Zacharias Mbizos Traumwelten/8

Nachdem wir uns in der vergangenen Woche schon in den Sommer hineingeträumt haben, tauchen wir heute in unseren Traumwelten ein in die schwerelosen Unterwasserwelten, wo alles ganz anders ist als über Wasser.

Die Stadt, die wie aus dem Nichts vor dir auftaucht, ist aus purem Gold. So hell erstrahlen ihre Zinnen, dass sie förmlich im Licht zu ertrinken scheint.
Gerne möchtest du die Stadt betreten, um sie auch von innen zu erkunden. Aber wie das flirrende Licht in der Wüste die Konturen der Dinge zerfließen lässt, entzieht sie sich dir, sobald du dich ihr näherst. Nur aus der Entfernung öffnet sie sich zu einem Palast, in dem deine Wünsche sich glitzernd spiegeln.
Auf den Zinnen siehst du goldene Amseln sitzen, deren Gesang so betörend ist, dass nur die Eingeweihten seine Schönheit ertragen. Und die Menschen, die einander in den lichtdurchfluteten Gassen nahe kommen, tun dies mit der Bedächtigkeit von Wolkengeschöpfen, die wissen, dass sie sich mit jeder Berührung einander anverwandeln.
So plötzlich aber, wie sie vor dir aufgetaucht ist, zerfällt die Stadt auch wieder. Ein dunkler Schleier senkt sich auf sie herab, und sie versinkt im See.
Benommen, mit tanzenden Sternen vor den Augen, wendest du dich um – und blickst auf den Zwilling der goldenen Stadt. Anstelle der sonnendurchwirkten Zinnen starren nun jedoch nachtschwarze Türme dich an, die dir aus tausend Spiegeln dein eigenes Bild zurückwerfen, und die Bewohner der Stadt irren verloren durch die Trümmer ihrer Zukunft.

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Hinter den Wellentoren

Bild: Wiktor Wasnetsow (1848 – 1926): Unterwasserturm (1884); wikiart.org