Das Lächeln, das dir kürzlich entlaufen ist, lag auf einmal wieder vor deiner Tür. Fröstelnd bat es um Einlass, so dass du Mitleid mit ihm hattest und ihm aufgesperrt hast. Als es dir in die Küche gefolgt ist, hast du ihm sogar ein paar alte Erinnerungen aufgewärmt, damit es wieder zu Kräften kommt.
Am Abend hat sich das Lächeln zu dir ins Bett gelegt und deine Träume umschnurrt. Lange hast du nicht mehr so fest geschlafen.
Anderntags war das Lächeln verschwunden. Zuerst dachtest du, es würde schon in der Küche auf dich warten, aber auch da fandest du es nicht. Zu deinem eigenen Erstaunen warst du gar nicht traurig darüber, und du empfandest auch nicht den Drang, die Straßen nach ihm abzusuchen. Du spürtest, dass es noch da war, auch wenn du es nicht mehr sehen konntest.
Später, als du nach draußen gingst, hast du das Lächeln wiedergefunden. Es schimmerte dir entgegen aus den Gesichtern der Entgegenkommenden, mit zarten Fäden überwand es die Mauern zwischen dir und ihnen und verspann euch alle zu einem Kokon aus heiterer Gelassenheit.
Bild: Jenny Sturm: Steinerne Brücke im Herbst
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rotherbaron
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Hier ein kleiner Reblog passend zu einem sommerlichen Herbst:
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