl alle einig.“
„Wie wäre es denn, wenn wir diesen Herrn Wesel direkt mit unseren Vorwürfen konfrontieren würden?“ schlug Leona nach einer kurzen Pause vor. „Ich sage ja immer: Frechheit siegt! Lasst uns doch einfach zu ihm hingehen ihm ins Gesicht sagen, was er für einer ist.“
Lutz lachte spöttisch. „Und dann wird er vor dir auf die Knie gehen und dich als reuiger Sünder um Vergebung bitten für seine Missetaten – ist es das, was du dir erhoffst?“
Leona boxte ihn leicht in die Seite: „Pfui – bist du heute wieder garstig!“
„Nein, mal im Ernst“, führte Lutz den Gedanken weiter. „Wenn ihr so jemanden beschuldigt, in schmutzige Waffengeschäfte verwickelt zu sein, wird er euch seelenruhig erklären, dass es sich dabei in Wahrheit um Vereinbarungen handelt, die er im Interesse des deutschen Volkes und zur Förderung der europäischen Sicherheitsarchitektur getroffen hat. Dann wird er seine Freunde vom Geheimdienst anrufen – und am nächsten Tag muss sich Igor dann gegen den Vorwurf verteidigen, ein Handlanger der russischen Mafia zu sein, ich werde mal wieder von meiner Stasi-Vergangenheit eingeholt, und bei Leona und Julia schaut rein zufällig die Sittenpolizei vorbei.“
„Die Sittenpolizei?“ Igor sah ihn verwirrt an. „Was soll die denn bei Julia?“
Julia warf Lutz einen vorwurfsvollen Blick zu, aber der grinste nur süffisant: „Ich meine ja nur, dass man gegen jeden jede beliebige Anklage konstruieren kann, wenn man nur über die nötigen Leute und die richtigen Mittel dafür verfügt.“
Bemüht, rasch das Thema zu wechseln, regte Julia an: „Vielleicht sollten wir nicht nur den Beschuldigten selbst mit den Vorwürfen konfrontieren, sondern diese gleich breiter streuen.“
„Und wie stellst du dir das vor?“ wollte Lutz wissen. „Willst du etwa eine Diffamierungskampagne im Netz starten? Von solchen Shitstorms gibt es doch jeden Tag Tausende – das nimmt längst keiner mehr ernst!“
„Ich hatte eher an eine Flugblattaktion gedacht“, präzisierte Julia. „Zum Beispiel im Bundestag, mitten in einer Parlamentsdebatte – da wäre uns die Aufmerksamkeit sicher!“
Lutz winkte ab. „Ach was! Dann würde man uns nur als Chaoten abführen – und die Flugblätter würden unbesehen in den Papierkorb wandern.“
Eine märchenhafte Idee
An dieser Stelle hatte Lidia Afanasjewna sich in die Diskussion eingemischt: „Und wenn wir die Informationen in verschlüsselter Form verbreiten?“
Die anderen sahen sie nur verständnislos an. „Was soll das heißen – in verschlüsselter Form?“ fragte Lutz. „Meinst du etwa, eine Information, für die sich ohnehin keiner interessiert, wird dadurch interessanter, dass man sie erst umständlich entschlüsseln muss?“
„Du“, sprang Igor seiner Frau bei, „das ist vielleicht gar nicht so dumm. Denk doch mal an die blöden Rätsel in den Zeitschriften, die man beim Arzt durchblättert. Das Ergebnis ist einem ganz egal, aber die Herausforderung reizt einen doch so sehr, dass man die geistige Nuss zu knacken versucht.“
„Stimmt“, bestätigte Lidia Afanasjewna. „Aber ich hatte eigentlich an etwas anderes gedacht: Wenn die Informationen, die wir verbreiten wollen, als unglaubwürdig wahrgenommen werden, nimmt man sie vielleicht eher ernst, wenn wir sie auch in einem unglaubwürdigen Rahmen präsentieren. Nach dem Motto: Minus mal Minus ergibt Plus. Wenn ich die Realität in das Gewand der Fiktion kleide, fühlen die Empfänger der Botschaft sich vielleicht eher dazu herausgefordert, darin ein Körnchen Wahrheit zu entdecken.“
So waren sie auf die Idee mit dem Märchen gekommen. Allerdings hatten sie dann, als die Geschichte fertig war, feststellen müssen, dass der Text für ein Flugblatt etwas zu lang geraten war. Auf Vorschlag von Julia hatten sie dieses daher am linken und rechten oberen Rand mit zwei alten Darstellungen von Wesiren versehen, in die sie die Köpfe der beiden in Märchenfiguren verwandelten Politiker hineinkopiert hatten.
Außerdem hatten sie als Hintergrund des Textes, in der Art eines Wasserzeichens, ein Foto des Kiewer Maidan-Platzes in das Flugblatt aufgenommen. Insbesondere das den Platz überragende Unabhängigkeitsdenkmal und das Ljadski-Tor mit dem Erzengel Michael waren gut darauf zu erkennen. Mit Hilfe dieser, wie Julia sich ausdrückte, „Eyecatcher“ wollten sie zusätzliches Interesse für den Text wecken.
Und nun saßen sie also auf der Besuchertribüne des Bundestags und warteten auf den günstigsten Moment, um die Flugblätter auf die Abgeordneten herabregnen zu lassen. Lutz hatte seine Beziehungen spielen lassen und sie in eine Besuchergruppe eingeschleust, bei der ein paar Teilnehmer abgesagt hatten.
Bei der Sitzung, der sie beiwohnen durften, stand sogar ein verteidigungspolitisches Thema auf der Tagesordnung. So war es gar nicht unwahrscheinlich, dass Holger Wesel höchstpersönlich das Wort ergreifen würde – was fraglos der effektvollste Zeitpunkt für den Abwurf der Flugblätter gewesen wäre. Bislang hatte er sich aber noch nicht blicken lassen.
Es war ihnen natürlich klar, dass der Flugblattregen umgehend die Saalordner auf den Plan rufen würde. Um nicht gerade in diesem entscheidenden Moment handlungsunfähig zu werden, hatten sie beschlossen, dass nur einer von ihnen die Flugblätter abwerfen sollte. Lutz hatte vorgeschlagen, darüber das Los entscheiden zu lassen, aber Igor hatte sich freiwillig bereiterklärt, diesen Part zu übernehmen.
„Ich bin von uns allen der unverdächtigste“, hatte er kurzerhand entschieden. „Mir können sie am wenigsten anhaben.“
Ja, dachte Lidia Afanasjewna, Igor war wirklich ein anderer geworden, seit sie gemeinsam gegen das Unrecht ankämpften. Oder hatte sie ihn davor nur nicht – oder nicht mehr – gut genug gekannt? War das uralte Bild, das sie sich zu Beginn ihrer Beziehung von ihm gemacht hatte, einfach schon zu starr, zu verstaubt gewesen?
English Version
The Envious Vizier
The main suspect, whom Lidia Afanasyevna has tracked down with her investigation team, is to be confronted with the accusations against him. For this purpose, a flyer with a fairy tale is created, in which the course of events is summarised in an encrypted form.
A True Fairy Tale
It was, and it never was. It is true, and it cannot have happened. But if it did happen, it is a part of life, like these lines that fly past your eyes.
In an Orient that was not an Orient, there was a city so large that no one could cross it in one day. In this city there once lived a vizier who had a great desire for gold.
The vizier was by no means a poor man. But the Grand Vizier had a much bigger palace than the one he called his own, and the Sultan an even bigger one. This was a constant thorn in the vizier’s heart. He would often stand in front of the Grand Vizier’s magnificent palace, sighing and thinking: „Oh, if only I had such a beautiful palace! In fact, the Grand Vizier doesn’t deserve it. For I am much cleverer, much more industrious and on the whole much more honourable than he is.“
One day, a merchant came to the Sultan’s Kingdom. This merchant had made his fortune with a company called OSIRIS. Their business idea was based on providing war horses raised by others to those who needed them.
The merchant approached the vizier saying: „O you honourable vizier, I know someone who owns some magnificent war horses. He would like to deliver them to an ally of the Sultan. If you put in a good word for him with your Sultan, it will not be to your detriment.“
At this the vizier’s eyes sparkled. He could already see the gold coins flashing in his pockets. Unfortunately, however, it was not in his power to influence the sovereign in this matter. For the Sultan’s warhorse commission was under the control of the very Grand Vizier whom the vizier envied so much for his riches.
However, the vizier knew about one of the Grand Vizier’s weaknesses: He had a boy toy with whom he regularly met in a secret opium den. To this place, the vizier sent one of his slave girls. She met there with a servant of the opium dealer.
Instructed by the vizier, the slave girl said to the servant: „The next time the grand vizier comes to your house with his boy toy, you shall add a poison to their opium. If you succeed, my lord will reward you richly. If not, you will pay with your head.“
The servant did as he was told – and indeed the end of the Grand Vizier was sealed. Even in death, however, he still caused the vizier trouble. For he did not exhale his soul in the opium den, as the vizier had hoped, but only later, when he was back in the palace and was about to relieve himself.
As a matter of chance, he was found there by a poor slave girl who had come to cleanse the place of greatest uncleanliness. This slave girl had the house of a beggar woman, but in return the Almighty had lit a bright light in the house of her spirit.
So the vizier thought to himself: „This slave girl could still be dangerous to me. I’d better get rid of her as well.“
Once cleaning up, he also ordered up a poison mixture for the boy toy, who had survived the first attack. Blinded by the glow of gold, his heart grew darker and darker.
A demonic calm spread in the vizier’s heart after he had given the new killing order. In gloomy anticipation of the forthcoming shower of gold, he retreated back to his chambers and waited for the seeds of evil to sprout.
But the peace that the demons provide is deceptive. For the slave girl with the house of a beggar was in return rich in friends who supported her in words and deeds. Together they groped their way along the dark paths that the evil spirit of the vizier had taken. And when they had deciphered his dark secret, they wrote this fairy tale, through which his poisoned soul became an open book to everyone.
A Strategy Meeting
Lidia Afanasyevna’s hands trembled as she skimmed the text of the fairy tale on the flyer once again. Would it really have the desired effect? Or had it been a mistake to disguise the information in a fairy tale?
After all, there had been a pretty heated discussion among them about the right approach. Lutz had originally favoured a different plan. He thought the most promising strategy would be to contact the „vizier“ disguised as an arms broker and offer him a deal including a fat commission. If he had gone for it, the trap would have snapped shut.
Igor, however, had shaken his head in displeasure at this suggestion. „I can’t see any point in that!“ he had countered. „To be honest, these ever-new little games gradually seem ridiculous to me. Have you forgotten what that Maxim said? The preparations for the attacks on Lidia and Leona are obviously already very advanced! Do you want to risk them losing their lives while we continue to play secret service? No, I think we should finally go to the police!“
Lidia Afanasyevna had noticed with great satisfaction how Igor worried for her life. Actually, she had been discovering a softer, more caring side to him for some time that she had considered buried for a long time.
Even when she had finally told him about her dismissal, his reaction had been quite different from what she had feared. Instead of reproaching her, he had taken her in his arms and said that they would get through this together. If necessary, he would just have to take on one more odd job.
Maybe, she thought, Alyosha had been right after all: sometimes you have to be thrown off track to find the right track for your life.
Lutz, however, still didn’t think the police were helpful in protecting Lidia Afanasyevna and Leona. „What are you going to tell them?“ he had asked Igor. „In fact, we have no concrete evidence against this Horni and his mafia-like arms brokering agency, nor against his new contact on the Defence Committee. If anything, we could have this gangster couple arrested. But they’re just stooges! If we bring them down, their client will simply get new helpers – and these will be even more dangerous for us, because we don’t know them and have no insight into their plans.“
„Can someone tell me what you’re talking about here?“ Leona spoke up. „Your General Staff debates make me feel like a blind man playing Parcheesi!“
Russian Involvement?
A brief silence fell. Leona’s remark had the effect of a strong coffee after an alcohol binge.
„Well, that Horst Wesel was keen on your Richie’s commissions,“ Lutz finally explained. „I thought that was clear.“
„To be honest: I don’t think it’s all that clear,“ Julia objected. „As far as I know, our dear Mr. Wesel has spoken out strictly against arms deliveries to Ukraine. But if he stops the deal, he of course won’t earn anything from it.“
„If the weapons are not delivered to Ukraine, another country will benefit from them,“ Igor countered. „If it’s only about the commission, it doesn’t matter where the journey goes.“
„But to profit from the arms deliveries, he wouldn’t have had to kill his competitor,“ Lidia Afanasyevna pointed out. „After all, there are quite different possibilities in politics.“
„Exactly!“ exclaimed Julia in agreement. „And that’s why the KGB probably has a hand in it. For this Mr. Wesel that would be doubly profitable: he could pocket money from Russia for the execution of the contract murder and at the same time secure future commissions for arms deliveries – which then of course wouldn’t go to Russia’s enemies.“
„The KGB is now called FSB – or GRU,“ Lutz corrected her miffedly. He obviously didn’t like the fact that his beloved Russia was mentioned in the same breath as this corrupt German politician. „And if you want to know my opinion: the Russians don’t need to resort to such means. They could just turn off the gas tap if the arms deliveries go against their grain.“
„Basically, that doesn’t matter to us,“ said Igor. „The only thing that counts for us is how we can protect Lidia and Leona from further attacks. To do that, we need to know the instigator – and I think we all agree that the trail leads to Horst Wesel.“
„What if we confront this Mr. Wesel directly with our accusations?“ suggested Leona after a short pause. „Sometimes the straight path is the best! Let’s just drop in on him and tell him to his face what kind of person he is.“
Lutz laughed mockingly. „And then he’ll get down on his knees before you and ask your forgiveness for his misdeeds as a repentant sinner – is that what you’re hoping for?“
Leona punched him lightly in the side: „Shame on you – how mean you are!“
„But seriously,“ Lutz continued the thought, „if you accuse someone like that of being involved in dirty arms deals, he will calmly explain to you that these are in fact agreements he made in the interest of the German people and to promote the European security architecture. Then he will call his friends from the secret service – and the next day Igor will have to defend himself against the accusation of being a stooge of the Russian mafia, I will once again be caught up with my GDR past, and Leona and Julia will happen to get a visit from the vice squad.“
„The vice squad?“ Igor looked at him in confusion. „What would they be doing at Julia’s?“
Julia gave Lutz a reproachful look, but he just smirked. „All I’m saying is that if you know the right people and have the right resources, you can construct any charge you want against anyone.“
Eager to quickly change the subject, Julia suggested: „Maybe we shouldn’t just confront the accused himself with the allegations, but spread the charges more broadly.“
„And how do you imagine that?“ asked Lutz challengingly. „Do you want to start a defamation campaign on the net? There are thousands of such shitstorms every day – no one takes them seriously anymore!“
„I was thinking more of a flyer campaign,“ Julia specified. „For example in the Bundestag, in the middle of a parliamentary debate – that way we would be guaranteed a lot of attention!“
Lutz waved it off. „Nonsense! Then we would just be taken away as hooligans – and the flyers would disappear unseen into the wastepaper basket.“
A Fabulous Idea
At this point Lidia Afanasyevna had intervened in the discussion: „And if we spread the information in encrypted form?“
The others just looked at her uncomprehendingly. „What do you mean by that – in encrypted form?“ asked Lutz. „Do you think a piece of information that no one is interested in anyway will be more interesting if you have to laboriously decode it first?“
„Maybe that’s indeed not a bad idea,“ mused Igor, supporting his wife. „Just think of those stupid riddles in the magazines you flip through at the doctor’s. You don’t care about the result, but the challenge still tempts you to crack the mental nut.“
„That’s right,“ Lidia Afanasyevna confirmed. „But I had actually thought of something else: if the information we want to spread is perceived as untrustworthy, people might take it more seriously if we also present it in an untrustworthy setting. According to the principle: minus multiplied by minus equals plus. If I dress reality in the garb of fiction, the recipients of the message may feel more challenged to discover a grain of truth in it.“
That’s how they had come up with the idea of the fairy tale. However, when the story was finished, they had to realise that the text was a bit too long for a flyer. At Julia’s suggestion, they had therefore added two old depictions of viziers to the upper left and right margins, into which they had copied the heads of the two politicians who had been transformed into fairytale figures.
In addition, they had included a photo of Kiev’s Maidan Square in the flyer as a background to the text, in the manner of a watermark. In particular, the Independence Monument towering over the square and the Lyadsky Gate with the Archangel Michael were clearly visible on it. With the help of these – as Julia put it – „eye-catchers“, they wanted to arouse additional interest for the text.
So now they were sitting in the visitors‘ gallery of the Bundestag, waiting for the best moment to rain the flyers down on the MPs. Lutz had used his connections to get them into a group of visitors where a few participants had cancelled.
At the debate they were allowed to attend, there was even a defence policy issue on the agenda. So it was not unlikely that Holger Wesel himself would take the floor – which would have been the most effective time to drop the flyers. So far, however, he had not made an appearance.
Of course, it was clear to them that the flyer rain would immediately call the security guards into action. In order not to be incapacitated at this crucial moment, they had agreed that only one of them should drop the flyers. Lutz had suggested to draw lots to this end, but Igor had volunteered to take over this part.
„I am the least suspicious of all of us,“ he had decided without further ado. „I’m the least likely to be declared a terrorist.“
No doubt, thought Lidia Afanasyevna, Igor had really become a different person since they fought together against injustice. Or had she just not – or no longer – known him well enough before that? Had the age-old image she had formed of him at the beginning of their relationship simply already been too rigid, too dusty?
Bilder / Images: Yumiko124: Aladin (Pixabay); Gino Crescoli: Flyer (Pixabay)