Liebesgedichte von Ilona Lay / Love Poems by Ilona Lay

Neue Reihe auf LiteraturPlanet

Der Poetry Day auf LiteraturPlanet präsentiert ab heute Liebesgedichte von Ilona Lay, samt kurzen Begleittexten.

English Version

Unser Poetry Day widmet sich ab heute Liebesgedichten von Ilona Lay. Die Gedichte sind teils noch unveröffentlicht, teils liegen sie nur als Analogdruck vor, teils sind sie bislang nur online verfügbar. Daraus ist die Idee entstanden, alle bislang sechs Liebesgedichte der Autorin einmal in einer eigenen Reihe zu präsentieren.

Den Gedichten sind jeweils kurze Begleittexte beigegeben. Diese sollten allerdings nicht als Interpretationen missverstanden werden. Sie sind eher dazu gedacht, die dichterische Meditation in einem kleinen Gedankenflug aufzunehmen und so zu weiteren Betrachtungen anzuregen.

Wer die Gedichte zunächst ganz auf sich wirken lassen möchte, kann zunächst die Hörfassung anklicken, die sich zu jedem Gedicht findet. Aber auch das ist natürlich nur ein Angebot, das man – wie alles im großen Gemischtwarenladen des Internets – annehmen oder ablehnen kann.

Bilder: Gerd Altmann: Kerzen vor Weltall (Pixabay); Zacharias da Mata: Woods in foggy full moon night (fotolia); Steve Buissinne: Landschaft (Pixabay); Gerd Altmann: Sonnenuntergang (Pixabay); Johannes Plenio: Spiegelungen / Reflections (Pixabay); Zhanna Ocheret: Schwäne auf dem See bei Nacht (123RF); Pexels: Schwäne im Mondlicht (Pixabay); Lars Nissen: Vogelschwarm bei Sonnenuntergang (Pixabay); ID 8926: Sonnenuntergang / Sunset (Pixabay)

Musik: RelaxingSounds (Katowice/Kattowitz, Polen): Healing Time (Pixabay)

Abend einer Trennung

Dort der Docht, der im Dunkeln verglimmt,
die Schemen der Schatten vereint mit der Nacht,
in lautlosem Tanz mit dem Nebel verschwimmt,
erinnert mich an uns.

Dort der Baum, der die Dämm’rung durchzweigt,
vom Streicheln des Windes im Wipfel sich neigt,
doch fest mit den Wurzeln sein Wachstum beschützt,
erinnert mich an uns.

Dort die Schwäne, die leise sich wiegen,
von träumenden Geistern die Flügel behaucht,
in Perlen aus Mondlicht die Federn getaucht,
erinnern mich an uns.

Dort der Schweif, der den Himmelsschluss ziert,
der bald schon verblasst und doch niemals vergeht,
an tiefere Ufer nur nachts sich verliert,
erhält dich in mir.

Trennungen überbrücken – einst und heute

Liebende, die heutzutage voneinander getrennt sind, werden sich wohl beim stundenlangen Skypen die Augen aus dem Kopf gucken. Vor nicht allzu langer Zeit führten Trennungszeiten – durch endlose Telefonate – dagegen eher zu geröteten Ohren. Noch früher waren Finger und Handgelenke die Leidtragenden, die für die ellenlangen Briefe büßen mussten.

Und davor? Blieb den Liebenden nichts anderes übrig, als auf die Kraft der Illusionen zu vertrauen. Für Kinder ist so etwas bei Trennungen ganz normal. Sie sind jenem magischen Denken noch viel näher, das die vermissten Personen in Gegenständen aller Art wiederfindet, die mit den fernen Eltern, Geschwistern oder Freunden in Verbindung stehen.

Dies können persönliche Dinge aller Art sein, aber auch der Mond, dieser Reisegefährte, der uns überallhin begleitet und so eine geheime Verbindung zu jenen schafft, die von einer anderen Stelle des Planeten auf ihn schauen. Eine magische Aura umweht darüber hinaus natürlich auch die Wege, über die man Arm in Arm spaziert ist, und die Orte gemeinsamer Erlebnisse.

Liebesmagie in den Zeiten des Cyber-Datings

In einer Zeit, in der alle sich überall jederzeit miteinander in Verbindung setzen können, erscheinen solche Formen imaginierter Nähe obsolet. Allerdings bleibt auch nach dem perfektesten Treffen in der Cyber-Welt oft ein Gefühl des Ungenügens zurück.

Noch kann die virtuelle Illusion von Nähe eben nicht den Geruch des anderen ersetzen, dieses Gefühl des Miteinanderseins, das auch dann anhält, wenn man sich in verschiedenen Räumen aufhält – und erst recht nicht den Rausch einer innigen Umarmung.

Manchmal entsteht Nähe eben vielleicht doch eher, wenn man die Augen schließt und sich in einen vorgestellten Dialog mit dem anderen versenkt – wenn man sich also jenes gemeinsame Schweigen erträumt, das die Wirklichkeit einem versagt.

English Version

Love Poems by Ilona Lay

New Series on LiteraturPlanet

Starting today, our Poetry Day on LiteraturPlanet presents love poems by Ilona Lay, along with short accompanying texts.

In the following weeks, our Poetry Day will be devoted to love poems by Ilona Lay. Some of the poems are still unpublished, some are only accessible as analogue prints, others are only available online. Moreover, only two poems have been translated into English so far. This gave rise to the idea of presenting all six of the author’s love poems in a series of their own.

The poems are each complemented by short accompanying texts. However, these should not be misunderstood as interpretations. They are rather intended to take up the poetic meditation in a short flight of thought and to encourage further contemplation.

Evening of a Lonesome Lover

The candle that silently fades in the dark,
uniting the shadows‘ contours with the night,
blurring in languorous dance with the fog,
reminds me of us.

The willow, intertwining with the twilight,
bending, caressed by the wind, in the top,
yet firmly protecting its growth with its roots,
reminds me of us.

The swans and the seagulls that quietly sway,
their wings lulled by spirits that dress them with dreams,
their plumage enwrapped in a garment of moonlight,
remind me of us.

The roses that blossom along the horizon,
that brilliantly wither, yet never decay,
descending to other horizons at night,
preserve you in me.

Bridging Separations – Today and in Former Times

Lovers who are separated from each other nowadays will probably have their eyes reddened from hours of skyping. Not so long ago, separation times rather led to reddened ears, caused by endless phone calls. Before that, fingers and wrists were the ones who had to pay for the separation, bridged by endless letters.

And when even mails were not yet a self-evident part of everyday life? In those times, lovers had no choice but to trust in the power of illusions. For children, such a form of imagined closeness is quite normal during separations. They are still much closer to that magical thinking that finds the missing persons in objects of all kinds that are connected to the distant parents, siblings or friends.

These can be personal things of all types, but also the moon, that travelling companion that accompanies us wherever we go, creating a secret connection with those who look upon it from another part of the planet. In addition, a magical aura naturally surrounds the places of shared experiences and the paths we walked hand in hand.

The Magic of Love in the Age of Cyber Dating

In a time when everyone can connect with each other everywhere at any time, such forms of imagined closeness seem obsolete. However, even after the most perfect meeting in the cyber world, a feeling of unease often remains.

After all, the virtual illusion of closeness cannot yet replace the smell of the other person, that feeling of togetherness that lasts even when we are in different rooms – and certainly not the exhilaration of a heartfelt embrace.

Thus, the feeling of closeness is sometimes more likely to arise when we close our eyes and immerse ourselves in an imaginary dialogue with the distant person – when we dream of that shared silence that reality denies us.

Bilder / Images: Johannes Plenio: Spiegelungen / Reflections (Pixabay); Zacharias da Mata: Nacht / Night (Fotolia)

2 Antworten auf „Liebesgedichte von Ilona Lay / Love Poems by Ilona Lay

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