Edgar Fuhrmann: Hauptbahnhof

Über das Buch

Die Texte dieses Erzählbandes handeln von Menschen am Rande der Gesellschaft, die als Treibgut am Hauptbahnhof stranden, diesem labyrinthischen Zentrum moderner Gesellschaften. Realistische Erzählungen wechseln sich dabei ab mit Texten, die das Geschehen wie unter einer Lupe betrachten und so eine neue Sicht auf die Dinge ermöglichen. Vollständig überarbeitet und erweitert.

Hardcover

Preis: 14,80 €

Der Autor

Edgar Fuhrmann gehört zum Kreis der so genannten Ecartisten um den Blogger Rother Baron, die 2008 den Verlag LiteraturPlanet gegründet haben. Er hat in jungen Jahren ausgedehnte Reisen mit der Bahn unternommen. Dabei ist er immer wieder Menschen begegnet, die aus unterschiedlichen Gründen in Not geraten sind.

Vollständig überarbeitete Ausgabe als eBook

EPuB

Kindle

Preis: 4,49 €

Zitat

Eine Weile lang sah sie den ein- und ausfahrenden Zügen zu, dem metallischen Glitzern der Sonne auf den Dächern der Waggons, wenn sie sich raupenartig in der Ferne verloren. Sie überlegte, ob sie nicht einfach in irgeneinen Zug einsteigen sollte – ganz egal, wohin die Reise ginge.“

Leseproben

Rezensionen

Thorsten Wiedau:

Gerade bei kleineren Verlagen wird man oft fündig bezüglich guter und auch kritischer Literatur. In diesem Fall, bei dem Verlag Literatur Planet wurde ich auf das Buch HAUPTBAHNHOF aufmerksam, denn ich selbst benutze den Zug öfters und habe mir auch schon so meine Gedanken gemacht bezüglich all der Menschen die kommen und gehen und auch dort bleiben, freiwillig oder nicht. Das Buch HAUPTBAHNHOF von Edgar Fuhrmann nimmt uns mit auf eine Reise an einen Knotenpunkt der Menschheit, einfach, unprätentiös und doch mit viel Schicksal verwoben.
[ …]
Ist es der nie abgeschickte Brief, welcher achtlos bei einer Mülltonne liegt? Ist es die Bahnhofsmission in der man sich selbst nie wiederfinden möchte? Ist es der Alkohol als neuer Freund und wärmender Kumpel? Oder der Asylbewerber, dem niemand die Hand gibt?
Der Bahnhof ist Konzentrationspunkt und Durchgangsstation zugleich. Er kann schmutzig sein aber auch neonhell erleuchtet – zeitweise sogar beschallt mit klassischer Musik, um unliebsame Gäste zu vertreiben. Selbst das so selbstverständliche Zusammentreffen zweier Homosexueller auf dem Bahnsteig bekommt in den Augen der Anderen etwas Ruchloses und Verbotenes.
[ … ]
Das Buch BAHNHOF von Edgar Fuhrmann zeigt uns kaleidoskopartig eine ganze Sammlung von interessanten Kurzgeschichten, welche sich um und in dem Ort der Orte drehen – dem Bahnhof einer jeden Stadt.

Marlis Eifert:

Gemeinsam ist den Prosaskizzen und Erzählungen, rund um den ‚Hauptbahnhof‘ eine Spannung zwischen Deutung und Wahrnehmung. Eine explizite Deutung des Geschehens durch den Autor tritt bei den Prosaskizzen im Stil des nouveau roman weitgehend zurück. Es bleibt bei der extrem detaillierten Wahrnehmung des Erzählers. Der ‚Kuss‘ degeneriert zum Aufeinanderzubewegen von Lippen, die Rose zu kleinen roten Blättern, die sich um eine Mitte drängen…(Ankunft)
Mit keinem Wort wird in ‚Das Bündel‘ etwas gesagt vom Tod eines Obdachlosen. Der Obdachlose wird zum ‚Bündel‘, das vorübergehend den Weg versperrt.
In den Erzählungen geraten Menschen in das Blickfeld- nicht nur Teile von Menschen (pars pro toto). Allerdings ist auch hier das Ausschnitthafte die Regel- keine biografische Entwicklung, keine Rückblenden, die den gegenwärtigen Zustand erklären könnten. Ob es sich um die Beschreibung der Überlebensstrategien einer Obdachlosen handelt, um eine kurze -erneute- Begegnung mit einem Asylbewerber oder um den Tageslauf eines ‚Arbeitslosen‘: Der Leser wird in die Lage versetzt zu deuten, er versteht. Er identifiziert sich mit dem Drogenabhängigen, der von einem Polizeispitzel betrogen wird. Oder mit der Rollstuhlfahrerin, die vergeblich auf ihren Vater wartet. Oder auch mit dem Arbeitslosen, der seine Situation nicht begreifen will, sich in eine Scheinwelt flüchtet.
Der Erzählband endet mit einem ‚Märchen‘. Die realitätsbezogene Wahrnehmung von Geschehnissen auf und um den Bahnhof tritt in dieser Parabel auf die kapitalistische Gesellschaft ganz zurück. Aber eine Erklärung, Deutung für das Geschehen ‚rund um den Hauptbahnhof‘ ist nun möglich. Kann es eine gerechte Welt ohne Obdachlose…geben, wenn kapitalistische Verhaltensformen die durch Reduktion auf Geld, Gold und Börse definiert sind, in einer Gesellschaft vorherrschen?
Edgar Fuhrmann verzichtet weitgehend auf vordergründige Spannungsmomente. Die Prosaskizzen und Erzählungen setzen in starkem Maß die Mitarbeit der Leser voraus. So werden sie wohl nicht auf den Bestsellerlisten des Spiegel… zu finden sein. Aber das Lesen lohnt sich.

Titelbild: Andreas Mattern

4 Antworten auf „Edgar Fuhrmann: Hauptbahnhof

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